Donnerstag, 14.10.2021
Wir stehen erst nach neun Uhr auf, es ist trüb, nachts hat es mal geregnet. Das wird wohl ein Tag im Auto. Mag ich das? Immerhin können wir am späten Vormittag am Strand spazieren gehen. Wir nehmen Kontakt mit unserer Vermittlerin vom ADAC in Regensburg per Mail auf, telefonisch kommen wir nicht durch. Wir wollen die Fährverbindung zu einem naheliegenden Termin festmachen. Zunächst heißt es, der erst mögliche Termin ist der 28. Oktober, allerdings nur Innenkabine. Ja, auch diese würden wir nehmen. Leider ist diese dann schon weg. Und schließlich können wir für den 1. November die Rückfahrt festmachen. So lange wollten wir allerdings nicht bleiben. Irgendwann wird ja das Wetter dann hoffentlich wieder besser, sodass wir auch wieder was unternehmen können.
In der Ferne grollt der Donner unentwegt und es hängen tiefe dunkle Wolken am Himmel.
Mittags gibt es das erste richtige Gewitter und starken Regen. Vor unserem WoMo steht eine Riesenpfütze. Wir haben natürlich keine Gummistiefel dabei, so gehen wir nur noch barfuß mit Badelatschen nach draußen. Am Nachmittag parken wir unser Auto an einen weiter im Inneren des Platzes gelegene, weniger nasse Stelle, in der Hoffnung, hier in der Nacht nicht abzusaufen. Es sind verheerende Gewitter mit extremen Starkregen für die ganze Nacht angekündigt. In einer weiteren Regenpause am Spätnachmittag erledigen wir einen kleinen Einkauf im nahegelegenen Minimarkt einer Tankstelle. Immerhin gibt es hier Kaffee, der ist nämlich alle. Und beim Campingplatzbetreiber können wir Brot für den nächsten Morgen bestellen.
Für schlechtes Wetter habe ich schon zu Hause einige Film und Serienteile von Netflix auf mein iPad geladen. Heute ist die Gelegenheit, einige davon anzusehen, doch Netflix meldet die Downloads als abgelaufen und das Erneuern funktioniert nicht, da wir heute hier keine Internetverbindung haben. Auch in der Nähe der geschlossenen Campinggaststätte gibt es keine Verbindung. Ein Paar, das dort seinen Kaffee unter dem Vordach trinkt, meint, es gebe seit gestern hier überhaupt keine Internetverbindung. Es soll am Wetter liegen.
Ich bin wirklich ordentlich frustriert und bis zum Abend steigert sich meine Angst vor der bevorstehenden Horrornacht enorm. Wir gehen bereits kurz nach neun zu Bett, ich habe mir ein Hörbuch auf die Ohren gelegt und so höre ich den Starkregen nur ganz leise und schlafe tatsächlich irgendwann ein.
Freitag, 15. Oktober 2021
Bis zum Morgen hat sich das Höllenszenario nicht eingestellt. Es regnet zwar immer wieder und es gibt auch Blitz und Donner, doch alles eher moderat. Am Vormittag kommt sogar die Sonne hin und wieder durch, so dass die Hoffnung besteht, dass das Wasser in der Dusche heute etwas warm wird, damit ich meine längst fällige Haarwäsche vornehmen kann. Das Meer ist sehr aufgebracht und riesige Wellen, wie man sie eher von der Atlantikküste kennt, schlagen an den Strand.
Die Waschmaschine, die vor vier Wochen wegen eines Elektroschadens durch die starken Waldbrände auf der Peloponnes defekt war, funktioniert wieder und so beschließen wir, trotz des schlechten Wetters zum Wäschewaschen. Nach dem Befüllen der Waschmaschine nutzen wir die halbe Stunde und fahren in den 2,5 km entfernten Supermarkt. Das Wäschetrocknen wird dann eine kleine Herausforderung. Es gibt immer wieder Gewitter und Regen. Wir hängen also Wäsche auf, wir hängen ab, wir hängen um, tragen bepackte Wäscheleinen unter ein Vordach und wieder zurück. So vergeht der Tag mit emsiger Geschäftigkeit. Das ein oder andere SWäschestück wird so auch im Laufe des Tages trocken. Den Rest verteilen wir für die Nacht im WoMo, was sehr ulkig aussieht. Abends, uns ist schon recht klamm, die Außentemperatur beträgt so grad mal 16 Grad, wollen wir die Heizung anwerfen. Aber natürlich funktioniert sie nicht. Was kann man von einem neuen mehr als 70Tsd. Euro teuren Auto schon erwarten? Der Fehlercode der Heizung mit der Nummer 631 findet sich natürlich nicht im Verzeichnis der Truma-Anleitung. Der Hinweis für solche Fälle lautet, nehmen Sie Kontakt mit einer Werkstatt auf. Ja, super, Freitag Abend auf der Peloponnes. Dann müssen halt die guten alten Wärmflaschen, die wir glücklicherweise dabeihaben, herhalten. Der Gasherd funktioniert ja bisher. Und, man kann es kaum glauben, auch das Internet geht heute wieder etwas, so dass ich heute die Filme von Netflix wieder aktivieren kann.
Abends gibt es heute Bratkartoffeln mit Schnitzel und Gurkensalat. Sehr lecker. Beim Kartenspiel steht es 3:1 für Lu, aber das 4. Spiel um alles oder nichts gewinnt Winfried. Es sei ihm gegönnt.
Samstag, 16. Oktober 2021
Heute sagen wir dem Campingplatz Mani Beach unweit von Gythio adieu und fahren weiter mit Ziel Camping Petalidi oder Camping Koroni. Zunächst geht es ins Landesinnere zügig nach Sparta und dann weiter für 50 km durchs Taygetos Gebirge. Dieses Gebirge trennt Lakonien im Südosten von Messenien im Südwesten der Peloponnes. Wir fahren durch eine atemberaubende Gebirgslandschaft, hohe Gipfel, steil aufsteigende Felswände, dichte Wälder, wie wir sie bisher auf der Peloponnes noch nicht gesehen haben, tiefe Einschnitte in die Landschaft. Einige Male führt die Straße auch unter überhängende Felsen hindurch. Die Straße windet sich Kilometer um Kilometer und es gibt kaum steinfreie Stellen und nahezu über die komplette Strecke droht Steinschlag. Manches Gestein scheint erst vor kurzem abgegangen zu sein. Wir fahren möglichst weit weg vom bergseitigen Straßenrand. Gut, dass es hier kaum Verkehr gibt. An der höchsten Stelle steigen wir kurz zum Fotostop aus, es ist kalt, nur noch 8 Grad.
Nach langem Gekurve erreichen wir Kalamata, das wir glücklicherweise nicht durchfahren müssen. Wir kommen in die fruchtbare Ebene des …. Flusses. Oliven-, Orangen- und Feigenbäume so weit das Auge reicht, ja sogar Wiesen gibt es hier. Überall am Straßenrand werden Gemüse und Orangen in großen Mengen angeboten.
Wir erreichen unser heutiges Ziel, den Campingplatz Petalidi am Messenischen Golf unweit des Städchens Petalidi am westlichsten Finger der Peloponnes. Der Campingplatz wirkt zunächst verlassen, nicht ein einziger Camper ist hier. Direkt am Meer könnte es uns gefallen und siehe da, der Campingplatzbetreiber kommt aus seinem Häuschen und wir lassen uns hier für ein oder zwei Tage nieder. Kurze Zeit nach uns kommen noch zwei weitere deutsche WoMos.
Am späten Nachmittag, gerade bricht die Sonne wieder etwas durch, machen wir uns mit den Rädern auf nach Petalidi. Kaum haben wir das Areal des Campingplatzes verlassen, beginnt es wieder leicht zu regnen. Wir stellen uns kurz unter einen Baum und als der Regen nachlässt, fahren wir weiter. Die Straße ist neu geteert und recht viel befahren, es ist die direkte Verbindung in den Süden Richtung Koroni. Der kleine Ort direkt am Meer gibt nicht viel her. Fast alle Geschäfte sind geschlossen, ob wegen Samstag oder Saisonende können wir nicht beurteilen. In den Kafenions direkt an der Straße sitzen die Männer beim Plausch. Merkwürdig mutet der große Platz mit der Kirche an. Wir umrunden das Areal zu Fuß und vor einem Lokal, das als einziges gut besucht ist, bleiben wir stehen und erkundigen uns bei deutschen Gästen ob es geschmeckt hat. Die können es nur empfehlen und so beschließen wir, auch hier zu essen. Wir entscheiden uns für Hähnchenspieße mit Pitta und Pommes, zusätzlich bestelle ich Tzaziki. Na, uns haut es nicht vom Hocker, außerdem wird es immer kälter und so treten wir rasch den Rückweg an.
Im WoMo bereiten wir uns zunächst eine Wärmflasche und dann versuchen wir wieder die Heizung in Betrieb zu nehmen, was nach langem Hin und Her schließlich gelingt, warum auch immer.
Sonntag, 17. Oktober 2021
Am Sonntagmorgen begrüßt uns die Sonne. Wie schön. Wir wollen weiter, ob nach Koroni oder gleich nach Methoni ist noch nicht entschieden. Nach dem Frühstück schauen wir vor unser WoMo und raus aufs Meer und finden es eigentlich schade, hier schon wieder wegzufahren. Es kommt nicht zu oft vor, dass man nur etwa fünf Meter vom Meer entfernt mit dem WoMo am Campingplatz steht. So beschließen wir, doch noch einen Tag zu bleiben und so kann mein ursprünglicher Plan, die 15 km entfernten Polylimnio Wasserfälle zu besuchen, doch noch realisiert werden. Nach zehn Uhr brechen wir mit den Rädern auf und fahren zunächst etwas in den Norden Richtung Kalamata und biegen dann nach Westen Richtung Pylos ab. Nach weiteren 8 km geht es links ab in Richtung Polylimnio und zu den Wasserfällen. Nahezu die komplette Anfahrt geht es bergauf und mein Radlaku hat nicht die volle Kapazität, so dass ich mich elendig schinde, um nicht zu viel Strom zu verbrauchen. Am Ziel, dem Parkplatz vor dem Zugang zu den Wasserfällen, stellen wir die Räder ab und ich bin richtig platt und klitschnass geschwitzt. Ab hier geht es ein paar 100 m auf einem bequemen Pflasterweg abwärts und schließlich auf Pfaden zu den verschiedensten Wasserspielen. Der steinige Pfad ist nass und sehr rutschig, es ist höchste Vorsicht geboten. Aber es rentiert sich. Immer wieder zwischen dschungelartigem üppigem Grün mit riesigen Oleanderbüschen, Gras- und Farnpflanzen, Bäumen unterschiedlichster Art, mitunter hohem Bambus, fließendes Wasser, das mal nach unten stürzt, sich zum See sammelt und wieder überfließt, um den Weg weiter abwärts zu suchen. Wirklich immer wieder wunderschöne Eindrücke. Wir überqueren mehrfach das Wasser auf kleinen Holzbrücken und je weiter wir vorstoßen, desto schwieriger wird der Weg. Steigeisen erleichtern oftmals den Aufstieg, dennoch muss ich mich oft mit den Händen an Ästen oder Felsen festhalten oder auf den Boden greifen und mich fast auf allen Vieren fortbewegen. Zurück am Parkplatz ziehen dunkle Wolken auf und wir suchen Schutz unter dem Vordach der kleinen Taverne am Eingang. Erstaunlich wie grün und üppig hier alles ist, wir vermuten, dass es hier in der Gegend wohl deutlich mehr Wasser, sprich Regen gibt, als in den meisten anderen Regionen der Peloponnes. Mehr als ein paar Tropfen fallen jetzt allerdings nicht und so treten wir den Rückweg an. Wie schön, jetzt geht es die regennasse Straße fast ausschließlich bergab. Hier hat es wohl vor kurzem ganz schön geregnet, so ein Glück, auf unserer Wasserfallwanderung haben wir davon nichts abbekommen. Zurück am Campingplatz, stellen wir fest, dass es hier glücklicherweise auch nicht geregnet hat, wir hatten die Stühle nicht ins Trockene gebracht. Die Sonne scheint jetzt wieder kräftig, die Wolken sind weg und so verbringen wir einen beschaulichen, ruhigen Nachmittag vor unserem WoMo und genießen das sanfte Rauschen des Meeres.
Abends koche ich Ratatouille und blicke dabei raus auf‘s Meer und beobachte einen Fischer, der sein Netz über die Reling ins Wasser gleiten lässt. Das ist einfach großartig.
Montag, 18. Oktober 2021 – Methoni
Die Sonne strahlt und wir genießen das Frühstück vor dem WoMo mit Blick aufs Meer. Der Fischer holt, mit seinem Boot langsam übers Wasser gleitend, sein Netz wieder ein und erntet seinen Fang. Wir können krebsartige Tiere und Fische ausmachen, die sich im Netz verfangen haben. Allzu groß scheint der Fang aber nicht zu sein. Ob sich dieser enorme Aufwand rechnet?
Nach dem Frühstück brechen wir hier unsere Zelte ab und es geht weiter nach Methoni im Südwesten der Peloponnes. Dort waren wir bereits 2019 und fanden an einem Dienstag die venezianische Festungsanlage geschlossen. Heute wollen wir die Besichtigung nachholen. Zunächst geht es auf den Campingplatz, der von der Kommune in Methoni betrieben wird. Wir finden einen schönen Platz in der vordersten Reihe mit Blick zum Meer und zur Festung und machen uns dann mit den Rädern sogleich auf zur Besichtigung der Festungsanlage. Dieses Mal steht das Tor offen und wir können ins Innere vordringen. Die Ausmaße der Anlage sind gewaltig. Es gibt venezianische und türkische Elemente. Besonders beeindruckend der vorgelagerte Turm ins Meer hinaus. Die Umfassungsmauern sind zum guten Teil erhalten, ansonsten gibt es Reste von Bädern, Zisternen, Türmen, und, und, und … Ich bin kein Festungsspezialist. Wer näheres wissen will, wende sich bitte an Winfried. Nach der Besichtigung essen wir auf dem schönen gepflasterten Platz in einer der Tavernen einen griechischen Salat und Bruschetti mit Anchovis. Alles sehr lecker und auch das Mythosbier schmeckt dazu. Zurück am Campingplatz genießen wir erstmal die Sonne. Seit heute Morgen habe ich leichtes Halskratzen und ich fühle mich nicht ganz auf dem Damm. Wahrscheinlich eine Nebenwirkung der gestrigen Gewaltradtour, bei der ich so arg geschwitzt und dann bei den Talfahrten wieder ordentlich Zug abbekommen habe. Hoffentlich wird‘s nicht schlimmer. Gegen fünf am Nachmittag gehen wir mit den Rädern nochmals auf Erkundungstour in Richtung Finikounda nach Osten. Meine Illusion, die Strecke würde schön gerade am Meer entlang führen, muss schnell der Realität weichen. Auch hier, wie überall in Griechenland, soweit ich es kenne, geht es rauf und runter im ständigen Wechsel. Wir steuern den Campingplatz Finikes an und wollen sehen, ob der als nächstes Ziel für uns infrage kommt. Nein, für diese Jahreszeit ist uns der viel zu schattig und zu dunkel. Bei 35 Grad und mehr im Hochsommer, ist das sicher optimal. Wir schauen uns noch den zugehörigen Sandstrand an und sehen, dass unweit einige Campingmobile direkt am Meer stehen. Das wollen wir uns näher ansehen und was wir dort sehen, gefällt uns gut. Eventuell wollen wir in ein paar Tagen hier eine Nacht verbringen.
Dienstag, 19. Oktober 2021
Am Morgen ist es bewölkt und es regnet leicht. Wir wollen trotzdem eine Wanderung machen. In der App Wikilog gefällt uns die Wanderung 180117 Methoni-Dileka-Methoni. Vom Campingplatz brechen wir Punkt 10.00 Uhr auf, gehen die paar hundert Meter zum Ausgangspunkt der Wanderung und folgen dann den Wegweisungen der App. Ist ganz praktisch, solange man Internet hat. Ein Großteil des Weges führt durch Olivenplantagen, in einer davon findet gerade die Olivenernte statt. Das interessiert uns sehr und so verständigen wir uns mit dem Bauern, etwas zuzusehen und ein paar Fotos zu machen. Unter den Olivenbäumen sind Netze ausgelegt um herunterfallende Oliven aufzufangen. Ein dunkelhäutiger Erntehelfer rüttelt mit einem Gerät am Stiel die Oliven vom Baum, ein anderer trennt in einer Art Hexler Oliven von abgeschnittenem Geäst. Die Oliven werden dann in Säcke verpackt. Wäre interessant zu sehen, wie die Oliven weiterverarbeitet werden. Leider verhindert die Sprachbarriere das Einholen weiterer Informationen. Unsere Wanderroute führt mehrfach an verfallenen Häusern, ja ganzen Dörfern vorbei, welches Schicksal diese ereilt hat, erschließt sich uns leider nicht. Nach etwa drei Stunden und gut 12 km sind wir wieder am Campingplatz. In aller Eile bereite ich griechischen Salat und dazu gibt‘s, ich trau es mir schon gar nicht mehr zu sagen, Mythosbier.
Bei wunderbarem Wetter und herrlichem Sonnenschein, ruhen wir in unseren bequemen Sesseln, ehe wir ein kleines Bad im Meer direkt vor dem Campingplatz wagen. Das Wasser ist noch recht warm und so fällt es selbst uns nicht schwer uns in die Fluten zu stürzen. Nach dem anschließenden Duschen fahren wir mit den Rädern in den Ort um ein paar Einkäufe zu erledigen. Nach Google Maps gibt es drei Supermärkte, wir müssen jedoch feststellen, dass zwei von denen wohl für immer geschlossen sind und der dritte eigentlich nur Getränke, Süßigkeiten und Knabbersachen im Angebot hat. So was haben wir hier auch noch nicht erlebt, eigentlich ist die Supermarktdichte hier recht groß. Laut Google Maps ist in einem davon gerade mehr los als gewöhnlich. Einbrecher, Abbruchunternehmer???
Wir halten noch Ausschau nach einem geeigneten Lokal für das Abendessen und entscheiden uns dann für das Klemataria. Und, es war die richtige Entscheidung. Endlich wieder Hähnchensouvlaki nach Winfrieds Geschmack und meine Cannelloni mit Spinat und Käse waren ebenfalls vom Feinsten. Und, nicht zu vergessen, der Rotwein aus der Region war auch hervorragend. Sollten wir morgen noch hier sein, wollen wir uns das nochmals gönnen.
Während des Heimweges zum Campingplatz beginnt es leicht zu regnen, kaum zurück gibt es einen Wolkenbruch, der fast eine Stunde anhält. Wie mag der Platz morgen froh aussehen?
Mittwoch, 20. Oktober 2021
Nachts stand ich mal wieder auf, da an Schlaf nicht zu denken war. Die Nächte sind schon recht kühl und so habe ich, als ich gegen 4 Uhr morgens wieder in meinen Schlafsack schlüpfe, eiskalte Füße, die bis zum Morgen nicht warm werden. Mit dem Klingeln des Weckers erwärme ich Wasser für eine Wärmflasche und Winfried stellt die Heizung an. Endlich sind die Füße warm.
Während des Frühstücks beschließen wir, weiterzufahren nach Pylos und dann einen der beiden Campingplätze in der Navarinobucht etwas im Norden als heutiges Endziel anzusteuern. Zwischenziel ist die Festung von Pylos. Diese mit riesigem Ausmaß wurde im Jahr 1573 von den Türken beim Rückzug nach der verlorenen Schlacht von Lepanto als Stützpunkt errichtet. Sehr eindrucksvoll die gut erhaltene und aufwändig renovierte Anlage. Von den Umfassungsmauern, die über die überwiegenden Teile begehbar sind, hat man herrliche Ausblicke auf die Bucht von Navarino. Wir hören immer wieder aus der nahen Ortsmitte sowas wie Marschmusik. Nach der Besichtigung gehen wir daher in Richtung des Örtchen und sehen als Erstes ein Kriegsschiff am Schiffsanleger und eine Militärkapelle spielt was das Zeug hält. Ordnungskräfte halten die zahlreichen Zuschauer in Schach, auf Pferden stehen fünf Reiter in unterschiedlichen Trachten der Kapelle gegenüber. Nachdem die Musikkapelle abmarschiert ist, machen die Ordnungskräfte einen Weg vom Rathaus zum Kriegsschiff frei und wichtige, oft hochdekorierte Prominenz nebst Bodyguards streben zum Schiff. Unsere spätere Recherche ergibt, dass am 20. Oktober 1827 die entscheidende Schlacht von Navarino, mit der die Türkenherrschaft zu Ende ging, alljährlich hier gefeiert wird.
Wir schlendern noch etwas durch den Ort, dieser ist voller Menschen. Die Tavernen am großen Platz im Dorfzentrum, das „Wohnzimmer“ von Pylos, wie es im Reiseführer heißt, ist bis auf den letzten Platz besetzt. Wir fahren daher weiter und sind schon kurze Zeit später am Campingplatz Erodinos im Zentrum der Bucht, wo wir direkt einen Platz am Meer ergattern. Es ist wolkenlos und schön warm, so dass wir nach der mittäglichen Brotzeit den Nachmittag am Strand mit Schwimmen, Lesen und Ruhen verbringen. Am Spätnachmittag bemerkt Winfried, dass die Zufuhr von Landstrom nicht funktioniert. Wir überprüfen das Anschlusskabel, wechseln Kabel aus, Nachbarn testen mit ihrem Kabel, ein kundiger Italiener aus dem Zelt nebenan macht sich an unserem Sicherungskasten zu schaffen, nichts hilft. So beschließen wir erstmal unseren Kühlschrank, den großen Stromfresser, zu leeren und die Lebensmittel im campingplatzeigenen Kühlschrank zu kühlen. Anschließend recherchieren wir im Internet und schließlich wird das sog. Kaltstromkabel unter dem Fahrersitz überprüft, ein Tipp aus dem Caliboard, und siehe da, es funktioniert wieder.
Donnerstag, 21. Oktober 2021
Heute steht eine Kombination aus Radfahren und Wandern auf unserem Programm. Am Morgen ist der Himmel stark bewölkt, laut OnlineWetterbericht soll aber den ganzen Tag die Sonne scheinen. Na ja, so gegen zehn Uhr ist der Himmel dann wieder schön blau. Wir brechen also mit den Rädern auf und fahren die Bucht von Navarino entlang bis zum Ende der Straße. An den kleinen Buchten und Sandstränden haben zahlreiche WoMos ihre Zelte aufgeschlagen. Wir stellen unsere Räder ab und gehen hoch zur Burg von Navarino. Diese kennen wir bereits von unserer Reise 2019. Außer den Umfassungsmauern, gibt es nicht viel zu sehen von der Burg, allerdings hat man hier immer wieder herrliche Ausblicke über Landschaft und Meer. Ein ganz besonderes Highlight ist der fantastische Blick auf die sogenannte Ochsenbauchbucht, einen Sandstrand im exakten Halbrund mit herrlich türkisem Wasser. Wir steigen einen nicht ganz einfachen Pfad abwärts zur wirklich beeindruckenden Höhle des Nestor. Weiter führt uns der Pfad zu und durch die bekannten Dünen von Navarino, die sich am südlichen Ende der Ochsenbauchbucht auftürmen.
Wir gehen ein Stück den Strand lang und suchen dann den richtigen Weg durch die Dünen und erreichen über einen schönen Pfad entlang der Küste wieder unsere Räder. Auf dem Rückweg machen wir einen Umweg durch die Gialova Lagune, kleinen Seen, in der jetzt im Oktober viele Vogelarten, unter anderem der große Flamingo ihre letzte Rast auf dem Weg ins wärmere Afrika einlegen. Und tatsächlich stehen die imposanten Vögel einbeinig inmitten der Seen. Leider haben wir nicht die richtige Fotoausrüstung um diese schönen Vögel gut abzulichten. Kommt man ihnen zu nahe, fliegen sie leider weg.
Zurück am Campingplatz gibts erstmal griechischen Salat mit Mythos und ein kleines Sonnenbad.
Freitag, 22. Oktober 2021
Wir wollen heute zum mykenischen Palast des Nestor, etwa 12 km von unserem Campingplatz entfernt etwas im Landesinneren. Auch heute ist der Himmel bewölkt und es dauert bis zum Mittag bis der Himmel wieder weitgehend wolkenlos ist. Ab morgen soll es ja immer wieder Regen geben.
Wir starten also mit den Rädern und dieses Mal tatsächlich mit Helm und radeln zunächst nördlich und biegen dann rechts ins Landesinnere. Ein Wegweiser kündet auch schon den Palast in diese Richtung an. Nach kurzer gerader Strecke schickt uns Google Map wieder rechts und wir treten einige Kilometer bergan, bis es heißt, wir sollen zum Umkehren links abbiegen und so stehen wir alsbald am Ende des Weges und hieven unsere Räder einige Meter durch die Pampa auf die Fahrstraße und fahren dann genau die Straße zurück, die wir gekommen sind. Den Berg hätten wir uns also sparen können. Nun, auf dem richtigen Weg, stehen wir nach einigen Kilometern leicht bergan am Eingang zum Palast des Nestor. Gerade vor uns ist eine Busladung mit Besuchern an der Kasse und so folgen wir zunächst dem Schild „Informationen“ und „Gift Shop“, um zu sehen, was man da zu bieten hat. Ein kleines ungewöhnliches liegendes Figürchen in einer Vitrine erweckt unser besonderes Interesse. Da würden wir gerne eines haben davon. Leider ist niemand hier, der uns etwas verkauft und so fragen wir zunächst den Herrn am Kiosk von nebenan und der verwaist uns an die Damen an der Kasse. Diese sind aber vollkommen perplex, einen Gift Shop gäbe es hier nicht. Wir fragen dann nach, warum dann ein entsprechendes Schild da wäre, aber eine vernünftige Antwort bekommen wir nicht. Sehr merkwürdig. So erstehen wir schließlich Eintrittskarten für den Palast, der unweit unter einem großen schützenden Dach über in der Höhe führende Laufstege zu besichtigen ist. Leider hat man auch hier, wie fast überall, alle Funde aus den Räumen, wie z. B. Figuren aus unterschiedlichen Materialien, Regale mit Gefäßen, haufenweise Geschirr etc., alle Wandmalereien etc. entfernt und in Museum gebracht. So ist es nicht einfach, sich das Leben in diesen Räumen vorzustellen. Im Badezimmer gibt es eine sehr modern anmutende Badewanne, in der der Sage nach Telemach, der Sohn Odysseus, auf der Suche nach seinem Vater gebadet haben soll. Im Thronsaal eine kreisrunde Feuerstelle und in den Räumen direkt daneben zahlreiche verzierte Tongefäße, in denen Vorräte verwahrt wurden. Vieles ist wohl noch nicht abschließend ausgegraben und dokumentiert. An einer der Innenmauern ist eine Archäologin sorgfältig mit Pinsel und Pustepinsel zugange. Zum Abschluss gehen wir noch das Stück zum wieder aufgebauten Kuppelgrab, an das von 3 Seiten Absperrbänder anschließen, um einen Bereich, in dem derzeit intensiv ausgegraben wird, vor zudringlichen Touristen zu schützen. Fotografieren ist hier auch strikt verboten, worauf zahlreiche Schilder hinweisen. Ehrlich gesagt, ich wüsste nicht, was ich da hätte fotografieren sollen.
Samstag, 23. Oktober 2021
Vielleicht ein letztes Mal während unseres Aufenthaltes in Griechenland zeigt sich heute Morgen die Sonne. Die kommenden Tage soll es mit hoher Wahrscheinlichkeit regnen. Am Vormittag fahren wir mit dem Rad nach Pylos, vorbei an der Baustelle zu der monsterhaften Ferienanlage mit 750 Wohneinheiten, die hier in Zukunft die Bucht von Navarino dominieren und verschandeln wird. Wie um alles in der Welt kann so etwas heutzutage noch genehmigt werden?
In Pylos ist es heute recht ruhig, die Kafenions und Tavernen sind mäßig besucht. Wir schlendern unter den Arkaden rund um den großen Hauptplatz auf der Suche nach einem Halstuch für Winfried. Da werden wir leider nicht fündig. Im kleinen Museum am Hafen hingegen, das Radierungen und Aquarelle aus einer Privatsammlung hauptsächlich rund um die Schlacht von Navarino vom 20. Oktober 1827 zeigt, ersteht Winfried einen feinen blauen Seidenschal. Am Hauptplatz, dem Wohnzimmer der Pyloneser, trinken wir noch Cola, kaufen anschließend in einem kleinen Laden frischen Salat für Mittag und fahren dann zurück Richtung Campingplatz. An der Strandpromenade von Gialova zweigen wir ab, um nach einer geeigneten Taverne für den Abend Ausschau zu halten, können uns aber für nichts wirklich begeistern. Ist halt eine typische touristische Flaniermeile. Zurück am Campingplatz, das Übliche: griechischer Salat und Mythos, bei mir zur Abwechslung Mhytos-Radler, das ich gestern in einem Supermarkt entdeckt habe. Schmeckt nicht wirklich. Nach etwas Wäsche waschen, Abspülen und Computerarbeit statten wir der Lagune von Gialova nochmals einen Besuch ab, um nach den Flamingos zu sehen. Tatsächlich sind sie noch da, aber auch heute für unsere Handykameras einfach zu weit entfernt. Nur ein Einzelgänger, dessen Gefieder auch gar nicht rosa erscheint, nimmt von uns kaum Kenntnis und es gelingen ein paar ganz passable Aufnahmen. Aber ist das überhaupt ein Flamingo? Wir fahren bis zum Ende der Lagune, dort ist noch reger Badebetrieb und selbst Freicamper mit ihren Concorde-Riesen haben hier ihre Bleibe eingerichtet. Der Rückweg führt uns über Feldwege vorbei an Oliven- und Obstplantagen und selbst Wiesen finden sich hier. Mangels Alternative fahren wir nun doch zur Flaniermeile und wollen zum einzigen Italiener, der etwas versteckt im 1. Obergeschoss liegt. Fast schon drinnen erklärt man uns, dass leider alles reserviert ist wegen Ironman. Wir wählen dann das Elia, nicht die schlechteste Wahl.
Sonntag, 24. Oktober 2021
Abschied vom Campingplatz Erodios, der mit dem heutigen Tag für dieses Jahr seine Pforten schließt. Wir wollen weiter in den Norden zu einem Campingplatz namens Tholo Beach nördlich von Kalo Nero an der Westküste der Peloponnes gelegen. Dort steht Klaus, unsere Reisebekanntschaft vom Hafen in Kissamos, mit seinem Wohnwagen. Die direkte Straßenverbindung dorthin, etwa 60 km in einer Fahrstunde geradewegs nach Norden, wird uns nach ein paar Kilometern verwehrt. Eine Straßensperrung wegen eines Radrennens zwingt uns zur Umkehr und der freundliche Polizist versucht uns auf einer Landkarte zu zeigen, wie wir alternativ zu fahren hätten. Na, ob wir das verstanden haben, wird sich zeigen. Klar ist, dass wir zunächst zurück Richtung Pylos, dann die Abzweigung nach Kalamata und irgendwo danach links mit Zwischenziel Chora nehmen müssen. Soweit so gut, irgendwann stehen wir vor der nächsten Straßensperre und der freundliche Polizist hier, muss erst seine Kollegen fragen, um uns den Weg Richtung Kalo Nero zu weisen. Und tatsächlich, nach einigem Gekurve erreichen wir Chora. Und weil wir schon mal hier sind, wollen wir uns doch das kleine Museum des Ortes mit den weniger interessanten Exponaten aus dem Palast von Nestor und den mykenischen Gräbern aus der Umgebung ansehen. Die richtig guten Sachen sind natürlich in einem Museum in Athen. Das Museumsgebäude, ein ziemlich heruntergekommener Bau aus den 70ern, ist schnell gefunden und die Damen am Eingang nehmen es ganz genau mit Covid 19, Impfung und Abgleich der Personalien. In den drei Räumen finden sich hauptsächlich Krüge, Schalen, Öllämpchen, Figürchen etc., das übliche aus Ton, Tontafeln mit Linear B-Schriftzeichen, Reste von Wandmalereien aus dem Thronsaal, weitere Exponate aus Bronze, Gold und Stein. Eine junge Museumsangestellte versucht uns in ihrem schlechten Englisch das zu erzählen, was ohnehin bei den Ausstellungsstücken geschrieben steht. Wir verabschieden uns und suchen den Weg weiter in den Norden. Und ohne weitere Straßensperre und nach knapp drei Stunden erreichen wir den Campingplatz Tholo Beach, wo uns ein sehr freundlicher Herr empfängt und uns alles Wichtige zum Platz erklärt. Wir suchen nach einem geeigneten Platz für unser Auto und siehe da, Klaus kommt uns entgegen und ist sichtlich erfreut, uns zu sehen. Wir lassen uns dann auch in seiner Nähe nieder, essen Croissant und trinken Bier mit Klaus bis der erste Regen einsetzt. In der campingplatzeigenen Taverne bestellen wir noch Essen für den Abend und ziehen uns dann zum Nachmittagsschläfchen ins Innere unseres Autos zurück. Der Abend auf der überdachten Terrasse der Taverne ist ganz nett, das Essen schmeckt sehr gut und es ist gemütlich.
Montag, 25. Oktober 2021
Nachts hat es viel geregnet und der Wind hat einen Saugnapf unseres Vordachs abgerissen, der solange gegen das Auto schlägt, bis wir aufstehen und das ganze vorerst entfernen.
Morgens regnet es immer noch, wir stehen schon später auf als sonst, obwohl ich seit vier Uhr nicht mehr geschlafen habe. Der Regen hört im Laufe des Vormittags auf und nach einem Plausch mit den Nachbarn, die alle von ihren nächtlichen Wettererlebnissen berichten, machen wir einen langen Spaziergang am Strand. Kilometerlang liegt der Sandstrand zu beiden Seiten absolut menschenleer vor uns. Wir laufen barfuß und lassen die ausrollenden Wellen über unsere Füße laufen. Es fühlt sich warm an. Der Wellengang ist für Mittelmeerverhältnisse enorm.
Weiter gibt es für den Tag nicht viel zu berichten, wir halten uns den restlichen Tag weitgehend in den paar Quadratmetern unseres GC auf und verbringen die Zeit mit essen, schlafen, onlineserven, lesen, Haare waschen, Geschirr spülen, mit Nachbarn plaudern, Essen für den Abend bestellen ….
Das Abendessen, ein Auflauf mit Nudeln und Hackfleisch war sehr gut, auch die Unterhaltung war sehr lustig und als Luis und Beate aus Wuppertal, ihren Tisch an unseren rückten, ging’s wirklich hoch her. Und der Tsipuro floss reichlich ….
Dienstag, 26. Oktober 2021
…. Was meinen Kopf heute morgen nicht sonderlich gefällt. Das Wetter soll ja heute besser sein, so ganz ohne Regen. Als wir gegen 10.00 Uhr mit den Rädern nach Zacharo, der nächstgelegenen Kleinstadt, aufbrechen, ist der Himmel noch sehr bewölkt, lockert aber während der Fahrt auf und es wird angenehm warm. In Zacharo zwängen wir uns durch die Marktstände des heutigen Wochenmarktes. Direkt am Eingang bieten schreiende Händler Teppiche an, die zuhauf aufrechtstehend in Rollen an Fassaden und Fahrzeugen lehnen. Es folgen die Gemüsehändler und schließlich der übliche Jahrmarktsramsch mit Socken, Unterwäsche und Kleidung aller Art und schließlich den Ständen mit Haushaltwaren und Werkzeugen in Hülle und Fülle. Wir kaufen reichlich Obst und Gemüse, auch erntefrische schwarze Oliven, ein Putzrasch und einen Satz Imbus-Schlüssel. Von der Ortschaft bekommen wir nicht viel mit, es gibt aber auch nichts wirklich interessantes zu sehen. Eine Kleinstadt, wie hunderte andere auch in Griechenland. Im Supermarkt treffen wir dann noch unseren Campingnachbarn Klaus, der unsere Einkäufe mit zum Campingplatz in seinem VW-Bus transportiert, so dass wir locker mit dem Rad zurückfahren können. Wir nehmen jetzt nicht die vielbefahrene Hauptstraße sondern suchen unseren Weg in Meernähe. Auch hier gibt es Sandstrände in Hülle und Fülle und es ist absolut nichts los, obwohl jetzt die Sonne scheint und es mit einer Temperatur von 22 Grad angenehm war ist. Zurück am Campingplatz ziehe ich erstmal Badeklamotten an. Winfrieds Spruch des Tages lautet denn auch: „Sonne ist ja soo wichtig.“ Das „soo wichtig“ baut er im Moment in alles mögliche ein: Essen, schlafen, Zähne putzen, guter Stuhlgang ….
Nach dem Mittagessen mit griechischem Salat und Mythos gehe ich an den Strand, der bis auf ein Paar in hundert Meter Entfernung, leer ist und genieße die wärmende Sonne und döse leicht ein, bis „the flying idiot“ mit seinem Sportflugzeug wieder Übungen oder was auch immer fliegt und ordentlich nervt. Als dann noch die französische Familie vom Campingplatz auftaucht, einer der Jungs in seinem kastratischen lauten Gejaule die Ruhe komplett zerstört und sich schließlich auch noch der Himmel zuzieht, ziehe ich mich auf den Campingplatz zurück.
Mittwoch, 27. Oktober 2021
Heute morgen strahlt die Sonne und kein Wölkchen ist zu sehen. Allerdings ist es jetzt morgens schon ganz schön kühl und der Herbst lässt sich auch hier nicht verleugnen. Nach dem Frühstück arbeite ich ein Stündchen, Joomla muss schon wieder aktualisiert werden und Winfried fährt mit Klaus in eine Ölmühle um Olivenöl direkt dort einzukaufen. Sie kommen denn auch mit jeweils einem fünf Liter Kanister zurück. Danach gehen wir an den Strand, wer weiß ob sich die Gelegenheit sonst nochmal bietet und bleiben dort bis zum späten Nachmittag.
Abends gibt‘s Spaghetti aglio e olio, unseren Nachbarn Klaus laden wir dazu ein und er nimmt gern an.
Donnerstag, 28. Oktober 2021
Auch heute morgen strahlt die Sonne und der Himmel ist makellos blau, es ist allerdings recht frisch, 14 Grad und es ist etwas windig. Wir wollen heute mit dem Rad zu einer kleinen Kirche auf einem Berglein in der Nähe fahren. Eine Empfehlung unseres Nachbarn Klaus, der uns auch schon eine Wegeskizze gezeichnet hat, die wir allerdings bald genauso vergessen wie unsere Fahrradhelme. Bei der Abfahrt erinnert uns Klaus, noch das Fernglas mitzunehmen, wegen der schönen Aussicht und der Möglichkeit, von oben das Areal unseres Campingplatzes ausfindig zu machen.
Punkt zehn geht es los, zunächst über kleine Straßen und teilweise auch Schotterwege, durch ein Dörflein, dann zur Hauptstraße. Von dort links ab nach der Tankstelle die schmale Straße „hoch, hoch, hoch“, wie Klaus in seiner Wegbeschreibung uns immer wieder mit raumgreifender Gestik erklärt hat. Insgesamt sind es knapp 10 km, die Hälfte davon etwa bergan, was dank unserer Pedelecs gut machbar ist, was aber nicht heißt, dass ich nicht trotzdem ordentlich ins Schwitzen komme. Steigungen meistert Winfried fast immer schneller als ich und so weiß ich dann im kleinen Bergdörfchen nicht, ob er die Abzweigung am Ortsanfang genommen oder weiter geradeaus gefahren ist. Ein Bauer auf seinem Traktor sieht mir meine Ratlosigkeit wohl an und als ich gerade weiterfahre, hupt er und gibt mir das Zeichen nach rechts. Das ist Griechenland. Ich glaube nicht, dass so etwas bei uns passieren würde. Ich bedanke mich und nach kurzer Strecke bergan sind dann auch das Kirchlein und Winfried erreicht. Die Kirche hat geschlossen, wird vermutlich innen aussehen, wie diese Griechisch Orthodoxen Kirchlein halt alle aussehen, dafür ist der Blick von hier oben wirklich schön und zur Meerseite hin können wir nach einiger Zeit am kilometerlangen Sandstrand auch den Campingplatz ausfindig machen. Zur anderen Seite dominieren auch hier die Olivenplantagen und dicht bewaldete Hänge. Auf dem angrenzenden Friedhof sind alle Gräber bombastische Anlagen aus Marmor, die alle ein kleines Vermögen gekostet haben müssen. Aber es scheinen ganz normale Bürger hier begraben zu sein.
Auf dem Rückweg fahren wir erst einmal zum Strand, Winfried macht Videoexperimente und ich suche nach schönem Schwemmholz.
Freitag, 29. Oktober 2021
Heute wollen wir weiter ein Stück Richtung Norden. Zum Bezahlen des Campingplatzes gehen wir an die Bar und treffen Klaus, unseren Campingnachbarn, der heute zur Fähre nach Patras wollte und soeben erfahren musste, dass seine Fähre wegen eines Schornsteinbrandes nicht fährt. Er ist am Boden zerstört. Einer der Campingplatzbetreiber versucht telefonisch, mit der Fährlinie eine alternative Fährgelegenheit ausfindig zu machen. Wenn überhaupt was möglich ist in den nächsten Tagen, dann nur nach Bari und keinesfalls noch am heutigen Tag. Aber eine konkrete Verbindung ist noch nicht gefunden und am Telefon wird versprochen, sich beim Campingplatzbetreiber zu melden, sobald sich eine Lösung gefunden hat. Dieser Anruf kam natürlich nie. Und so fahren wir denn zusammen, hinter uns mit seinem 12 m Gespann Klaus, auf den Campingplatz Aginara Beach am westlichsten Zipfel der Peloponnes. Zuvor müssen wir mehrfach umkehren, das Navi führt uns wieder einmal auf ganz abstruse und abseitige Wege und von dem ursprünglich anvisierten Campingplatz Ionion Beach mit seinen engen Parzellen und dem SchickiMicke-Flair fliehen wir ganz schnell. Der Strand von Aginara Camping mit seinen Palmen, den bunten Häuschen und der immer noch offenen Bar, wirken sehr heimelig. Die Brandung ist auch ordentlich, dennoch, ins Wasser gehen wir jetzt nicht mehr. Für uns, wie für fast alle – der Strand ist menschenleer – ist die Badesaison für dieses Jahr zu Ende.
Am Abend essen wir sehr gut in der campingplatzeigenen Taverne.
Samstag, 30. Oktober 2021
Morgens ist es bewölkt, wir frühstücken im Auto und fahren dann mit den Rädern zur Burg Chlemoutsi, einer sehr großen und gut erhaltenen Burg aus dem 13. Jahrhundert mit wechselvoller Geschichte. Klaus kommt später mit dem Auto hinzu und wir sind sehr beeindruckt von der Anlage, in der wir die einzigen Besucher sind. Wir bewundern die großen Gewölbehallen, die schöne Aussicht und im Museum vor allem die verzierten und bemalten Baureste verschiedener Bauepochen. Auf dem Rückweg machen wir Halt an den stinkenden Quellen mit den Bauresten eines römischen Bades. Die Ruinen sind umzäunt und es ist kaum etwas zu erkennen, an einer Ecke erkennen wir die ziegelgemauerten Pfeiler einer Hypokaustenheizung. Beeindruckender aber sind die Ruinen des staatlichen Bades aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Eine Art Rundtempel wird vor allem für den Fotografen Winfried zum Objekt der Begierde.
Zurück am Campingplatz gibts griechischen Salat mit Bier. Wir unterhalten uns mit einem eben angekommenen jungen Paar mit Kind, auch aus Regensburg. Sehr ungewöhnlich, dass von den etwa 20 WoMos hier auf dem Campingplatz alleine drei aus Regensburg kommen. In der Nähe des Strandes steht auch noch einer mit so einem Offroader-Unikum, allerdings aus dem Regensburger Landkreis, wie wir später erfahren.
Henne im WoMo,