Später Aufbruch mit Verzögerung – Tag 1 bis Tag 10 – Regensburg – Kalo Nero
Tag 1 – Do. 25. April 2019 – Anreise zur Fähre in Ancona – Zwischenziel Ravenna
Wir sind schon auf der Autobahn als Winfried bemerkt, dass wir das rot-weiße Warnschild für unsere Räder vergessen haben. Wir müssen also umkehren und so brechen wir erst gegen 9.30 Uhr endgültig auf. Unser Ziel für den heutigen Tag ist Ravenna. Gegen 17.30 Uhr, nach 763 km, kommen wir auf dem Parkplatz in der Via Pomposa 79 an. Hier wollen wir die erste Nacht verbringen.
Die Stadt Ravenna ist kein geschlossenes Ensemble, mehrere Welterbeobjekte liegen verteilt über die Stadt, so z. B. das Grab des Theoderichs und vor allem die berühmten Mosaiken in den frühchristlichen und byzantinischen Baudenkmälern.
Grab des Theoderich in Ravenna
Hafen von Ravenna
Tag 2 – Fr. 26. April 2019 – Ravenna – Fano
Nach dem Frühstück besichtigen wir das Mausoleum des Theoderich, vor der Menschenschlange der Galla Placida kapitulieren wir. Die berühmten Mosaiken bekommen wir leider nicht zu sehen.
Stattdessen gibt es Cafe Americano und Croissant in der Altstadt. Danach kehren wir zum Bus zurück, allerdings nicht, ohne nochmals die sauberen Toiletten im nahegelegenen Park zu nutzen. Gegen 11.45 Uhr brechen wir auf nach Fano. Den Stau bei Rimini umfahren wir durch eine hügelige Landschaft. Unser heutiger Übernachtungsplatz liegt in der Via Kennedy, ein kostenloser, aber schon recht überfüllter Parkplatz über Fano. Die meisten Wohnmobilisten hier sind vermutlich ebenso auf dem Weg zur Fähre nach Ancona.
Mit dem Rad fahren wir ans Meer und halten Ausschau nach alternativen Stellplätzen. Eine wirkliche Alternative finden wir nicht. Allerorts sind hier Vorbereitungen auf den Ansturm der Sommergäste in vollem Gang. Anschließend in die schöne von der Augusta Murro umgürteten Altstadt mit seinen Gässchen. Wir setzen uns auf der Piazza XX Septembre vor dem Theatro della Fortuna in ein Cafe und studieren den Stadtplan aus der nahegelegenen Info. Nach einem kleinen Abstecher zur Ruine der Chiesa di S. Francesco kehren wir zum Stellplatz zurück. Wir wechseln mit unserem Bus auf ein freigewordenes Sonnenplätzchen und danach gibt’s „Anlegerbier“.


Tag 3 – Sa. 27. April 2019 – Fano – Ancona – Patras
Frühstück mit Schafskäse, Weißbrot und Kaffee, danach Katzenwäsche im Auto. Mit dem Rad fahren wir in die Stadtmitte von Fano. In allen Gassen und auf allen Plätzen ist Markt und es herrscht reges Treiben. Wir stellen unsere Räder ab, besuchen das „Museo Archeologico“ mit Münzen, Gefäßen und Bildern etc. Höhepunkt ist die saubere Toilette. Über den Arco d’Augusto, einem römischen Stadttor in der guterhaltenen Stadtbefestigung und der Statue des Augustus, geht’s zurück zum Parkplatz.
Fertigmachen zur Abfahrt und Aufbruch zur Fähre nach Ancona gegen 11.30 Uhr. Viel zu früh, gegen 13.15 Uhr kommen wir im Porto Ancona an, erledigen das Einchecken am Schalter der Minoen Line und nun heißt es Warten bis um 17.00 Uhr die Fähre ablegt. In einem kleinen Supermarkt in Hafennähe kaufen wir noch ein paar Biere, Brot und Tomaten. Endlich an Bord holen wir an der Rezeption die Schließkarten für unsere Innenkabine, die wir nach Durchwandern von endlos langen Gängen auch finden und machen uns anschließend auf den Weg zum Sonnendeck. Die Borddurchsagen sind nur rudimentär zu verstehen. Der Reisekaugummi, den wir vorsichtshalber schon seit vor Abfahrt kauen, macht eine pelzige Zunge. Ziemlich pünktlich um 17.05 Uhr legt die Fähre ab.

Die Kartenrunde in einem der unterkühlten Räume ist ausgeglichen, der Sänger schmeißt nach 2 Songs mangels Publikum das Handtuch. Nach mehrfachem Platzwechsel auf den ausgeleierten Polstersitzen essen wir im Selbstbedienungsrestaurant Salat und lauwarme Pommes. Gegen 10.00 Uhr gehen wir zu Bett und verbringen eine gute Nacht in der Minikabine.

Tag 4 – So. 28. April 2019 – Fähre nach Patras – Kalogria
Erste Durchsage um 7.30 Uhr mit Hinweisen auf Frühstücksmöglichkeiten. Winfried stolpert kurz nach acht auf Deck, ich wasche Haare und geselle mich pünktlich zur Einfahrt in Igoumenitsa am Heck dazu und wir beobachten die Anlandung der Fähre. Herrliches Sommerwetter!
Nach dem Ausbooten in Patras finden wir einen schönen Stellplatz bei Kalogria direkt am Meer. Den ortseigenen Campingplatz lassen wir rechts liegen und fahren weiter bis die Straße nicht mehr weiter geht. Die Strandbar bietet nur Getränke und schließt gegen 19.30 Uhr. Heute, am Sonntag sind junge Leute hier am Strand, aber unter der Woche ist man hier, wie uns Camper berichten allein. Vor uns das Meer und feiner Sandstrand, hinter uns eine riesige Sanddüne und ansteigender Fels. Wir beehren die Strandbar, kochen dann Arrabiata und sind froh, diesen schönen Platz gleich zu Beginn unserer Peloponnes-Rundfahrt gefunden zu haben. Den Abend beschließen wir, solange die Sonne noch am Horizont steht, mit einem Strandspaziergang.


Tag 5 – Mo. 29. April 2019 – Strand von Kalogria – Ausflug nach Loutra Kounoupeli
Nach dem Frühstück mit Kaffee, Brot, Schafskäse und Tomaten geht es mit dem Rad erst die Straße Richtung Lapas, dann rechts einen Schotterweg nach Loutra, einem menschenleeren Fischernest am Fuße einer alten Festung. Eine verfallene Anlage eines ehemaligen Sanatoriums. Der Weg führt durch einen herrlichen Pinienwald, vorbei an verschilften Seen und großen Pfützen, deren Tiefe schwer abzuschätzen ist. Zurück nehmen wir die Straße Richtung Patras und machen einen Riesenbogen, bis wir wieder bei unserem Bulli in Kalogria landen. Insgesamt haben wir heute 45,39 km mit dem Rad zurückgelegt, das reicht zumindest für ein Anlegerbier. Unterwegs konnten wir in Manolas einen kleinen Laden finden, der Brot, Bier und Tomaten im Angebot hatte. Am Vormittag hatten wir uns zum Sonnenbad an den Strand mit der Bezeichnung „La mer“ gelegt und Lu, die tapfere, ist sogar ins Wasser gegangen und ich habe immerhin meine schwarze Manchester-Hose ausgezogen, eine Badehose hatte ich nicht dabei.
Tag 6 – Di. 30. April 2019 – Strand von Kalogria – Badebucht und Wanderung – Radausflug
Wanderung am Ende des Strandes von Kalogria auf die große Düne, vorbei an einem verfallenen Steinhäuschen durch die Macchia bis zu einer kleinen einsamen Bucht. Badepause. Muscheln sammeln, wir ganz allein. Gegen 13.00 Uhr Aufbruch und Fortsetzung der Wanderung über dem Meer am Bergrücken entlang Richtung Norden. Entdecken eine weitere einsame Bucht und überlegen evtl. mit dem Bus hierher zu fahren. Üppige Vegetation von Blumen, Kräutern und Gräsern. Zahlreiche Insekten wie wilde Bienen, Käfer, Heuschrecken…. Ein Weg ist erkennbar – scheint für PKWs geeignet. Allerdings kein einziges Auto zu sehen. Verdächtig! Wir könnten jetzt gut einen Feldstecher gebrauchen, leider ist dieser im Bus geblieben. Gleiche Strecke zurück zum Auto. Bier in der Bar und weitere Geschäfte…
Am späten Nachmittag schwingen wir uns wieder aufs Rad und erkunden einen Zugang zur sagenhaften einsamen Bucht immer links am Bergrücken entlang. Eine recht gewaltige grünbekopfte Schlange überquert vor uns die Straße. Wir glauben schon einen guten Zugang gefunden zu haben, da mahnen uns wilde Hunde und eine aufgerissene Straße zur Umkehr. Mit Steinen bewaffnet und unter lautem Geschrei entkommen wir knapp der Meute der bissigen Hunde. Zurück nach Kalogria, Einkauf im MiniMarket des Camping Stops. Kein Brot, keine Tomaten, kein Käse, aber immerhin Bier und verpackte Croissants, eingeschweißte Oliven aus der Region und Wasser.
Tagesausklang mit Lesung am Strand aus „Sunset“ von Klaus Modick und bewährten Arrabiata. Batterieladezustand 100%. Die Sonne hat voll ihren Dienst getan. Morgen ist der 1. Mai und wir hoffen auf eine ruhige Nacht ohne Hexentreiben an der Strandbar. Diese Nacht verbringen wir vermutlich allein am Strand. Die beiden vorherigen Nächte hatten wir Gesellschaft eines Paares aus Wesel, deren Abstammung aber eher ein östliches Nachbarland wie Polen oder Russland ist.
Winfrieds lichtes Haar weht wieder frisch in der Abendbrise, dank Trockenshampoo!
Tag 7 – Mi. 1. Mai 2019 – Kalogria – Palouki
Früh begrüßt uns die Sonne, etwas später macht der Himmel zu. Wini spürt nachts Schmerzen am rechten Fußgelenk, zuerst Ferse, dann Knöchel und Fußrücken, die Schmerzen halten dummerweise gehen trotz Schmerztablette nicht zurück. Äußerlich ist nichts zu sehen, keine Ahnung woher das kommt. Wie erwartet führt uns die Straße nach den Pinienwäldern um Kalogria in eine fruchtbare, aber fürs Auge langweilige Gegend. Der Campingplatz in Palouki ist recht schön, in Parzellen aufgeteilt, unter Bäumen. Wir ergattern einen Platz am Strand. Hier stehen auch einige Bullis, Deutsche, Holländer, Schweizer. Die jungen deutschen Familien machen einen vernünftigen Eindruck, bislang haben wir noch kein Kind schreien gehört. Wir nutzen ausgiebig die Toiletten und Lu kann endlich duschen und Haare waschen.

Nix mit Haare waschen. Es fängt an zu regnen und wird recht kalt. Grausig die Vorstellung jetzt im unbeheizten Badehaus nackt zu stehen. Gegen 17.00 Uhr hört der Regen auf und es kommt allmählich die Sonne raus. Wir essen in der campingplatzeigenen Taverne griechischen Salat, Souvlaki und Fleischpflänzchen. Das Gemüse ist leider kalt. Geschmack ok aber nicht überwältigend. Kommen ins Gespräch mit Schweizern, dann mit Schwaben. Diese berichten über ihre abenteuerliche Anfahrt durch das Landesinnere von Albanien.
Tag 8 – Do. 2. Mai 2019 – Am Strand von Palouki
Heute ist Ruhetag am Strand. Winfried kann wieder mit seinem Fuß auftreten. Wir frühstücken direkt am Strand bei strahlendem Sonnenschein. Danach schaffen wir Tisch, Stühle, Decke weiter Richtung Wasser und genießen die wärmende Sonne. Winfried forscht und Lu macht mal dies und das. Abermaliger Standortwechsel, aber Wind und Wolken lassen uns dort keine Stunde aushalten. Zurück vom Strand in die Dusche, die längst fällige Reinigung vornehmen. Kaffeetrinken mit Schokocroissants und Lesung aus „Sunset“. Anschließend eine Stunde Arbeit am Hotspot und weitere Reiseplanung. Zum Abend dann Spaghetti Aglio e olio in vollendeter Form und unseren guten Hauswein. Spaziergang zur Mole, Abwasch. Ouzokauf im Minimarket des Campingplatzes. Netter Plausch, wir trinken ein Schlückchen auf Marys Geburtstag.
Tag 9 – Fr. 3. Mai 2019 – Camping Palouki
Nach dem Frühstück bei flauem Wind die Drohne steigen lassen und schöne Aufnahmen vom Strand gemacht. Dann in der Sonne gelegen und ein wenig gelesen. Lu nimmt Kontakt zu Campern aus Nürnberg auf, die schon häufig die Peloponnes besucht haben. Sie empfehlen uns wärmstens, die Festung Kastros zu besuchen, besser die Burg Tornese, die noch aus der Zeit der Kreuzritter stammt. Wir können sie von hier aus mit dem Fernglas ausmachen. Am späten Nachmittag erkunden wir mit dem Rad die Umgebung auf der Suche nach einem Supermarkt. Es ist keiner zu finden, das allernotwendigste bekommen wir aber auf dem Platz hier: Bier, Käse, Tomaten, Croissants, Orangen. Eine seltsame Entdeckung, die uns beide staunen lässt: uns gefällt der Stil wie Klaus Modick das Leben deutscher Emigranten in Amerika beschreibt. Wir fragen uns, was hat dieser Autor noch geschrieben? Wir sind mehr als überrascht, als wir lesen, dass auch „Der kretische Gast“ von Klaus Modick geschrieben wurde, ein Buch, das uns vor zwei Jahren auf Kreta sehr beeindruckt hat.
Tag 10 – Sa. 4. Mai 2019 – Palouki – Olympia – Kalo Nero
Gegen vier Uhr morgens beginnt es zu regnen. Wir schließen unser Aufstelldach und schlafen unten bis neun Uhr weiter. Klappt ganz gut zu zweit unten. Nach Dusche, Frühstück und bezahlen machen wir uns auf den Weg über Pirgos nach Olympia. Unterwegs können wir in einem Supermarkt das Nötigste besorgen. Leider kein Brot im Angebot. Die archäologische Anlage von Olympia ist überwältigend. In der Eintrittskarte inbegriffen sind der Besuch der Museen zu Olympia und den Olympischen Spielen. Alles gut und anschaulich dargeboten; saubere Toiletten sind ebenfalls vorhanden, wenn nicht jugendliche Damen vom Lande ihr Geschäft statt im Sitzen auf der Klobrille stehend erledigen würden. Herausragend ist das Standbild der Nike auf einer dreieckigen Säule gegenüber des gewaltigen Zeustempels. Alles weitere zu Olympia siehe Dumont Reiseführer.

Weiterfahrt Richtung Süden. Gegen 16.30 Uhr Ankunft in Kalo Nero. Der Stellplatz befindet sich am Meer. Hier hat bereits ein halbes Dutzend WoMo-Fahrer Quartier bezogen. Irgendwo unterwegs kaufen wir in einem Supermarkt abgepacktes Brot. Dazu auch zwei Löffel, die wir vergessen haben und außerdem unsere ersten Erdbeeren. Nach Ankunft Plausch mit unseren WoMo-Nachbarn. Brotzeit und kurzer Spaziergang am Strand bis uns einsetzender Regen und aufbrausender Sturm zurück in unseren Bulli treibt.
