Die Geschichte hinter dem Projekt
Am Samstagabend, 21. März 2020, es war der erste Tag der Ausgangsbeschränkung wegen Corona in Bayern, unterhalte ich mich über den Gartenzaun hinweg mit meiner Nachbarin und Freundin, der Leiterin eines ambulanten Pflegedienstes, über die derzeitige Situation. Sie, eine sehr taffe und zupackende Frau, ist schon etwas deprimiert. Die Lage ist angespannt, Schutz- und Pflegematerial neigen sich dem Ende, Nachschub ist weit und breit nicht in Sicht. Sie beschränken die Einsätze bei ihren Patienten auf das absolut Notwendige, da einfach nicht genügend Schutzmaterial vorhanden ist, um ihre Patienten und sich selber ausreichend zu schützen.
Noch haben sie auf ihrer Pflegestation eine vorerst ausreichende Anzahl an Schutzhandschuhen und Schutzmasken, da sie da vor der Krise noch eine große Menge bestellt habe, aber bei Einmalschutzkitteln gäbe es jetzt bei Ihnen schon einen Engpass. Bei der Menge an Kitteln, die täglich gebraucht werden, ist eine große Vorratshaltung aus Platzgründen auch gar nicht möglich. Bei ca. 100 Patienten, die von ihrer Pflegestation betreut werden, kann man sich das wohl gut vorstellen ….
Das Gespräch brachte uns darauf, dass auch Schutzkittel aus Stoff möglich wären, die beim Patienten verbleibend, von der Pflegekraft beim Betreten der Wohnung des zu Pflegenden übergezogen und vor Verlassen der Wohnung dort wieder ausgezogen werden. Aber, leider auch Stoffkittel gibt es derzeit keine.
Das brachte uns auf die Idee, Schutzkittel selber zu nähen aus geeignetem Baumwollstoff, der vermutlich in jedem Haushalt in Form von überzähliger Bettwäsche etc. vorhanden ist. Bei uns, so stellten wir fest, ist das auf jeden Fall so.
So wurde an diesem Abend das Nähprojekt geboren.
Kurzerhand zerlege ich einen Einmalkittel chinesischen Ursprungs in seine Bestandteile und fertige daraus einen Musterschnitt. Auf dessen Grundlage wird ein Prototyp genäht. Wir begutachten und überarbeiten das Exemplar und schließlich fertige ich ein Schnittmuster über ein Grafikprogramm. Dieses Schnittmuster lassen wir in einer Druckerei vervielfältigen. Außerdem wird es auf einer Internetseite zum Download als pdf-Datei bereitgestellt. Es gibt ja evtl. noch weitere Interessenten ….
Wir können einige Näherinnen im Bekanntenkreis gewinnen und bereits am Montag, 23. März werden die ersten Kittel genäht. Am Dienstag in einer Radiosendung des BR 2 kann ich unser Projekt vorstellen. Daraufhin melden sich weitere Näherinnen aus Regensburg, Ingolstadt und sogar aus München um an unserem Projekt mitzuarbeiten. Außerdem kann eine Frauengruppe im Umkreis der Pfarrei St. Konrad für das Projekt gewonnen werden.
Ziel der Aktion sind 200 Schutzkittel …