Griechenland mit Kreta 2021

Tag 1 – 24.08.2021 – Regensburg – Venedig (Fusina)

Das Läuten des Weckers um 4.15 Uhr hören wir nicht, wir sind längst wach und wuseln durch Bad und Haus um ja nichts zu vergessen. Kleines Frühstück mit Banane und Weintrauben, dazu ein Butterbrot mit etwas Honig. Punkt 5:00 Uhr am Morgen des 24. August 2021 starten wir mit unseren Grand California in Richtung Venedig. Noch ist es dunkle Nacht und mit 13 Grad und Nieselregen eines August-Sommertags nicht würdig. Es erstaunt uns, wie belebt um diese frühe Morgenstunde die Straßen sind. Wir kommen gut um München herum, ab dem Irschenberg regnet es ordentlich und aus den Wiesen und Wäldern steigt dichter weißer Dunst. Da backen die Hasen Küchl, sagten wir als Kinder zu diesem Wetterphänomen. Wir kommen weiter gut vorwärts, selbst am Brenner geht es zügig durch und nur wenige Kilometer weiter, reißt der Himmel auf und es wird wärmer und wärmer. Als wir gegen 13.30 Uhr am Campingplatz Fusina ankommen, zeigt das Thermometer 31 Grad. Einchecken und Platzsuche sind schnell erledigt, es klappt wie am Schnürchen. Von unserem Stellplatz in der zweiten Reihe, sehen wir in der Ferne Venedig mit Markusplatz und der Kirche Santa Maria della Salute.

Kleine Verwirrung als Winfried von der Anek Fährlinie eine SMS bekommt, die hauptsächlich in Griechisch verfasst ist, aber auch die englischen Passagen ergeben keinen Sinn. Irgendwie geht es abermals um ein sogenanntes PLF-Formular, das für die Einreise nach Griechenland erforderlich ist. Jetzt auch für Italien? Wir sind ratlos. Ich befrage kurzerhand unsere Stellplatznachbarn, ein Berliner Paar in unserem Alter, die ebenfalls zur Fähre nach Patras wollen. Auch dort kam besagte SMS an, aber auch dort wird sie nicht verstanden und so beschließen wir, das Ganze zu ignorieren.

Am Abend, nach leckeren Spaghetti aglio e olio von Nudelmeister Winfried, wir spielen gerade mal wieder Romme, kommt unser Berliner Stellplatznachbar und wir setzen uns kurzerhand für den Abend zusammen, ein netter Tagesausklang.

Tag 2 – 25.08.2021 – Tag der Fähre

Kurz nach halb acht, das Brummen eines starken DIeselmotors vom Meer her. Der Seelenverkäufer namens ASTERION II der Anek Superfast, die Fähre, die uns nach Griechenland bringen soll, wird von einem Schlepper vorbei zur Anlegestelle gezogen. Wir erledigen unsere Morgentoilette und nach einem knappen Frühstück brechen wir auf zum nahegelegenen Fährhafen Fusina. Das war doch mal einfach zu finden und es gibt ausreichend Parkplätze. Wenn wir da zurückdenken an unsere Sizilienreise und den Fährhafen von Genua. Ein Grauß. Ein Straßengewirr von unter- und übereinanderführenden Straßen kreuz und quer, vor dem selbst Google und Co. kapituliert haben.Vor dem Gebäude mit dem Ticketschalter hat sich bereits eine Menschenschlange mit Griechenlandreisenden gebildet, den Zugang zum Gebäude bewachen zwei Uniformierte. Wir stellen uns ganz hinten an, natürlich in gebotenem Abstand zum Vordermann und nach gut einer halben Stunde sind wir bis zu den Wachhabenden vorgedrungen. Unser PLF-Formular wird geprüft und lobend quittiert und Reisereservierung und Impfzertifikate werden kontrolliert. Alles in Ordnung, wir sind bereit für das Hafengebäude, das allerdings nur einer von uns beiden betreten darf: „One Person, two passes.“ Mit den Tickets in der Hand fahren wir gleich Richtung Einschiffung und prompt werden wir, vorbei an einer wartenden Schlange von PKWs, direkt in den Bauch des Schiffes geleitet, nicht aber ohne dass vorher weitere gefühlte 15 Mal unsere Pässe und Tickets einer Sichtung unterzogen werden. Selbstverständlich verbunden mit der Überprüfung des Nummernschildes unseres Fahrzeugs. Ehe wir uns versehen sind wir im stickigen Garagendeck platziert und zwischen LKW-Riesen eingepfercht. Das ging jetzt aber flott und wir sind noch gar nicht richtig ausgestattet für unseren Schiffsgang. Wir packen noch in aller Hast etwas Ess- und Trinkbares zusammen und mit unseren kleinen Rucksäcken gehts zur Rezeption. Zimmer 8106 wird uns zugewiesen. Ein Angestellter geleitet und dorthin und da sind wir. Der Kühlschrank im Auto ist noch an und wir haben weder Stromzufuhr noch Sonnenschein, der für die erforderliche Energie sorgen kann. Winfried eilt zurück in die Garage und erledigt das Notwendige. Die Kabine ist kalt wie ein Eiskeller, warum um alles in der Welt müssen Klimaanlagen Räume auf Kühlschrankniveau herunterkühlen? So machen wir uns auf Erkundungsgang durch das Schiff und lassen uns vorerst auf zwei Stühlen an der Reling nieder. Kurz vor dem Ablegen gegen 11.45 Uhr wechseln wir auf die andere Schiffsseite und schwarzer Rauch aus den Schornsteinen kündet von der naheliegenden Abfahrt.  Bei strahlend blauem Himmel und angenehmer Temperatur gleitet die Fähre langsam durch die Lagune von Venedig. Direkt gegenüber grüßen Campanile und Dogenpalast, die Silhouette von Venedig begleitet uns noch eine halbe Stunde während unsere Fähre in einem weiten Bogen Richtung offenes Meer strebt. 

Winfried will aus der Kabine einen kleinen Imbiss holen, während ich unsere beiden Stühle auf Deck bewache. Einmal kurz aus den Augen gelassen und weg sind sie. Es dauert und dauert, Winfried kommt nicht wieder. Als er nach einer knappen Stunde wieder auftaucht, hat er eine kleine Odyssee hinter sich. Die Schlüsselkarte verwehrt ihm den Zutritt und keiner der Angestellten ist in der Lage oder willens Abhilfe zu schaffen. So lässt man ihn immer wieder einfach nur stehen ohne sich um sein Anliegen zu kümmern. Irgendwann erbarmt sich dann doch einer, aber auch der kann die Türe mit der Karte nicht öffnen. Mit einem Generalschlüssel verschafft man sich Zugang und schon ist der Angestellte wieder verschwunden. Die Schlüsselkarte sperrt noch immer nicht. Und so weiter…… Irgendwann am Nachmittag werden wir ausgerufen und so eile ich zur Rezeption. Ein Herr geleitet mich mit neu programmierten Karten zur Kabine, aber nein, sie lässt sich nicht öffnen. Etwas ratlos schlägt er mehrfach gegen die Tür, wieder nichts. Nochmal ein paar Schläge und siehe da, die Tür geht auf.
Die ASTERION II ist schon ordentlich in die Jahre gekommen, die Kabine ist soweit in Ordnung, beim Blick in die Dusche wird mir klar, dass wir unsere Badelatschen hätten mitnehmen sollen. Aber zu spät, nach dem Ablegen der Fähre ist uns der Zugang zum Auto bis zur Ausschiffung in ca. 33 Stunden verwehrt.  

Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen gehen wir zum Aufwärmen wieder zurück an Deck Richtung Bar und es gibt eine kleine Lesung aus unserem mitgebrachten Buch „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“ von Joachim Meyerhoff. Der Nachmittag zieht sich. Am frühen Abend ist es Zeit für unser erstes Mythos-Bier, es wird hier vom Fass ausgeschenkt, allerdings in Plastikbechern. Beide müssen wir feststellen, dass es nicht ganz der exorbitante Genuss ist, den wir erwartet haben.Das Abendessen im Selbstbedienungsrestaurant, bestehend aus Spaghetti Bolognese für Winfried und gebratenen Hähnchenschenkel mit Pommes Frites für mich, ist ganz in Ordnung. Draußen versinkt inzwischen malerisch die feuerrote Sonne im Meer, lediglich die schmutzigen Bullaugen trüben das Bild. Den weiteren Abend verbringen wir smalltalkend mit unseren neuen Bekannten Conny und Berni aus Berlin. Gegen 11.00 Uhr ziehen wir uns in unsere Kühlschrankkabine zurück und wärmen unsere Füsse zusätzlich mit Jacken und Handtüchern. 

Tag 3 – 26.08.2021 – Fähre – Patras

Die Nacht verläuft ruhig, lediglich das Dauerbrummen der Klimaanlage stört die Ruhe. Erstaunlicherweise hat es uns nachts nicht gefroren. In unserer Innenkabine ist es immer Nacht, und so hilft nur ein Blick auf die Uhr. Gegen 8.00 Uhr stehen wir auf und eilen ins Restaurant zum Frühstück. Es ist trübe, in der Nacht hat es geregnet, die Temperatur ist sehr angenehm. Nach einem kleinen Schiffsrundgang beschließe ich, mich jetzt ans Haarewaschen zu machen. Winfried will in der Zwischenzeit lesen. Frisch geduscht mit nassen Haaren kann ich Winfried bei der Schiffsdurchquerung nicht ausfindig machen. Dafür treffe ich an Deck auf unsere neuen Freunde aus Berlin. Bernd weist mich zum Stuhl neben sich. Er zieht ein längliches, an der einen Stirnseite durchbohrtes Holzstückchen in Form eines Quaders aus der Tasche, im länglichen Loch steckt ein Holzstift mit einer Verdickung am Ende. Auf der gegenüberliegenden Stirnseite ragt einige Millimeter ein zylindrisches Holzteil heraus, an zwei Stellen sind rötliche Markierungen zu sehen. Bernd erklärt, hier sei ein Gummi befestigt, der im Inneren eine Schlaufe bildet. Er schiebt den Stift bedächtig unter leichten Drehbewegungen ins Holzteil, zieht den Stift dann wieder ein Stück heraus. Schließlich lässt er den Stift los und dieser schnellt zurück in das längliche Holzteil, ein Zeichen, dass er den Gummi gegriffen hat. Ich versuche das ganze bestimmt 10 mal, es gelingt mir aber nicht, den Gummi zu greifen. Zur Lösung des Rätsels später …

Wir unterhalten uns noch weiter über das Leben, über Krankheiten, Conny ist gerade ins Schiffsinnere um ihre Medikamente einzunehmen.

Da Winfried noch immer nicht zu sehen ist, mache ich mich erneut auf die Suche und finde ihn schließlich lesend in einem der Innenräume. Zurück an Deck sitzen wir dann zu viert aufgereiht und schauen hinaus aufs Meer und reden über dies und das. Wir sind nahe der Küste Albaniens, demnächst müsste Korfu auftauchen. So ist es, die Fähre nimmt den Weg zwischen Albanien und Korfu. Wir steuern auf Igoumenitsa zu, unserem einzigen Zwischenstopp.

Dort liegt Korfu

Bis dahin vergeht allerdings noch viel Zeit, die wir Mittag essend im Restaurant, redend und schlafend zubringen. Wieder zurück an Deck hat sich der Himmel verdunkelt, es zieht ein Gewitter auf. Wir suchen Zuflucht unter dem Dach der Bordbar. Blitze zucken, Donner grollt und es beginnt leicht zu regnen. Dieser steigert sich zum Wolkenbruch, und schon bald müssen wir unsere Füße hoch nehmen, um nicht von den einfallenden Wassermassen durchnässt zu werden. Der Spuk ist schnell vorbei, es klart wieder auf und die Sonne kommt durch. Eine Lautsprecherdurchsage, besser gesagt ein Lautsprechergenuschel, bittet Passagiere, die In Igoumentisa aussteigen wollen, sich bereit zu machen. Wir beobachten das Anlegemanöver. Überall geschäftiges Treiben, die Rampe für die Ausfahrt der Fahrzeuge wird ausgefahren, riesige Taue werden an Land geworfen und an Poldern befestigt. Langsam wird das Schiff ans Ufer manövriert. Doch plötzlich schießt eine riesige Fontäne links neben der Rampe meterhoch in den Himmel. Eine gelbliche Brühe ergießt sich auf das Arbeitsdeck. Auf dem Gästedeck 8 fliehen die Umstehenden auf die andere Schiffsseite. Hektischen Treiben und Gebrüll. Es dauert eine Weile bis es geling, die Fontäne zu bändigen. Ein seltsamer Geruch breitet sich aus und wir befürchten, dass dieser unserer Gesundheit nicht zuträglich ist. Bernd, der Berliner, aber weiß, dass es sich um sog. Bohrmilch handelt, ein Gemisch aus Öl und Wasser, das zum Kühlen bei der Metallbearbeitung Verwendung findet: „Da ist ein Ventil geplatzt. So etwas passiert häufiger“ meint er.

Die Fähre verlässt Igoumenitsa, in ein paar Stunden werden wir in Patras sein. Es muss noch entschieden werden, wer die erste Wegstrecke fährt. Das Los entscheidet sich für Winfried. Gegen halb neun geben wir unsere Kabinenkarten an der Rezeption ab und warten nun in der Lobby bis wir in die Garage gerufen werden. Erst nach halb zehn ist es dann soweit, wir gehen auf Parkdeck 5, suchen unser Auto und werden schließlich fündig. In der Garage ist die Luft zum Schneiden und es ist stickig heiß. Hektisches Treiben und lautes Geschrei der Anweiser. Es dauert noch eine Weile bis wir an der Reihe sind, an uns vorbei suchen riesige Laster den Weg ins Freie. Endlich, wir können starten, nur wohin? Der Anweiser schreit und fuchtelt derart unverständlich in alle Richtungen gleichzeitig, dass Winfried fast kapituliert. Irgendwann stehen wir an der Rampe abwärts, sehen schon ins Freie, werden aber nochmals angehalten um einer Kolonne von Zugmaschinen den Weg in die Fähre freizuhalten. Gegen 22 Uhr sind wir endlich draußen, erwischen aber die falsche Spur, so dass wir von einem Bediensteten angehalten und gerügt, unsere Impfnachweise und das PLF-Dokument erneut vorzeigen müssen. Dann gehts endlich raus auf die Straßen von Patras. Für die erste Nacht wollen wir unser Glück am Campingplatz in Lampiri, etwas 30 km von Patras entfernt, versuchen. Unser Weg führt Richtung Athen, zum Teil über die gebührenpflichtige Autobahn. Beim Bezahlen der Maut erleben wir unsere erste Überraschung. Anstatt 2,20 €, die PKWs und Fahrzeuge bis zu einer Höhe von 2,20m zahlen, sind bei uns 5.60 € fällig. Und das für eine recht kurze Strecke. Da werden wir künftig Autobahnen meiden, soweit es möglich ist. Punkt 23 Uhr kommen wir am Campingplatz an und siehe da, wir werden noch aufgenommen. Schnell ist uns ein Plätzchen zugewiesen, ein Pass eingezogen und mit einem Kalinichta werden wir in die Nacht verabschiedet. Direkt, zwei Terrassenstufen unter uns, ist die Strandbar noch geöffnet und so nehmen wir unser erstes Alpha-Bier zu uns und blicken aufs Meer. Wie schön.

Bevor wir uns zur Nachtruhe begeben können, müssen auf der rechten Fahrzeugseite noch die Keile untergelegt werden. Und dann unsere erste Nacht in Griechenland.

Tag 4 – 27.08.2021 – Tsolis Camping Lampiri

Die Nacht war angenehm. Morgens ist es bewölkt, zum Frühstück im Freien mit schönem Blick aufs Meer, gibts altes Brot, Butter, Banane, Apfel und Kaffee. Ein Gewitter zieht auf und es beginnt immer wieder leicht zu regnen. Stühle rein, Stühle raus …

Unser Platz liegt direkt am Treppenabgang zum Strand und ist im Vergleich zu den anderen Stellplätzen doch recht klein. Da wir gerne noch ein oder zwei Tage bleiben würden, halte ich Ausschau nach einem andern schönen Platz. Noch ist nichts frei, aber einige Besucher scheinen Ihre Zelte abzubrechen. Und so wird schon bald ein sehr schöner Platz unter großen Pinien mit direktem Blick zum Meer frei. An der Rezeption bekommen wir ein ok und so ist der Umzug schnell vollzogen.

Am Campingplatz Tsolis in Lampiri

Es folgen etwas Schreibarbeit bei Wini und Computerarbeit bei Lu. Am späten Vormittag haben sich alle Wolken verzogen und die Sonne strahlt vom blauen griechischen Himmel, wie man es erwartet. Wir gehen die wenigen Meter mit unseren Stühlen zum Strand und lassen uns in der Sonne nieder. Oh, tut das gut. Wir sind noch nicht aufgeheizt genug und so halten wir vorerst nur unsere Füße ins Wasser. Wir lesen, Winfried weiter an den Einzelgängern und ich beginne mit Jörg Maurers „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“.

Am frühen Nachmittag kehren wir zum Auto zurück und machen uns per Rad auf zu einem ca. 4 km entfernten Supermarkt. Immer wieder sehen wir links und rechts der Straße Spuren von Bränden, eine Ferienanlage vollständig zerstört, vielfach sind auch nur kleine Abschnitte betroffen. Wir decken uns für die nächsten Tage mit Lebensmitteln ein. Auf dem Rückweg schauen wir uns in der abgebrannten Ferienanlage um. Ein trauriger Anblick.

Brandspuren

Zurück entscheidet sich Winfried für ein Schläfchen im Bulli und ich arbeite zunächst etwas am Computer und nun bin ich so aufgewärmt, dass ich einen Wassergang wage. Ich wähle den Zugang über die Stufen am Holzsteg. Das Wasser ist sehr angenehm erfrischend. Herrlich.

Wir essen in der Strandbar zu Abend und entscheiden uns beide für Alsterbier vom Fass (warum gibts hier holländisches Bier vom Fass und kein griechisches?) und Hähnchenspieße mit Pita, Tsaziki, Pommes und kleinem Salat. Mal sehen, ob dieses Souflaki mit dem der Kreter in Lentas mithalten kann. Mitnichten, die Fleischstückchen sehen etwas undefinierbar aus und so nehmen wir vorab zur Desinfektion erstmal einen kleinen Ouzo. Das wird leider nicht unsere Lieblingsküche.

Es ist viel los in der Bar und die einzige Bedienung kommt gar nich hinterher. Wir beobachten die Kinder am Steg, wie sie mit bombastischem Anlauf ins Wasser plumpsen. Ein Junge tänzelt auf dem Steg theatralisch umher, ein Girly wird von ihrer Freundin in allem möglichen und unmöglichen Posen fotografiert.

Zurück am WoMo gibts das obligatorische Kartenspiel, Lu gewinnt wieder 😉

Tag 5 – Samstag, 28.08.2021 – Strand- und Lesetag

Nicht viel zu berichten heute. Frühstücken, Lesen, schreiben, sonnen am Strand, essen, Mittagsschläfchen, wieder lesen usw ….

Am Campingplatz gibt es heute ein seltsames Treiben, immer mehr junge festlich gekleidete Menschen tauchen auf, ein weißes Kleid wird über den Platz getragen. Alles spielt sich um das Windmühlengebäude herum ab. Schließlich, so gegen 17.00 Uhr, schreitet eine Braut ihrem Zukünfigen entgegen, über uns kreist eine Drohne, alles wird zigfach abfotografiert. Die Hochzeitsgesellschaft entzieht sich schließlich unseren Blicken und am Campingplatz herrscht wieder das ganz normale Treiben.

Tag 6 – Sonntag, 29.08.2021 – Fahrt nach Delphi

Als ich gegen sieben Uhr morgens zum vierten Mal aufstehe, um meine Blase zu entleeren (wird das mit zunehmendem Alter noch schlimmer?), beschließe ich gleich ganz aufzustehen und ein kleines Erfrischungsbad im Meer zu nehmen. Schließlich wollen wir heute nach Delphi und da heißt es erstmal adieu Meer. Die Sonne war erst aufgegangen, der Himmel strahlend blau, ebenso das Meer, was will man mehr. Ich bin ganz alleine am Strand, lediglich der Hausel der Beachbar werkelt schon herum. Der Campingplatz und seine Gäste liegen noch im sonntäglichen Morgenschlaf.

Das Bad im kühlen Nass ist wohltuend erfrischend. Danach sofort unter die Dusche, frühstücken und klar Schiff zum Auslaufen machen. Wir bezahlen 71 Euro für drei Nächte, zwei davon mit Strom. Das ist ok. Der Campingplatzchef schenkt uns noch Olivenöl: „The best!“ Ja, natürlich 😉

Gut zwei Stunden dauert die Fahrt nach Delphi, besser gesagt zum nahe gelegenen Campingplatz Apollon. Unser Weg führt uns zunächst Richtung Patras, wir ignorieren die Autobahn und nehmen die bestens ausgebaute kostenlose Alternative. Für die Überquerung der Riobrücke über die Meerenge am Eingang zum Golf von Korinth löhnen wir 20,30 € Maut. Die nächsten 90 km führen mehr oder weniger am Meer entlang, mitunter geht es rauf und wieder runter. Immer wieder sehen wir an der Küste einzelne WoMos stehen. Schöne Plätzchen scheint es hier zu geben. Der Landstreifen zwischen Küste und aufsteigenden Hügeln ist meist sehr schmal. Bei Itea biegen wir links ab in die Berge und folgen der Wegweisung nach Delphi, wo wir nach etwa zehn Kilometern und einigen Haarnadelkurven am Campingplatz Apollon ankommen. Es gibt jede Menge freie Plätze mit mehr oder weniger freier Sicht ins Tal bis hin zum Meer, mehr oder weniger beschattet und wie meist, sind wir uns zunächst nicht einig, welchem Platz wir den Vorrang geben wollen. Winfried legt größeren Wert auf Nähe zum Strom, Nähe zu den Sanitäranlagen, besonders geraden Untergrund, ich will eine schöne Aussicht, schöne Bäume, ausreichend Schatten. Wir stellen uns zunächst auf Winfrieds Favoriten, nach Abfahrt eines großen Campers aus Friedberg stellen wir beide fest, dass dieser die bessere Wahl ist. Kurz umgeparkt, Fahrräder und Fahrradträger runter, Dachluken auf, Strom ran, Tisch und Stühle raus ….

auf dem Campingplatz Apollo

Und schon sind wir bereit für den Pool, wo wir nach einem kleinen Erfrischungsbad zwei bereitstehende Liegen besetzen, je ein kleines Mythos mit Croissant zu uns nehmen und lesend und schreibend einen beschaulichen Nachmittag verbringen. Später, wenn die Schatten länger werden und die Sonne nicht ganz so unbarmherzig brennt, wollen wir mit den Rädern zum „Nabel der Welt“, zu dem Delphi einst von den Adlern des Zeus bestimmt wurde. Gegen halb vier Uhr brechen wir auf. Es sind nur etwa drei km, allerdings drehen wir im Ort Delphi ein paar Ehrenrunden, bis wir die richtige Einbahnstraße Richtung Welterbe erwischen. Das Museum lassen wir zunächst links liegen und stellen unsere Räder 200 m weiter direkt vor dem Eingang zum Außengelände ab. Die Kasse ist nicht besetzt. Eine Frau, die wohl zum Personal gehört, telefoniert aufgeregt. Nachdem die Dame ihr Telefonat beendet hat, gibt sie uns zu verstehen, dass wir noch etwas warten müssten, da noch nicht klar ist ob das Gelände eventuell wegen eines ausgebrochenen Feuers hinter dem Berg geschlossen und geräumt wird. So ist es dann auch. Das etwas entfernte Museum ist weiter zugänglich, wir erwerben eine Karte und gehen ein paar Minuten zum Museumsgebäude. Wir bekommen schöne Exponate zu sehen, viele mehr oder weniger gut erhaltene Statuen, Säulenstümpfe, reich figural verzierte Tympanons, Säulenbasen und Kapitelle und natürlich den Omphalos, den „Nabel der Welt“, einen reichlich mit Wollgirlanden verzierten Kultstein aus dem Apollontempel, der der Sage nach als Meteorit vom Himmel gefallen sein soll.

„Der Nabel der Welt“ im Museum Delphi

Wir verlassen das Museum und fahren ein Stück weiter Richtung Tempel der Athene. Aber auch der Zugang zu diesem Areal bleibt uns für heute verwehrt. Kleinflugzeuge und Hubschrauber fliegen pausenlos über uns hinweg, vermutlich Löschflugzeuge. Allerorts hört man Sirenengeheul. Die besonders wertvollen Gebäude werden vorsorglich mit Wasser besprengt.

Landschaft bei Delphi

Für heute treten wir den Rückzug an, versorgen uns in einem kleinen Supermarkt noch mit dem Notwendigsten, allem voran mit unserem geliebten Mythos und fahren zurück zum Campingplatz. Abends gibts Ratatoille von Lu und Rotwein. Beim anschließenden Kartenspiel gewinnt Lu.

Tag 7 – Montag, 30.08.2021 – Delphi

Gegen neun Uhr morgens machen wir uns mit dem Rad auf, um die Außenbereich von Delphi zu besichtigen. Die Feuer in der Umgebung sind wohl gelöscht und wir bekommen heute Einlass. Wir folgen der vorgeschlagenen Besichtigungsroute bergan und kommen zunächst zur römischen Agora, gefolgt von einigen Schatzhäusern, dernen Aussehen wir uns aber nur mit größer Phantasie vorstellen können. Besonders beeindruckend das Schatzhaus der Athener, das zur Gänze wiederhergestellt ist.

Schatzhaus der Athener in Delphi

Altar und Tempel des Apollon mit dem „Nabel der Welt“ bilden das Zentrum der Anlage, weiter oben folgen Theater und Stadion. Nach einer kleinen „Diskuswurfrunde“ treten wir den Rückweg zum Ausgang an und fahren weiter zum Areal des weithin sichtbaren Tholos und den beiden Athene-Tempel auf der gegenüberligenden Straßenseite. Vom Tholos, dem berühmten Rundbau, von dem drei Säulen der äußern Säulenreihe wieder aufgerichtet wurden, ahnt man noch heute die Vollendung des einstigen Bauwerks. Von den beiden Athene-Tempel, einem älternen und einem jüngeren ist nur noch ein Teil der Grundmauern zu sehen.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz trinken wir auf der Terrasse einer In-Kneipe mit herrlichem Blick über die Berge der Phädriaden und übers Tal mit seinen Olivenhainen bis hin zum Meer, eine kalte griechische Cola. Dazu wird uns ein feines Blätterteigteilchen serviert.

Zurück am Campingplatz verbringen wir den restlichen Nachmittag am Pool mit Schwimmen, Lesen, Schreiben und Schlafen. Außer uns sind im Moment nur noch zwei italienische WoMos hier, am späten Nachmittag gesellt sich ein Grieche hinzu und gegen Abend bekommen wir Zuwachs von einem schweizer Paar mit einem ausgebauten Sprinter. Sehr nette Leute, wie wir bei einer kleinen Plauderei feststellen.

Abend essen wir im campingplatzeigenen Restaurant, suchen uns einen Platz direkt an der Außenbrüstung mit herrrlicher Aussicht in die Landschaft. Wir sind und bleiben auch die einzigen Gäste. Die Speisenkarte gibt nicht viel her, Winfried findet so gut wie gar nichts passends, so bestellt er Tsaziki als Vorspeise und griechischen Salat hinterher, ich entscheide mich für Gyros vom Huhn. Dazu bestellen wir „local red wine“ und Wasser. Der Wein ist scheußlich süß und schon beim ersten Schluck ahnen wir den Kopfschmerz. Weil wir davon ausgingen, dass hier der Hauswein immer trocken ist, haben wir das nicht extra bestellt. Wieder was gelernt! Das Essen ist so olala, muss man nicht haben. Dafür sind die Preise eher gehoben. Die Ausstattung des Lokals mit weißen und aprikotfarbenen Tischdecken und Hussen und ebensofarbigen Wänden wirken hier völlig deplaziert. Wie schön wäre hier eine einfache griechische Taverenenausstattung.

Tag 8 – Dienstag, 31.08.2021 – Kloster Osios Loukas und Ag. Nikolaos

Heute fahren wir weiter Richtung Süd-Osten. Endziel soll ein Strand bei Aliki am Golf von Korinth sein. Erstes Zwischenziel ist die Welterbe Klosteranlage Oisis Loukas inmitten einer bizzaren Landschaft.

Die Sonne steht schon sehr hoch und das Thermometer zeigt bereits über 30 Grad als wir weiter durch diese schöne Gebirgslandschaft fahren. An einer geeigneten Stelle lassen wir die Drohne über die Landschaft fliegen.

Nach Besichtigung der Klosteranlage erreichen wir nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt Ag. Nikolaos direkt am Meer gelegen. Hier gäbe es evt. eine Stellmöglichkeit für die Nacht. Campingplätze oder offizielle Stellplätze gibt es hier anscheinend nicht. Wir fahren weiter ins drei Kilometer entfernte Aliki, hier sehen wir keine passende Stelle für uns und so fahren wir zurück nach Ag. Nikolaos und finden ein schönes Plätzchen am Ende der Bucht. Außer uns ist nur noch ein Paar aus Großbritannien mit dem WoMo hier. Das Wasser ist sehr angenehm, fast schon etwas zu warm. Winfried muss sich ärgern, seine Drohnenaufnahmen lassen sich nicht überspielen. Den Tag beschließen wir mit Nudeln Arrabiata und Rotwein. Bis wir uns in unsere Koje zurückziehen, sitzen wir am Meer, lauschen den Wellen und beobachten den Sternenhimmel.

Tag 9 – Mittwoch, 01.09.2021 – Fahrt bis Nafplio

Am Morgen liegt das Meer ruhig und glatt vor uns, nur sanfte Wellen schlagen ans Ufer, beim Rückzug nimmt das Wasser leise rollend Kiesel mit ins Meer. Die zangenförmige Bucht wirkt beinahe wie ein See. Kleine Inseln, die Gebirgskette am gegenüberliegenden Ufer des Golfs von Korinth und die Landzunge auf der rechten Seite lassen diesen Eindruck entstehen. Ich sitze vor unserem Auto, den Strand haben wir um diese Uhrzeit für uns allein. Gestern am späten Nachmittag wurde es hier recht belebt. Die einheimische Bevölkerung verbringt verständlicherweise wohl gerne den Feierabend am Strand. Touristen, zumindest außergriechische, sieht man hier gar nicht.

Wir fahren ein Stück weiter an der Küste entlang Richtung Süden. Unser nächster Halt ist die Festung von Aigolenses, eine Festungsanlage, deren lange Mauern sich einst bis zum Meer erstreckten. So ganz beeindruckend ist diese Anlage nicht, da zum Großteil geschlossen und Restaurierungsarbeiten im Gang sind. Den rekonstruierten Turm können wir über eine neue moderne Treppenanlage bequem erklimmen und gewinnen so einen etwas besseren Überblick. Wir gehen noch in die zwischen Festungsmauern eingeklemmte Kapelle. Winfried der Filmer entdeckt über dem Altar eine Ratte, kann sie aber leider nicht auf Video bannen, da seine Insta 360 spinnt und immer dann Aufnahmen macht, sobald sie ausgeschaltet ist und umgekehrt.

Wieder geht es ein Stück weiter in einen Küstenort namens Psatha. Dort am Strand neben der Straße lassen wir uns nieder und nehmen ein kühles Bad. Nach der Mittagsruhe beschließen wir für die Nacht nicht hier zu bleiben, dafür ist uns der Platz nicht schön genug. Wir wollen weiter zum Isthmus und, sollte sich nicht vorher eine andere Gelegenheit bieten, direkt nach Nafplio, bzw. zum 10 km davon entfernten Campingplatz New Triton bei Asini. Wir verlassen den Golf von Korinth und fahren Richtung Athen. Über den Isthmus will uns unser Navi über ein Brücklein, das nur bis max. 3 Tonnen befahren werden darf. Nein, darüber fahren wir nicht. Also, geht doch, es gibt eine bessere Alternative kaum einige 100 Meter entfernt. Kann man eigentlich Google Maps und Co. beibringen, dass man schwerer ist? Wir müssen das erkunden. Auf dem gegenüberliegenden Ufer haben sich ein paar Bullis niedergelassen. Hier wäre es doch auch für uns schön. Leider finden wir auf die schnelle den Zugang nicht und so gehts weiter, sehr schön die Küstenstraße am Meer entlang und schließlich sind wir kurz vor 19.00 Uhr am Campingplatz. Die letzten km waren ein Graus, erst schickt uns das Navi durch die Touristenmeile von Tolo, in der der Bär tobt, und dann, kurz vor unserem Ziel müssen wir auch noch durch ein so schmales Gässchen, dass wir die Außenspiegel einklappen müssen. Als uns auch noch ein Auto entgegenkommt, geht es weder vor noch zurück. Irgendwann erbarmt sich der entgegenkommende Grieche und fährt rückwärts zur einzigen Ausweichstelle. Endlich sind wir da, es gibt ausreichend Platz und Hugo ist auch da. Na endlich.

Tag 13 – Sonntag, 05.09.2021 – Burg Ancient Asini und Profitas Elias

Für heute sind ab Nachmittag Schauer angekündigt, morgens ist es bewölkt, gegen halb zehn ist wieder fast wolkenloser Himmel und wir nehmen nach dem Frühstück unser mittlerweile obligatorisches Morgenbad im Meer. Heute mit Experiment. Die Insta360 Kamera kommt unter Wasser zum Einsatz.

Unter Wasser

Vor der Wetteränderung wollen wir heute die Ruinen der Burg Asini, auf einem Kap vor dem Ort Tolo direkt am Meer, von unserem Campingplatz nur etwa einen Kilometer entfernt, erkunden. Minoisches Zyklopenmauerwerk mit gewaltigen Steinquadern, hellenische und römische Reste und Zisternen begleiten unseren Rundgang durch das Areal.

auf dem Burgberg von Asini

Wir fahren weiter Richtung Asini, um dem eiförmigen Bergkegel Profitas Elias näher zu kommen und ihn vielleicht sogar zu besteigen. In Asini biegen wir links zur Kirche hoch ab und nehmen dann weiter Schotterwege bis wir schließlich auf der gegenüberliegenden Bergseite einen Weg nach oben sehen. Wir parken unsere Räder und steigen die über 500 Stufen hoch zum Gipfel. Es ist Mittagszeit und nur zwei weitere Touristinnen sind um diese Zeit hier unterwegs. Die Griechen schütteln wahrscheinlich nur ihre Köpfe über soviel Bekloptheit und dösen weiter dem Nachmittag und Abend entgegen, wo sie dann bis spät nachts essen und lautstark palabern.

Oben angekommen sind wir vollkommen groggy, setzen uns erst auf eine der Bänke im Schatten eins Olivenbaumes und widmen uns dann dem herrlichen Rundumblick über fruchtbare Ebenen mit Olivenbäumen und Obstplantagen bis hin zum Meer. Noch kurz das unspektakuläre Innere des kleinen Kirchlein besichtigen und dann runter vom Berg. Die aufziehenden dunklen Wolken verheißen nichts Gutes.

Blick vom Profitas Elias

Zurück am Campingplatz gibts erstmal ein „Anlegerbier“, natürlich ein Mythos, der Regen lässt noch bis 18 Uhr auf sich warten. Ein Paar mit einem Bulli T5 aus Miesbach interessiert sich für unserem Grand California. Es ergibt sich eine nette Unterhaltung.

Tag 14 – Montag, 06.09.2021 – Nach Leonidio zum Campingplatz Semile

Heute geht es wieder ein Stück weiter Richtung Süden an der Westküste der Argolis. Zunächst aber die allgemeine Abreiseroutine am Campingplatz: Frühstück, Duschen, Dachluken zu, Wäscheleine ab, Stromkabel rein, Fahrradträger ran, Fahrräder rauf, Chemietoilettenbox leeren, Grauwasser ablassen, bezahlen … Für fünf Nächte incl. Strom zahlen wir 115 €, also 23 € am Tag. Das geht in Ordnung. Wir verabschieden uns von Hugo, hinterlassen unsere Kontaktdaten und dann geht es los, zunächst Richtung Nafplio und dann folgen wir weiter der Küstenstraße südwärts. Immer wieder entdecken wir schöne Buchten am Meer, die sich für einen Aufenthalt, evtl. Auch über Nacht eignen könnten, aber unser Ziel ist heute Leonidio, eine Kleinstadt an der Mündung des Dafnon. An Leonidio führt uns das Navi vorbei und schickt uns dann wieder mal einen vollkommen ungeeigneten Pfad zum Campingplatz Semeli, gut drei km von Leonidio entfernt im kleinen Fischerdorf Plakia.

Am Campingplatz finden wir schnell eine Bucht, erledigen das Notwendige, auch unser Sonnensegel wird unter viel Geschimpfe aufgebaut, dann ab zum Meer. Bei ordentlichem Wellengang und bewölkten Himmel verzichten wir auf den Wassergang. Als es bereits nach einer viertel Stunde leicht zu regnen beginnt, ziehen wir uns in unseren Bulli zu einem Nachmittagsschläfen zurück. Am späten Nachmittag fahren wir mit den Rädern ins Dorf Leonidio und sind ganz fasziniert von den meist schon in die Jahre gekommenen Häusern, die ihre Erker über die schmalen Gässchen recken, den vielen kleinen Geschäften die alles feilbieten, was man im Leben so braucht: vom Bäcker über den Kleiderladen hin zum Elektrogeschäft und selbst eine Tankstelle findet in dieser Enge ihren Platz. Im Schatten der Bäume der zahlreichen kleinen Straßencafes sitzen die Männer in Gruppen, sie winken uns zu, aber auch die hiesigen Frauen sieht man hier in Cafés. Hinter dem Dorf steigt eine gewaltige rote Felswand auf, auf der anderen Seite hat der Dafnon-Fluss einen tiefen wildromantischen Canon gegraben. Im Moment führt der Fluss kein Wasser, sicher ist das im Winter oder Frühling anders. Hier lebt man hauptsächlich vom Gemüseanbau wie die mit weißen Plastikhauben versehenen Treibhäuser in der Schwemmebene des Flusses weithin künden.

Wir fahren noch ein paar km weiter Richtung Kloster Elonis, beschließen aber, vorerst umzukehren und morgen mit dem Rad zum Kloster zu fahren. Zurück am Campingplatz gibt es heute Ratatouille aus eigener Produktion.

Tag 15 – Dienstag, 07.09.2021 – Fahrradtour zum Kloster Panagias Elonis

Wider Erwarten zeigt sich am Morgen strahlend blauer Himmel. Für heute waren Wolken angekündigt. Nach morgendlicher Routine schwingen wir uns auf die Räder und radeln kontinuierlich bergan, zunächst kaum merklich, später dann mehr und mehr ansteigend Richtung Kloster Elonis. Die Straße folgt dem tief unter der Strasse liegenden ausgetrockneten Flusslauf des Dafnon-Flusses und führt durch atemberaubende Gebirgslandschaft. Nach etwa 14 schweißtreibenden Kilometern erhaschen wir den ersten Blick auf das hoch oben an den Fels gelehnte Kloster Panagias Elonis.

Kloster Elonis
Blick zum Kloster Panagias Elonis

Der Gedanke, da mit dem Rad hoch zu müssen, macht mich schwindlig. Die herrliche Landschaft entlohnt unsere Mühen und so erreichen wir nach genau 20 km die Pforte des Klosters.

Die Klosteranlage selbst ist weit weniger spektakulär, als es die imposante Lage vermuten lässt. Nichts desto trotz, wir besichtigen die kleine Kirche, besteigen eine Vielzahl von Treppen und erleben immer wieder neue Ausblicke in die grandiose Landschaft.

Kirche im Kloster Elonis
Kirche im Kloster Elonis

Der Rückweg gestaltet sich vergleichsweise einfach, wir sausen mit unseren Rädern talwärts und erreichen mühelos unseren Campingplatz. Die Sonne steht hoch, es ist heiß, wir packen Badesachen, Brotzeit und Mythos und ab gehts an Meer. Am Spätnachmittag fahren wir an den Hafen von Plaka, Luftlinie grad mal einen halben Kilometer entfernt. Das kleine Örtchen gefällt uns so gut und so fragen wir kurzerhand unsere neuen Bekannten aus Miesbach/Holzkirchen/Rottach ob sie mit uns dorthin zum Abendessen gehen. Gabriele und Robert sind bereit und so verbringen wir einen kurzweiligen Abend, das Essen ist allerdings nicht so ganz nach unserem Geschmack.

Tag 16 – Mittwoch, 08.09.2021 – Mit dem Fahrrad zum Kloster Kloster Nikolaou Sintzas

Für heute haben wir uns das zweite Kloster hier in der Gegend, Nikolaou Sintzas, ca 10 km von unserm Campingplatz entfernt vorgenommen. Mit dem Rad geht es zunächst nach Leonidio, überqueren den Dafnou-Fluss heute nicht und folgen diesseits der Straße in Richtung des Klosters. Zunächst führt uns die Route durch schmale Gässchen des Örtchens und mündet dann in eine holprige Betonstraße, die von Olivenbäumen gesäumt ist. Die Straße windet sich aufwärts, wird zunehmend steiler und unsere Kräfte schwinden ebenfalls zusehens. Oben, immer noch sehr fern, tauchen die weißen Mauern des Klosters auf, die wie ein Schwalbennest an die rote Felswand geklebt sind. Endlich, Ross und Reiter sind am Ende ihrer Kräfte, stehen wir vor der Klosterpforte. Wir sind die einzigen Besucher, eine Nonne heißt uns mit einer Tüte Feigen und Weintrauben willkommen. Treppauf, treppab besichtigen wir das Kloster, das Kirchlein und bekommen schöne Ausblicke in die Landschaft bis nach Leonidio. Wieder kommt die Nonne auf uns zu, dieses Mal mit zwei Orangen und einer Tüte, die er noch vier Bonbons kleben hält sie mir entgegen. Ich greife nach einem Bonbon, sie drückt mir die zerknitterte Tüte komplett in die Hände. Ich bedanke mich, wir sind aber etwas ratlos, wie wir jetzt reagieren sollen. Geld, so heißt vermutlich das Zauberwort. Wir drücken ihr einen 5-Euro-Schein in die Hand, da wir ansonsten nur noch große Scheine haben. Aber 20 Euro Oder mehr möchten wir nicht geben. Wir verabschieden uns. Kurz bevor wir die Pforte erreicht haben, schallt eine grelle Schimpftirade übers Land, wütend und aufgebracht. Gilt das uns? Natürlich verstehen wir kein Wort, sind aber ordentlich irritiert. Die Beschimpfungen folgen uns noch einige Minuten.
mit den Rädern geht es abwärts bis die Bremsen qualmen. Wir machen Rast in Leonidio in einer kleinen lauschigen Gartentaverne und trinken Cola in Gesellschaft von einheimischen Männern. In einem kleinen Optikerladen ersteht Winfried noch eine RayBan Sonnenbrille, danach kaufen wir noch je einen halben Liter Tsipouri von der Peloponnes und Raki aus Kreta.

7:48 Uhr, ich liege noch im Bett, Winfried steht bereits unter der Dusche, wackelt kurz das Bett und die Teller und Tassen im Schüsselbord klappern. Wie wir später erfahren, gab es ein weiteres Erdbeben der Stärke 6 mit Epizentrum ca. 50 m von uns entfernt. Wir frühstücken im Hotel und sind ziemlich enttäuscht. Der Kaffee eine Biselbrühe, das angeblich ganz tolle selbstgebackene Schwarzbrot eine bröselige, geschmacklose Katastrophe, eine merkwürdige, ebenso bröselige, wohl aber traditionelle Butter, die sehr salzig schmeckt, etwas Honig und Marmelade. Frühstück geht extra und scheint überteuert, das Bisschen Brot mit Butter, Honig und Marmelade 4,20 €, 2 Spiegeleier 3,80 €, der Kaffee wird ebenso extra berechnet.
Vom viel gepriesenen Frühstück weit und breit nichts zu sehen. Nach dem Frühstück fragen wir nach einer Transfermöglichkeit runter zum Meer. Von dort wollen wir eine Küstenwanderung machen. Gegen halb Elf sitzen wir im Allrad und es geht eine halbe Stunde auf abenteuerlicher Schotterpiste und zahllosen Serpentinen runter zum Meer. Dort angekommen erklärt uns der Fahrer noch wie wir zu gehen haben und wir vereinbaren einen Rückfahrtermin für 16.00 Uhr. Über schroffe Felslandschaft gehen wir Richtung Osten, zunächst zu einem Kap und weiter über einen steinigen Pfad rauf und runter, gehen über einer Bucht zu deren Füssen im Meer ein altes Schiffswrack liegt. Die Sonne brennt bereits ordentlich, ich ziehe mein Unterhemd aus, das ist erstmal sehr angenehm. An einem Wegweiser nehmen wir erst Kurs zu einer Höhle mit riesigen Dimensionen, in deren Ecke ein Kirchlein eingebaut ist. Zwei Amerikaner kommen hinzu, die ersten Wanderer, die uns bisher begegnet sind.

Mittwoch, 29. September 2021 – Von Thalori nach Plakias

Wir beschließen heute nicht hier zu frühstücken und gleich abzufahren. Der 2-tägige Spaß in Thalori kostet uns 274 €. Unser Bergschrat sitzt bereits wieder hier beim Frühstück, obwohl er ja nicht in der Anlage wohnt, sondern in einer kleinen Pension im Ort. Abwärts Richtung Messare-Ebene geht es zügig voran, weiter Richtung Agia Galini, Spili und südwärts durch die gewaltige Kourlaliotiko-Schlucht. Hier tummeln sich die Touristen mit ihren meist weißen Leihautos auf den Parkplätzen und buhlen um die beste Sicht in die Schlucht.
Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz von Appollonia in Plakias. Der Campingwart nimmt uns mürrisch auf. Ein seltsames Plätzchen ist das hier. Wir wählen einen Platz unter Eukalyptusbäumen. Eine eben anreisende Berliner Camperin schwätzt unentwegt auf Winfried ein als er mich auf den richtigen Platz einweisen will. Wieder mal eine Dame, die Kreta in- und auswendig kennt und tausend Aktivitäten vorschlägt. Bei uns wird nach der Ankunft erstmal gekocht, schließlich haben wir heute noch nichts zwischen die Kiemen bekommen. Nach leckeren Spaghetti gibts ein Mittagsschläfchen. Irgendwie haben wir beide Nachholbedarf. Am späteren Nachmittag erkunden wir mit den Fahrrädern die Umgebung. Der lange Sandstrand ist zum Großteil mit Liegen und Sonnenschirmen bestückt. Eine Beachbar neben der anderen und jede Menge Touristenunterkünfte säumen die Straße. Die Dichte der Supermärkte ist enorm, es gibt auch 2 Einkaufszentren. Wir fahren weiter bis zum Ende der Straße in Souda mit einem schönen kleinen Strand. Zurück am Campingplatz gibts Brotzeit, der Wind ist mitunter so heftig, dass er Brote und Belag vom Tisch weht. Ein Teil davon landet auf Winfrieds Hose und ist somit weiterhin für den Verzehr geeignet, der Rest am Boden geht in den Müll.
Wir sind heute beide sehr müde und so machen wir bereits um 9 Uhr das Licht aus zur Nachtruhe. Der Sturm aber sorgt für eine unruhige Nacht.

Donnerstag, 30. September 2021 – Plakias – Damnoni Beach

Alle Zeichen stehen auf Sturm. Mitunter wird unser Auto nebst Insassen mächtig durchgeschüttelt und Äste streifen immer wieder über das Autodach. Mir graut vor den nächsten Tagen. Ich liege wach im Bett und stelle mir vor, jetzt drei Tage in den fünf Quadratmetern des Grand California gefangen zu sind. Keine schöne Vorstellung. Meine Stimmung sinkt in den Keller. Lust zum Aufstehen verspüre ich auch nicht. Wie jeden Morgen meldet sich mein Handy um 8.00 Uhr mit lieblicher Melodie. Ich drehe mich noch ein paarmal hin und her und krieche dann doch aus den Federn. Heute gibts mal wieder leckeres Honigbrot und ordentlichen Kaffee. Winfried meint, wir sollten einfach unser Programm durchziehen und die Wanderung rund um das Kap Mouri machen. Ja, warum eigentlich nicht. Gegen 10.00 Uhr brechen wir auf, vorher parken wir das Auto noch an einen weniger baumbestandenen Platz. 

Der erste Teil des Weges ist wenig spektakulär, bei der Ferienanlage von Hapimag kommen wir zum viel gerühmten Damnoni Beach, der fest in den Händen von Ferienanlagen und Tavernen ist, die nahezu den kompletten Strand mit Liegen und Sonnenschirmen zugepflastert haben. Wir überqueren den Strand und gehen ein Stück weiter, erreichen zunächst den kleinen Mikro Ammoudi Strand, der ebenso vollgepfercht ist. Schließlich, am dritten Strand, dem Ammoudi Beach, ist nur ein kleiner Teil bestückt und es gibt weder Taverne noch Kiosk. Wir lassen uns auf unserer Decke am feinen Sand nieder und haben alle Hände voll zu tun, unsere Utensilien sturmsicher zu verwahren. Von einem jungen Mann, der gerade im Meer schwimmt, fliegen uns die Badeschlappen um die Ohren. Im Hintergrund schreit der Hüter der Liegen immer wieder „no umbrella, no umbrella“ wenn jemand versucht, den Sonnenschirm zu öffnen. Auf dem Rückweg kehren wir in der mittleren Taverne am Damnoni Beach ein. Für Winfried gibts griechischen Salat, für mich endlich mal Gyros. Leider ist die ketchupartige Soße, in der das Gyrosfleisch gewälzt wurde, so gar nicht nach meinem Geschmack. Der Rückweg über einen zum Teil schroffen, felsigen Küstenpfad in der Höhe ist mitunter eine echte Herausforderung. Einmal, ganz oben, setzen wir uns, um den starken Böen weniger Angriffsfläche zu bieten. Ich bin sehr erleichtert, als wir am Strand von Plakias zurück sind. Wir nehmen noch ein kleines Bad im Meer und trinken dann ein wohlverdientes Mythos in einer der Strandkneipen. Abends gibt es heute Brotzeit im Bus.

Freitag, 1. Oktober 2021 – Frangocastelli – Imbros-Schlucht

Der Sturm hat die ganze Nacht ordentlich an unserem Auto gerüttelt und auch heute soll es noch den ganzen Tag stürmen. In Chora Sfakia soll es laut Wetter-App weniger schlimm sein mit dem Wind. Wir beschließen weiterzufahren. Zwischenzeit soll Frangocastelli sein. Heute bin ich wieder mit Fahren dran. Von Plakias geht es zunächst in steilen Serpentinen auf enger Straße hoch in ein Bergdorf. Der Fahrer eines Kleinwagens vor uns kommt kaum voran und schließlich bleibt er mitten in einer steil ansteigenden Nadelöhrkurve vollends stehen. Schließlich räumt er das Feld, indem er auf die linke Fahrbahnseite fährt. Irre, was? Die Straße wird breiter und so kommen wir zügig voran. Frangokastelli, eine venezianische Festung aus dem 14. Jahrhundert, wirkt nahezu vollständig erhalten, ist aber leider wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Der angrenzende Strand ist verwaist, keine Liege besetzt. Zwei Kleinbusse speien Touristen aus. Diese irren etwas orientierungslos Richtung Strand, während der Sturm an ihnen zerrt. Ein Campingbus steht am Ende der Straße über dem Strand. Eventuell auch ein Übernachtungsplatz für uns, falls sich, wie wir befürchten, in Chora Sfakion nichts Besseres findet. Dorthin wollen wir aber zunächst und herausfinden, wie das mit den Fähren Richtung Sougia funktioniert und ob es für unser Fahrzeug eine Mitnahmemöglichkeit gibt. Chora Sfakion ist alles zugeparkt, wir wenden und parken am Straßenrand etwas außerhalb des Dorfes. Am Hafen buchen wir für Sonntag 13.00 Uhr eine Fährverbindung nach Sougia für 77 Euro. In Agio Roumeli, dem meerseitigen Ende der Samaria-Schlucht gibt es einen dreistündigen Aufenthalt. Für heute beschließen wir spontan, die Imbros-Schlucht zu durchwandern. Mit einem Taxi, besser gesagt der alten Schrottkarre des Tavernenwirts gegenüber unseres Parkplatzes, lassen wir uns für 20 Euro zum oberen Eingang der Schlucht fahren. Die Straße schraubt sich endlos in die Höhe. Endlich oben angekommen, weist uns der Fahrer noch den richtigen Ausgang und abwärts geht es zum offiziellen Schluchteingang. Das Kassenhäuschen ist geschlossen, also heute kein Eintritt. Schwarze Wolken hängen in den Bergen und ziehen rasch auf uns zu, hoffentlich gibts keinen Regen. Tatsächlich spürt man ab und zu eine Art Gischt, vom Regen bleiben wir jedoch verschont. Der Pfad ist gut begehbar, immer wieder werden wir von meist jungen tollpatschigen GeherInnen ausgebremst. Lernt man denn heute nicht mal mehr richtig zu gehen? Zunächst verläuft der Abstieg wenig spektakulär, immer wieder bizarre Felsformationen, schließlich aber, ungefähr auf halber Strecke, steigen die Felswände steil auf und die Schlucht verengt sich, sodass man mit ausgebreiteten Armen die Felswände zu beiden Seiten berühren kann. Nach exakt 2 Stunden kommen wir wieder am Auto an. Zurück geht es Richtung Frangokastelli direkt an den Strand. Dort werden wir voraussichtlich die nächsten beiden Nächte verbringen. Drei WoMos sind bereits hier, zwei davon haben sich ins Kiesbett gewagt, wir ziehen es vor, wie der Camper aus Paderborn, am Straßenrand mit Öffnung zum Meer zu parken. Zur Leseratte sei er geworden in diesen Windtagen, erzählt der Herr aus Paderborn. In dieser öden Gegend um Frangokastelli kein Wunder! Er ist mit seiner Frau bereits seit vier Wochen auf Kreta. Vergangene Nacht gab’s hier Windstärke sieben erzählt er uns. Morgen soll es besser werden mit dem Sturm. Abends essen wir ganz passabel in der gleich einige Meter entfernten Taverne. Nachts tobt der Sturm wieder derart und rüttelt an der Breitseite unseres GC und an unseren Nerven, dass wir gegen 11 Uhr nachts auf den Parkplatz des Kastells fahren und uns längs zum Wind ausrichten, um dem Unhold möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Zwei weitere WoMos haben hier bereits Zuflucht vor dem Wind gesucht. Es ist etwas besser, ich stopfe mir aber noch Oropax in die Ohren und so schlafe ich zumindest ein paar Stunden.

Samstag, 2. Oktober 2021 – Wanderung Chora Sfakion – Loutro

Morgens fahren wir zum Frühstücken Richtung Kap beim Kastell und haben einen schönen Blick auf das Meer. Nach dem Frühstück gehts mit dem Auto nach Chora Sfakion. Hier in der Gegend gibt es nahezu kein Straßenschild, das nicht von Schusslöchern durchsiebt ist. Schießen scheint hier eine Art Volkssport zu sein. Es gibt hier in der Gegend Dörfer, die sich bei Blutrachefehden nahezu ausgerottet haben. Anopoli unweit in den Bergen, ist ein solches Geisterdorf. Vielleicht ist es ja der immerwährende Wind, der den Bewohnern das Hirn ausbläst.

Aber zurück zum heutigen Tag. Wir wandern von Chora Sfakion in das Dörfchen Loutro. Loutro ist autofrei, keine Straße führt dorthin, es ist nur zu Fuß oder über das Wasser zu erreichen. Zunächst wandern wir an den Tavernen am Strand entlang und steigen dann zur Straße nach Anopoli hinauf. Dieser folgen wir eine halbe Stunde, was alles andere als erbaulich ist. Dann aber geht ein Pfad links ab und wir wandern mal auf Felsen mal auf Geröll, steigen mal hinauf und mal hinab, mal im Zick-Zack und mitunter kletternd dem Sweet-Water-Beach entgegen. Dort am Sandstrand, wo es einige Süßwasserquellen gibt, die der Bucht ihren Namen geben, legen wir eine Badepause ein. Mit oder ohne Bekleidung ist hier bedeutungslos, wir wählen letztere Variante, so müssen wir später keine nassen Badesachen einpacken. Nach zweimaligem Wassergang mit anschließendem Sonnenbad folgen wir weiter dem Küstenpfad. Schon bald erreichen wir eine Kapelle und erhaschen dort den ersten Blick auf die weißen Häuser von Loutro. Es kommen uns immer wieder paarweise Ziegen entgegen, die nur widerwillig den Weg für uns frei machen. Aber wir sind letztendlich die Stärkeren. Vorbei an einigen einsamen Kieselbuchten geht es nochmal ordentlich in die Höhe, bevor wir dann in die Bucht von Loutro hinabsteigen. Weiße Häuser mit blauen Fenstern und Türen, drei bis fünf-geschossig, ausschließlich Hotels, Pensionen, Tavernen und Läden, lehnen sich an die hoch aufsteigenden Felswände. Der Nordwind, der uns seit Tagen begleitet, fehlt hier komplett, was wohl dem Abwehrschirm der Felswände im Norden zu verdanken ist. Zunächst führt uns der Weg zum Fährhafen, wir erkundigen uns nach Rückfahrmöglichkeiten und erwerben für 15.45 Uhr Tickets zu je 6 Euro. In einer der Uferkneipen trinken wir unser wohlverdientes Mythos und essen griechischen Salat. Der kleine Strand ist zugepflastert mit Liegen und Sonnenschirmen, die „Sardinenanlage“ von Loutro. Es findet sich kein einziges freies Plätzchen, an dem wir unsere Handtücher ausbreiten und eine kleine Mittagsruhe einlegen können. So trinken wir stattdessen noch einen Espresso und beobachten, wie sich Schwimmer und kleine Touristn- und Fischerboote in dem erstaunlich klaren Wasser nebeneinander tummeln. Für Winfried finden wir ein witziges Zeus-T-Shirt, wie passend, Göttervater, und dann geht es schon auf die Fähre, die uns in 15 Minuten zurück nach Chora Sfakion bringt. Als Übernachtungsplatz wählen wir nochmals den Strand bei Frangokastello. Heute stellen wir uns gleich in den Wind und hoffen so auf eine ruhigere Nacht. Ein dichtbepackter Radler versucht bei einer Tamariskengruppe sein Zelt aufzustellen, muss aber dann einsehen, dass das bei diesem Wind aussichtslos ist. Er packt alles wieder zusammen und wählt dann einen Platz 100 m weiter, wo er sich aus Strandliegen eine kleine Festung baut. Meine Güte, nie im Leben würde ich das machen wollen. 

Sonntag, 3. Oktober 2021 – Fähre nach Sougia

Insgesamt war die Nacht heute ruhiger, der Sturm hat nur selten am Auto gerüttelt und uns durch sein Heulen um das sanfte Rauschen der Wellen gebracht. Am Morgen zeigt die Batterieladekapazität wieder nur 30 %. Im Kühlschrank sind die Sachen gefroren, obwohl auf niedrigster Stufe und Nachtbetrieb eingestellt ist. Das frisst natürlich Strom ohne Ende. Wir verbringen den Vormittag noch lesend und schauend am Strand von Frangokastello und fahren dann gegen 12 Uhr nach Chora Sfakion, wo um 13.00 Uhr die Fähre nach Sougia abgeht. Alles klappt gut, selbst das rückwärts einfahren und Manövrieren auf die Fähre gelingt mir ganz ordentlich. Heute bin ja ich wieder mit Fahren dran und kneifen gilt nicht. Die Fähroute führt unweit der Küste entlang, den ersten Teil bis Loutro kennen wir bereits von gestern. Nach dem Zwischenstopp in Loutro geht es noch eine Dreiviertelstunde weiter bis Agios Roumeli, besser bekannt als das Ende der berühmten Samariaschlucht. Dort haben wir einen Aufenthalt von 3 Stunden bis 17.30 Uhr. Unser Auto bleibt auf der Fähre zurück. Wir gehen ein Stück Richtung Eingang Schlucht, die Mittagssonne sticht und der Eingang ist nicht in Sicht. So verzichten wir auf Wandern und essen in einer Taverne direkt am kleinen Hafen mit Blick auf die dort mit unserem Auto bepackte Fähre „Samaria I“. Nach dem Essen gehen wir zum kleinen Kiesstrand neben dem Hafen. Der ist gut besetzt, ankommende Wanderer, die ebenso wie wir auf die Fähre warten, nutzen die Gelegenheit für ein kühles Bad. Es ist kurz vor 17 Uhr, wir sind gerade dabei unsere Sachen am Strand zusammenzupacken, da sehen wir am Hafen unsere Fähre abfahren. Panik! Mit Bikini und Handtuch unterm Arm rennen wir Richtung Hafen. Nix zu machen, die Fähre ist weg und damit unser Auto. Wir laufen zum Fahrkartenschalter und machen unserem Entsetzen Luft. Die Dame am Schalter aber versucht uns verständlich zu machen, dass sie schon wieder zurück kommt bis zu unserem Abfahrtszeitpunkt um 17.30 Uhr. Einigermaßen beruhigt, aber doch stark irritiert gehen wir wieder Richtung Hafen. Erst jetzt, als eine weitere kleine Fähre einläuft wird uns klar, warum die Fähre ausgelaufen ist, sie macht der anderen Fähre Platz. Noch mal gut gegangen.

Als der Anlegeplatz wieder frei ist, und unsere Fähre wieder festmacht, stürmen hunderte von Menschen gleichzeitig hinein. Wir warten erst mal ab und bleiben dann während der ganzen Fahrt in unserem Auto. So viele Menschen sind nichts für uns. Nach einer knappen Stunde Fahrt dürfen wir mit den einheimischen Pick-Ups als Erste die Fähre verlassen. Auf dem kleinen Autodeck, das gerade mal Platz für ca. 10 Fahrzeuge bietet, werden wir gut umsorgt. 

Gegen 18.30 Uhr legen wir am kleinen Fährhafen von Sougia an, fahren rechts rum an wartenden Bussen und Schildträgern vorbei Richtung Dorf. Zum Strand, dort wo wir bereits von der Fähre aus einige WoMos ausfindig machen konnten, wollen wir hin. Über einen Schotterweg in einem Flusstal und dann weiter am holprigen Strandweg finden wir schließlich ein Plätzchen neben einer Österreicherin, die hier ganz allein in ihrem Skoda Oktavia auf primitivste Weise seit Wochen haust. Es ist erstaunlich windstill, aber schon recht kühl. Schließlich geht hier ja schon gegen sieben die Sonne unter und die ganz heißen Tage sind wohl auch hier vorbei. 

Montag, 04. Oktober 2021 – Wanderung Lissos – Paleochora

Mit dem Fahrrad fahren wir zeitig am Morgen quer durch die Tavernenzeile von Sougia zum Fischerhafen ans Ende der Straße. Unsere Fahrräder zurren wir am Wegmarkierungsschild, dem Eingang in die Lissos-Schlucht, fest und beginnen unsere heutige Wanderung zum antiken Lissos. Gleich nach dem Eingang müssen wir über große, glattgeschliffene Felsen kraxeln, im weiteren Verlauf lassen sich die riesigen Steinbrocken gut umlaufen. Oleanderbüsche säumen den Pfad und schon bald zeigt sich eine hochausteigende überhängende Felswand. Wir verlassen die Schlucht über einen ansteigenden Pfad, der uns auf das Hochplateau Kandouni führt. Durch die Maccia folgen wir den gelbschwarzen Markierungen und steigen dann hinab zu den Überresten des antiken Lissos mit dem Asklepiostempel. Besonders sehenswert sind die Mosaiken im Asklepiostempel, eine byzantinische Kapelle und die kleinen Grabhäuschen am gegenüberliegenden Hang. Der Strand von Lissos Beach mit seinem glasklarem Wasser sieht verlockend aus, im Moment ist es uns aber für ein Bad noch nicht heiß genug. Auf gleichem Weg wandern zurück nach Sougia, packen unsere sieben Sachen und fahren weiter nach Paleochora. Luftlinie sind es nur wenige Kilometer, eine direkte Straße an der Küste gibt es auch hier nicht, die bizarren Felswände machen eine Straßenrealisierung unmöglich. So gehts erst wieder kurvenreich rauf und runter ins Landesinnere und nach etwa einer Stunde zwängen wir uns durch die verstopfte Geschäftsstraße von Paleochora zum fünf Kilometer entfernten Gramenno Campingplatz. Maria vom Campingplatz ist gerade mit einem Berliner Paar mit Kind beschäftigt, die auch eben angekommen sind. Bei einer gemeinsamen Campingplatzbegehung zeigt sie uns die freien Plätze. Das haut uns alles nicht um, aber schließlich stehen wir neben Gemeinschaftsfläche und Toilettenentleerung einigermaßen gerade unter Eukalyptusbäumen. Heute ist große Wäsche angesagt, die Waschmaschine kann ich nicht finden, ein Österreicher in der Nachbarschaft erklärt, dass diese nur über Maria organisiert werden kann. Mit Maria, die gerade in ihre Mittagspause aufbrechen will, vereinbare ich einen Termin in einer Viertelstunde. Eilig packe ich alle Schmutzwäsche zusammen, auch Bettlaken etc. und alle Farben durcheinander und so wird alles in der Riesenmaschine in einer Stunde bei 40 Grad gewaschen. Bis die Waschmaschine fertig ist, gehen wir zum Sandstrand, direkt beim Campingplatz. Es ist nicht sehr viel los, und als der Wind wieder so stark wird, dass uns die feinen Körner um die Ohren fliegen, suchen wir Schutz beim Bus, aber auch da bläst er ordentlich. Maria kommt und signalisiert, dass die Wäsche fertig ist. Zwischen zwei Eukalyptusbäumen wird der erste Teil der Wäsche aufgehängt. Zum Wäschetrocknen ist der Wind wirklich gut. Kaum eine Stunde und Betttücher etc. sind bereits trocken und so kommt die nächste Schicht dran. Bis zum Abend ist alles erledigt. Zwischendurch besucht uns immer wieder ein Blondschopf, der 3-jährige Neo, wie wir später erfahren, und wir müssen Absperrungen bauen, Seile spannen, Leute verhaften und in den großen Kühlschrank sperren ….

Heute gibts Schnitzel mit Zuccinigemüse und griechischen Salat. Schmeckt ganz gut. 

Dienstag, 5. Oktober 2021 – Paleochora

Die ganz Nacht über hat es wieder gestürmt, überall ist Sand, selbst durch die mit den Fliegengittern geschützten Fenster dringt er ein. Nach dem Frühstück radeln wir ins 5 km entfernte Paleochora. Erstaunlicherweise gibt es hier über einen Großteil der Strecke einen ganz neuen Radweg, eine absolute Seltenheit auf Kreta. An manchen Stellen ist dieser ausgesetzt und endet abrupt. 50 m weiter beginnt er dann wieder. Wir vermuten, dass die jeweiligen  Grundstückseigentümer dem Bau bisher nicht zugestimmt haben. Echt doof.

Paleochora ist ganz auf Touristen ausgerichtet mit jeder Menge Hotels und Pensionen, in den Einkaufsstraßen finden sich zahlreiche Läden, Tavernen und allem was, ein Tourist so für den täglichen Bedarf benötigt. Es gibt einen schönen Sandstrand, der in großen Teilen mit Liegen bestückt ist. Zunächst fahren wir durch Paleochora durch, wir wollen uns den anderen Campingplatz ansehen. Es gibt dort nur ein paar wenige Plätze für WoMos, die alle besetzt sind bis auf einen, der aber wohl gleichzeitig als Durchgang zum Zeltbereich dient. Das scheint uns nicht so ideal. Es gibt eine Taverne, der Strand ist über die Straße. Der große Vorteil: der Wind scheint hier einfach nicht so stark zu sein, die nahen Steilhänge im Norden bieten guten Schutz. Die junge Frau im Restaurant, die noch schlechter Englisch spricht als ich, meint man könnte sich dorthin stellen. Wir fragen, ob eine Reservierung für morgen möglich ist, für einen Wechsel heute ist es zu spät. Sie versteht uns nicht und so vereinbaren wir, am morgen anzurufen und zu fragen, ob was frei ist.

Zurück in Paleochora bummeln wir durch das Örtchen, schauen T-Shirts an und erstehen drei Stück, zwei für Winfried und eines für mich.

In einem Supermarkt kaufen für noch das notwendigste und dann fahren wir zurück zum Campingplatz. Am Nachmittag gibts baden und sonnen am Strand, umparken und querstellen des Autos als besseren Windschutz, böser Polizist und Auto putzen spielen mit Neo, unserem ständigen kleinen Gast. Irgendwo zwischen den Spielen gelingt es mir, die fällige Einkommensteuervorauszahlung zu erledigen. 

Abends gehen wir auf Empfehlung des Zeltlers aus Österreich in die Taverne Grameno. Winfried bestellt, wie sollte es anders sein, Souvlaki, allerdings vom Schwein, Hähnchen gibt es nicht, ich Okraeintopf von der Tageskarte. Wir müssen tauschen, das Fleisch mit gewissen Fettanteilen ist nix für Winfried. Zurück am Campingplatz ist es bereits dunkel und wir wollen endlich unser Grauwasser entsorgen. Der Zeltnachbar kommt hinzu und bietet seine Hilfe an. Aber auch ihm gelingt es nicht, die Revisionsöffnung, die eine Komplettentleerung ermöglichen soll, zu öffnen. Wir bieten ihm für seine Dienste ein Mythos an, was er gerne annimmt, dafür bekommen wir seine Lebensgeschichte geboten. Markus, 53 Jahre, verrentet, gelernter Schlosser, zuletzt Mitarbeiter als Kulissenmaler bei den Salzburger Festspielen, freischaffender Künstler mit Schaffenskrise, vorletztes von sage und schreibe 16 Kindern!!!

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Heute ist Ruhetag. Wir stehen später auf, nach dem Frühstück etwas Schreibarbeit. Ein WoMo reist ab und wir wechseln kurzerhand den Platz und sind jetzt in Strandnähe mit vielen Bäumen. Sehr schön. Neo, unser kleiner Freund ist auch gleich mitgekommen. Er kehrt jetzt wieder unsere Teppiche, ist dann Hexe und später Feuerwehrmann. Neo wird von seinem Vater abgeholt, wir verbringen die nächsten Stunden über Mittag am Strand. Für Elias morgigen Geburtstag zeichnen wir ein paar Wünsche in den Sand und ergänzen das Ganze mit Sprechbeiträgen. Winfried schneidet das ganze zu einem kleinen Video zusammen. 

Später, nach Dusche, essen von griech. Salat aus eigener Produktion und kleinem Schläfchen radeln wir Richtung Westen und erkunden die Gegend. Die ist nicht sehr schön, die Ebene ist zugepflastert mit weißen Gewächshäusern, was hier speziell angebaut wird, erschließt sich uns nicht. Wir fahren zum Krios Beach, dort endet auch die Straße und es beginnt der Wanderweg zum 10 km entfernten berühmten und vermutlich überlaufenen Sandstrand mit karibischem Flair von Elafonisi. Eventuell wollen wir morgen mit dem Schiff dorthin fahren, erkunden uns bei unserer Rückkehr nach den Möglichkeiten bei Maria vom Campingplatz. Sie erzählt soviel, dass ich das meiste nicht verstehe, zumindest meint sie, es könnte sein, dass morgen keine Schiffe wegen Wetter fahren würden. Um sieben Uhr morgens sollen wir eine bestimmte Nummer anrufen und uns erkundigen. Ob wir das wollen, wissen wir noch nicht. 

Auf dem Rückweg kaufen wir noch Brot und ein paar Lebensmittel. Zurück beginnt Winfried mit Kochen. Es gibt Spaghetti aglio olio. Wunderbar.

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Die vergangene Nacht war so ruhig, wie schon lange keine mehr. Kein Wind, der am Auto rüttelt. 

Elafonisi ist für heute gestrichen. Evtl. fahren wir mit dem Auto in die Nähe wenn es in den nächsten Tagen nach Norden Richtung Kissamos geht. Da für morgen schlechteres Wetter und zeitweise Regen angekündigt ist, und dies dann auch die nächsten Tage so bleiben soll, gibts heute noch einen Strand- und Faulenzertag. 

Ein anderer Camper kommt vorbei und will wissen, wie zufrieden wir mit unserem Grand California sind. Er selber hatte den 6,80 m langen und hat ihn aber wegen zu vieler Mängel und Ärger zurückgegeben. Über eine ganze Stunde lang werden Erfahrungen ausgetauscht. 

Abends gibt es Bratkartoffeln mit Spiegelei und Bohnen aus Lus Küche. 

Freitag, 8. Oktober 2021

Schon um halb acht stehen wir auf. Nach der üblichen Morgenroutine fahren wir mit dem Rad auf Richtung Paleochora und weiter den Berg hinauf zum Dorf Azogires. Von dort beginnen wir die Wanderung zur Zoures Höhle und zum ottomanischen Fort. Zunächst aber gehts mit dem Rad hinter Paleochora links ab und dann kurvenreich bergan, was auch mit unseren Pedilegs nicht ohne größere Anstrengung zu bewältigen ist. Im Dörfchen Azogiresm kurz vor dem Café Alfa, indem wir nach getaner Arbeit einkehren werden, geht eine betonierte Straße ab nach oben. Wir folgen dem Straßenverlauf ins obere Dorf. Beiderseits der Straße mächtige Olivenbäume, unter denen man bereits Netze ausgelegt hat, vermutlich für die bevorstehende Ernte. In weiteren Olivenanlagen sind Mäher mit ihrer dieselbetriebenen Mähern unterwegs, um den Untergrund von verdorrten Distelgewächsen zu befreien und für die Ernte vorzubereiten. Zunächst steigen wir hinauf zur Zoures-Höhle, hier ist auch etwas Klettern erforderlich und um in die Höhle selbst zu kommen, steigen wir steile Eisenleitern hinab ins Dunkle. Nach der zweiten Leiter lassen wir es gut sein, es ist zu dunkel, Taschenlampe haben wir nicht dabei und außerdem ist alles ziemlich mit Vogeldreck bedeckt. Einen Eindruck vom Ausmaß der Höhle, eigentlich eher einem Felsspalt, haben wir gewinnen können. 

Es geht ein Stück zurück und dann durch ein Eisengitter Richtung Festungsruine. Wir durchwandern eine mit viel verdorrtem Buschwerk, unser Wanderführer spricht von Dorniger Bibernelle, bewachsene Ebene. Ich kann es nicht lassen, in die, mitten in der Maccia stehende weiße Badewanne, die vermutlich als Tiertränke dienen soll, aber derzeit ausgetrocknet ist, zu steigen. Ein bizarres Bild. 

Schon bald bekommen wir schöne Ausblicke zum Libyschen  Meer und dann zeigt sich die mächtige Mauer der türkischen Festungsruine. Von der Festung selber ist außer besagter Mauer nicht allzu viel erhalten, man hat von hier aber einen herrlichen Blick über Paleochora und aufs Libysche Meer. 

Auf gleichem Weg geht es zügig zurück und im Café Alfa, einem Art Museumscafé, finden wir ein Plätzchen unter der lichten Pergola. Wir essen griechischen Salat und trinken Mythos-Bier. Es ist sehr urig und nach kurzer Zeit ist jeder Tisch besetzt. 

Mit dem Rad geht es danach die fünf Kilometer bergab und danach zurück zum Campingplatz. Am Strand ergattern wir zwei Liegen, das Wetter ist besser als vorhergesagt, und dösen im Schatten einer Tamariske. 

Am Spätnachmittag arbeite ich etwas und gegen Abend besucht uns Nachbar Markus, der weitere Episoden aus seinem Leben zum Besten gibt. Später gibt es Nudeln Arrabiata und das obligatorische Kartenspiel, bei dem ich, wie meist, als Gewinner hervorgehe. 

Samstag, 9. Oktober 2021

Auch heute strahlender Sonnenschein, obwohl seit gestern Regen angesagt ist. Uns ist es recht so. Wir werden heute nochmal das Meer genießen, das erstaunlicherweise seit zwei Tagen sehr viel näher gekommen ist und die Wellen mächtig an den Strand schlagen lässt. Der Wind hat gewechselt, der unbarmherzige Nordwind hat gegen eine sanfte Brise aus Süden gewechselt. Sehr angenehm. Den Vormittag verbringen wir am Strand, fahren dann gegen Mittag mit dem Rad in den nächsten Supermarkt und anschließend gibts griechischen Salat aus eigener Küche. Zwischendurch besucht uns wieder der kleine Neo, er und seine jungen Eltern fahren heute weiter an den Strand von Sougia.  

Sonntag, 10. Oktober 2021

Als gestern gegen Abend zuerst die Hunde nebenan nicht mehr aufhören zu kläffen und sich später dann direkt vor uns zwei Griechen mit ihrem Zelt niederlassen, ohne irgendwie von uns Kenntnis zu nehmen und um unsere Wäsche an der Leine rummaschieren, beschließen wir, nicht erst am Montag, sondern bereits am heutigen Sonntag abzureisen. Just in dem Moment kommt die Nachbarin aus Köln kommt kurz um die Ecke und meint, sie würden am Sonntag abreisen, wir könnten dann ihren Platz übernehmen. Als wir ihr mitteilen, dass auch wir abfahren, werfen wir uns verstehende Blicke zu. Auch für die beiden war das jetzt zu viel.

Die Abreiseroutine läuft routiniert, wir waschen zum Schluss noch mit dem Schlauch den gröbsten Staub vom Auto und verabschieden uns von Markus, dem Salzburger. Der Putzfrau, die immer fröhlich lächelnd und singend alles tipptopp hält, gebe ich noch 5 Euro Trinkgeld und versichere ihr, dass sie „the best cleaning Lady ever“ ist. Sie freut sich sehr.

Ab Paleochora geht es links ab in die Berge in eine z. Teil sehr bizarre Gebirgslandschaft. Bis Kissamos, unserem heutigen Ziel, sind es gerade mal gut 40 km, aber die Fahrzeit beträgt über eine Stunde. Das ist allerdings auf Kreta Standard. Der erste Campingplatz, den wir anfahren, hat bereits geschlossen, so bleibt uns nur der Campingplatz Mithimna, auf dem wir bei unserer Ankunft auf Kreta eine Nacht verbracht haben. Wir werden freundlich empfangen, es ist nicht sehr viel los. Der Platz ist freundlicher, als wir ihn in Erinnerung hatten. Nach 4 Wochen Kreta relativiert sich wohl so manches. Mittags essen wir im campingplatzeigenen Restaurant, sind die einzigen Gäste, befürchten das Schlimmste und werden positiv überrascht. Winfried ist, wie könnte es anders sein, Souvlaki mit Tsatziki und ich nehme einen Eintopf mit Zuccini, Kartoffen, Tomaten und Zwiebeln. Alles schmeckt sehr gut. Nach dem Essen wollen wir an den Strand direkt gegenüber der Straße. Liegen stehen bereit. Am Auto fällt mein Blick kurz auf etwas am Reifen und wir stellen fest, da steckt eine Schraube. Winfried entfernt sie mit seinem Taschenmesser. Später, bei unserer Internetrecherche erfahren wir, dass das nicht unbedingt das Beste war. Mithimna ist wohl der Campingplatz der defekten Reifen. Bei unserer Ankunft hier nach der Überfahrt nach Kreta vor 4 Wochen hatte Winfried einen Platten am Fahrrad.
Nun aber an den Strand. Es ist strahlender Sonnenschein, aber man spürt überall den kommenden Herbst. Der Sonne fehlt die Kraft des Sommers, für uns sind die Temperaturen um 26 Grad sehr angenehm, es sind kaum Besucher am Strand und über allem liegt eine sonntägliche Ruhe, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung habe und irgendwie gar nicht mochte. Das kommt mir heute so in den Sinn. Es ist wie Abschied, Einsamkeit, Vergänglichkeit und mein Gefühl dabei ist, wie ich es von den Sonntagnachmittagen aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. Schon damals war das seltsame dabei, dass ich mir immer ein Ende der Arbeit und Ruhe herbeigesehnt habe, gab es dann aber diese seltenen Ruhestunden, konnte ich nichts damit anfangen und mich befiel eine Art Trauer. Das ist schon sehr recht merkwürdig.

Montag, 11.10.2021

Irgendwann in der Nacht hat es etwas getröpfelt. Am Morgen ist der Himmel bedeckt, aber es ist angenehm warm. Der Reifen hat wohl keine Luft verloren, von daher wollen wir ihn zunächst ignorieren. Ich schlage die Wanderung Nr. 3 aus dem Rother Wanderführer Kreta, über die Landzunge, die die Bucht von Kissamos im Osten abschließt, für den heutigen Tag vor. Winfried ist einverstanden und so starten wir nach dem Frühstück mit den Rädern zum Ausgangspunkt der Wanderung, den bereits geschlossenen Campingplatz Nopigia, etwa 2,5 km von hier entfernt. Die Teerstraße führt noch ein Stück weiter und mündet in eine breite Schotterpiste, der wir mit den Rädern folgen. Bizarre Steinformationen und riesige Felsen begleiten unseren Weg am Ufer des Meeres. Immer wieder herrliche Ausblicke in den Golf von Kissamos. Weiter führt der Weg weg vom Meer, mitunter geht es mächtig bergauf und die Schotterstraße ist schrecklich holprig. Das mag ein Rückweg werden. Irgendwann endet die Straße und wir müssen ein Stück zurück, um auf den Wanderweg zu kommen. Wir stellen die Räder im Schatten von Olivenäumen ab und steigen den Wanderweg zunächst ein Stück abwärts. Nach 500 Metern erreichen wir das ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirchlein Agios Vasilios, das 2015 mit Bruchsteinen wieder aufgebaut wurde. Ein Stück weiter geht es durch Oleanderbüsche hindurch bergan. Hier beginnt die Heide gerade zu blühen. In ein paar Tagen ist das hier sicher eine Farbenpracht. Es beginnt leicht zu regnen, wir passieren das Kap Sideris, unter uns immer wieder Kiesstrandbuchten und schließlich erreichen wir über einen Pfad im Dorf Ravdoucha den felsigen Strand. Wir gehen diesen weiter bis es so unwegsam wird, dass wir über das Grundstück eines Ferienhauses, das derzeit nicht bewohnt ist, auf den eigentlichen Wanderweg zurückstreifen und über die Fahrstraße nach 10 Minuten das Endziel, die Taverne Waves on the Rock, am Fuße des Felsens von Kap Sideris. Nach kleiner Stärkung, der feine Regen hat der Mittagssonne Platz gemacht, fühlen wir uns fit genug, die im Wanderführer wie folgt beschriebene Abkürzung zu nehmen: „Wer absolut trittsicher ist und ein wirklich sehr steilen Abstieg nicht scheut.“ Wir sind ja bereits auf dem Rückweg und von daher ist es für uns ein wirklich steiler Aufstieg. Und der ist wirklich steil und ohne Schatten. Mamamia, wir hecheln ordentlich und müssen viele Verschnaufpausen einlegen. Doch schließlich, klitschnass geschwitzt, erreichen wir den Wanderweg und gehen auf gleichem Weg zurück und sind nach etwa 3 Kilometern wieder bei unseren Rädern. Nun beginnt die Höllenfahrt, zunächst ganz steil hoch, wo ich fluchend absteigen muss und dann abwärts über die kurvige Holperpiste. Wieder heil zurück am Campingplatz gehe ich nochmal an den Strand, morgen soll es ja endgültig zu 100 % regnen und wer weiß, vielleicht ist das die letzte Möglichkeit Sonne zu tanken.
Am Abend ist es mir nicht ganz wohl und mein Bauch krampft leicht. In der Nacht bestätigt sich mein Verdacht und ich habe Durchfall. Ich habe das Fried Chicken vom Vortag aus der campingplatzeigenen Taverne in Verdacht, es ist das einzige, was Winfried nicht auch gegessen hat. Er hat keine Probleme.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Während der Nacht hat es etwas geregnet, morgens ist es wieder trocken. Auf Empfehlung unseres Campingwirts fahren wir nach dem Zusammenpacken zunächst nach Kissamos um unser Reifenproblem vom Fachmann begutachten lassen. Der empfohlene „Vulkanisator“ ist schnell gefunden. Der nette Herr vom Reifendienst testet den Luftverlust und kann nichts feststellen. Wir wollen dennoch auf Nummer sicher gehen und lassen den Schaden beseitigen, sprich vulkanisieren. Was immer das auch ist, ein Mechaniker erledigt es in einer Viertelstunde. Das ganze kostet 10 Euro und so können wir beruhigt weiterfahren. Im Hafen wollen wir versuchen endlich unser Fähr-Ticket für das Auto zu bekommen. Wieder ist kein passender Ansprechpartner da, der würde erst am Mittwoch um halb Acht kommen, meint der Herr vom Nachbarschreibtisch und drückt uns eine Visitenkarte von Let‘s Tour, dem zuständigen Reisebüro in die Hand. Wir sollten anrufen, da auch nicht sicher ist, ob die Fähre wegen schlechtem Wetter am nächsten Tag überhaupt fährt. Wir überlegen und beschließen statt zu telefonieren in das gut 40 Kilometer entfernte Büro am Hafen von Chania zu fahren. Auf der Fahrt beginnt es heftig zu gewittern und schließlich zu regnen. Na, kann nicht schaden, wenn das Auto mal ein wenig Wasser von oben abbekommt. Die auf der Visitenkarte angegebene Adresse … Square findet unser Navi nicht und so irren wir einige Zeit in und um das Hafenareal herum, ehe wir dann zu Fuß weitersuchen und an besagtem Platz vor dem Büro stehen. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Die Dame im Büro von Let‘s Tours meint, sie hätte keine Reservierung mit der von uns genannten Nummer. Man, was ist das schon wieder. Nach einigem hin und her findet sie diese dann doch, wir bezahlen und haben endlich das Ticket in der Hand. Wie es scheint, wird die Fähre aller Wahrscheinlichkeit auch fahren.
Jetzt, wo wir schon mal in Chania sind, liegt es nahe, die Stadt etwas zu erforschen. Wir fahren Richtung Meer zur Venezianischen Festung, unsere Parkplatzsuche bleibt nach mehrfachen Umkreisen erfolglos und so beschließen wir, wieder Richtung Kissamos zu fahren und wenn es sich ergibt, von etwas außerhalb mit dem Rad in die Stadt zu fahren. Immer wieder lotst uns das Navi in gesperrte Straßen oder Einbahnstraßen und es dauert eine Weile, ehe wir dann am Meer doch einen Parkplatz finden. Mit dem Rad fahren wir zum alten Hafen am Eingang zur Altstadt. Die malerischen Gässchen der Altstadt sind voll mit Touristen, wir besuchen das Maritim-Museum, umrunden das alte Hafenbecken, an dem sich Taverne an Taverne reiht. Wir streifen noch eine Weile durch Altstadt, vorbei an der Hasan Pascha Moschee und den alten Arsenalgebäuden und fahren zurück zum Auto und weiter nach Kissamos.
In der kommenden Nacht wollen wir möglichst nahe am Hafen bleiben, schließlich geht die Fähre bereits um halb neun Uhr und eine Stunde vorher sollten wir dort sein. In Meeresnähe in Kissamos findet sich nichts Geeignetes und so fahren wir gleich zum Hafen. Dort steht bereits ein Bulli mit Varener Kennzeichen. Klaus, ein Alleinreisender, will ebenso auf die Fähre nach Gythio und so ergibt sich eine nette Unterhaltung, die wir dann in der Fischtaverne am Hafen mit viel Raki fortsetzen. Inzwischen sind noch einige WoMos am Hafen angekommen. Das ist gut so. In solchen Gegenden fühlt man sich einfach sicherer, wenn man nicht alleine ist.

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Um 6.30 Uhr läutet der Wecker. Nach Frühstück und Morgentoilette fahren wir vor zur Anlegestelle der Fähre und reihen uns hinter den bereits Wartenden ein. Heute bin ich mit fahren dran. Es geht vorwärts in die Fähre, das ist schon mal gut, drinnen muss dann gewendet werden und die Einweiser fuchteln wild rum und das „Go, Go“ schallt von allen Ecken. Endlich stehe ich richtig, kann kaum aussteigen, die Fahrertür ist direkt neben einer Säule und es ist überall furchtbar eng. Pünktlich um 8.30 Uhr legt die Fähre ab. 6,5 Stunden Langeweile stehen vor uns. Wir bleiben noch etwas an Deck und ziehen uns dann in unser Luxusambiente, der VIP-Lounge, die wir versehentlich gebucht haben, zurück. Wir sind, wie auch bei der Herfahrt, die einzigen und wir wählen eine mittige Sitzgruppe in dem riesigen menschenleeren Raum. Noch etwas müde, versuchen wir auf der Sitzgruppe liegend etwas zu schlafen. Der Seegang ist aber recht heftig, sodass wir ordentlich durchgeschüttelt werden und Schlaf ist nicht. An der ersten Zwischenstation der Insel Antikythera gehen wir wieder an Deck, beobachten die routinierten Abläufe des Anlegemanövers. Der Zwischenstopp geht schnell vonstatten, nur ein Fahrzeug und ein paar Personen kommen hinzu. Wir ziehen uns wieder in die Lounge zurück, schreiben an unserem Tagebuch und zum Zwischenstopp im Hafen Diakofti der Insel Kythera gehen wir wieder an Deck. Hier ist einiges los, eine Menge Autos, LKWs und sogar ein paar WoMos wollen in den Schiffsbauch und der Stopp zieht sich eineinhalb Stunden hin. Irgendwie scheint es Probleme zu geben. Ob es Platzmangel ist, keine Ahnung. Die Einweiser stehen mitunter ratlos herum, es tut sich minutenlang nichts, irgendwann wird dann ein besonders kleiner Kleinwagen von der hintersten Reihe in den Schiffsbauch gewiesen. Alle umstehenden verfolgen mit Spannung das Geschehen und jeder gibt seinen Senf dazu. Ein besonders Problem scheint ein Schweizer Gespann aus WoMo und Anhänger mit Land Rover drauf, darzustellen. Es werden fast Wetten abgeschlossen, ob dieses Gefährt an der Rampe aufsitzt beim rückwärts Einfahren. Es geht gut und irgendwann sind dann tatsächlich alle Fahrzeuge verstaut und es geht weiter Richtung Gythio. Das Wetter ist mittlerweile richtig gut, die Sonne scheint und der Wellengang hat sich beruhigt. Mit Verspätung legen wir kurz vor vier im Hafen von Gythio an und das Ausladen geht rechts zügig voran, sodass wir schon sehr bald am Campingplatz Mani Beach ankommen. Wir stehen am gleichen Platz wie vor 4 Wochen direkt am Strand.
Das Wetter in den kommenden Tagen soll scheußlich werden, am Abend beim Essen in Takis Taverne nebenan, bekommt die Hälfte der Gäste eine Katastrophenwarnung über bevorstehendes Unwetter mit Gewitter und Starkregen.

7:48 Uhr, ich liege noch im Bett, Winfried steht bereits unter der Dusche, wackelt kurz das Bett und die Teller und Tassen im Schüsselbord klappern. Wie wir später erfahren, gab es ein weiteres Erdbeben der Stärke 6 mit Epizentrum ca. 50 m von uns entfernt. Wir frühstücken im Hotel und sind ziemlich enttäuscht. Der Kaffee eine Biselbrühe, das angeblich ganz tolle selbstgebackene Schwarzbrot eine bröselige, geschmacklose Katastrophe, eine merkwürdige, ebenso bröselige, wohl aber traditionelle Butter, die sehr salzig schmeckt, etwas Honig und Marmelade. Frühstück geht extra und scheint überteuert, das Bisschen Brot mit Butter, Honig und Marmelade 4,20 €, 2 Spiegeleier 3,80 €, der Kaffee wird ebenso extra berechnet.
Vom viel gepriesenen Frühstück weit und breit nichts zu sehen. Nach dem Frühstück fragen wir nach einer Transfermöglichkeit runter zum Meer. Von dort wollen wir eine Küstenwanderung machen. Gegen halb Elf sitzen wir im Allrad und es geht eine halbe Stunde auf abenteuerlicher Schotterpiste und zahllosen Serpentinen runter zum Meer. Dort angekommen erklärt uns der Fahrer noch wie wir zu gehen haben und wir vereinbaren einen Rückfahrtermin für 16.00 Uhr. Über schroffe Felslandschaft gehen wir Richtung Osten, zunächst zu einem Kap und weiter über einen steinigen Pfad rauf und runter, gehen über einer Bucht zu deren Füssen im Meer ein altes Schiffswrack liegt. Die Sonne brennt bereits ordentlich, ich ziehe mein Unterhemd aus, das ist erstmal sehr angenehm. An einem Wegweiser nehmen wir erst Kurs zu einer Höhle mit riesigen Dimensionen, in deren Ecke ein Kirchlein eingebaut ist. Zwei Amerikaner kommen hinzu, die ersten Wanderer, die uns bisher begegnet sind.

Mittwoch, 29. September 2021 – Von Thalori nach Plakias

Wir beschließen heute nicht hier zu frühstücken und gleich abzufahren. Der 2-tägige Spaß in Thalori kostet uns 274 €. Unser Bergschrat sitzt bereits wieder hier beim Frühstück, obwohl er ja nicht in der Anlage wohnt, sondern in einer kleinen Pension im Ort. Abwärts Richtung Messare-Ebene geht es zügig voran, weiter Richtung Agia Galini, Spili und südwärts durch die gewaltige Kourlaliotiko-Schlucht. Hier tummeln sich die Touristen mit ihren meist weißen Leihautos auf den Parkplätzen und buhlen um die beste Sicht in die Schlucht.
Unser heutiges Ziel ist der Campingplatz von Appollonia in Plakias. Der Campingwart nimmt uns mürrisch auf. Ein seltsames Plätzchen ist das hier. Wir wählen einen Platz unter Eukalyptusbäumen. Eine eben anreisende Berliner Camperin schwätzt unentwegt auf Winfried ein als er mich auf den richtigen Platz einweisen will. Wieder mal eine Dame, die Kreta in- und auswendig kennt und tausend Aktivitäten vorschlägt. Bei uns wird nach der Ankunft erstmal gekocht, schließlich haben wir heute noch nichts zwischen die Kiemen bekommen. Nach leckeren Spaghetti gibts ein Mittagsschläfchen. Irgendwie haben wir beide Nachholbedarf. Am späteren Nachmittag erkunden wir mit den Fahrrädern die Umgebung. Der lange Sandstrand ist zum Großteil mit Liegen und Sonnenschirmen bestückt. Eine Beachbar neben der anderen und jede Menge Touristenunterkünfte säumen die Straße. Die Dichte der Supermärkte ist enorm, es gibt auch 2 Einkaufszentren. Wir fahren weiter bis zum Ende der Straße in Souda mit einem schönen kleinen Strand. Zurück am Campingplatz gibts Brotzeit, der Wind ist mitunter so heftig, dass er Brote und Belag vom Tisch weht. Ein Teil davon landet auf Winfrieds Hose und ist somit weiterhin für den Verzehr geeignet, der Rest am Boden geht in den Müll.
Wir sind heute beide sehr müde und so machen wir bereits um 9 Uhr das Licht aus zur Nachtruhe. Der Sturm aber sorgt für eine unruhige Nacht.

Donnerstag, 30. September 2021 – Plakias – Damnoni Beach

Alle Zeichen stehen auf Sturm. Mitunter wird unser Auto nebst Insassen mächtig durchgeschüttelt und Äste streifen immer wieder über das Autodach. Mir graut vor den nächsten Tagen. Ich liege wach im Bett und stelle mir vor, jetzt drei Tage in den fünf Quadratmetern des Grand California gefangen zu sind. Keine schöne Vorstellung. Meine Stimmung sinkt in den Keller. Lust zum Aufstehen verspüre ich auch nicht. Wie jeden Morgen meldet sich mein Handy um 8.00 Uhr mit lieblicher Melodie. Ich drehe mich noch ein paarmal hin und her und krieche dann doch aus den Federn. Heute gibts mal wieder leckeres Honigbrot und ordentlichen Kaffee. Winfried meint, wir sollten einfach unser Programm durchziehen und die Wanderung rund um das Kap Mouri machen. Ja, warum eigentlich nicht. Gegen 10.00 Uhr brechen wir auf, vorher parken wir das Auto noch an einen weniger baumbestandenen Platz. 

Der erste Teil des Weges ist wenig spektakulär, bei der Ferienanlage von Hapimag kommen wir zum viel gerühmten Damnoni Beach, der fest in den Händen von Ferienanlagen und Tavernen ist, die nahezu den kompletten Strand mit Liegen und Sonnenschirmen zugepflastert haben. Wir überqueren den Strand und gehen ein Stück weiter, erreichen zunächst den kleinen Mikro Ammoudi Strand, der ebenso vollgepfercht ist. Schließlich, am dritten Strand, dem Ammoudi Beach, ist nur ein kleiner Teil bestückt und es gibt weder Taverne noch Kiosk. Wir lassen uns auf unserer Decke am feinen Sand nieder und haben alle Hände voll zu tun, unsere Utensilien sturmsicher zu verwahren. Von einem jungen Mann, der gerade im Meer schwimmt, fliegen uns die Badeschlappen um die Ohren. Im Hintergrund schreit der Hüter der Liegen immer wieder „no umbrella, no umbrella“ wenn jemand versucht, den Sonnenschirm zu öffnen. Auf dem Rückweg kehren wir in der mittleren Taverne am Damnoni Beach ein. Für Winfried gibts griechischen Salat, für mich endlich mal Gyros. Leider ist die ketchupartige Soße, in der das Gyrosfleisch gewälzt wurde, so gar nicht nach meinem Geschmack. Der Rückweg über einen zum Teil schroffen, felsigen Küstenpfad in der Höhe ist mitunter eine echte Herausforderung. Einmal, ganz oben, setzen wir uns, um den starken Böen weniger Angriffsfläche zu bieten. Ich bin sehr erleichtert, als wir am Strand von Plakias zurück sind. Wir nehmen noch ein kleines Bad im Meer und trinken dann ein wohlverdientes Mythos in einer der Strandkneipen. Abends gibt es heute Brotzeit im Bus.

Freitag, 1. Oktober 2021 – Frangocastelli – Imbros-Schlucht

Der Sturm hat die ganze Nacht ordentlich an unserem Auto gerüttelt und auch heute soll es noch den ganzen Tag stürmen. In Chora Sfakia soll es laut Wetter-App weniger schlimm sein mit dem Wind. Wir beschließen weiterzufahren. Zwischenzeit soll Frangocastelli sein. Heute bin ich wieder mit Fahren dran. Von Plakias geht es zunächst in steilen Serpentinen auf enger Straße hoch in ein Bergdorf. Der Fahrer eines Kleinwagens vor uns kommt kaum voran und schließlich bleibt er mitten in einer steil ansteigenden Nadelöhrkurve vollends stehen. Schließlich räumt er das Feld, indem er auf die linke Fahrbahnseite fährt. Irre, was? Die Straße wird breiter und so kommen wir zügig voran. Frangokastelli, eine venezianische Festung aus dem 14. Jahrhundert, wirkt nahezu vollständig erhalten, ist aber leider wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. Der angrenzende Strand ist verwaist, keine Liege besetzt. Zwei Kleinbusse speien Touristen aus. Diese irren etwas orientierungslos Richtung Strand, während der Sturm an ihnen zerrt. Ein Campingbus steht am Ende der Straße über dem Strand. Eventuell auch ein Übernachtungsplatz für uns, falls sich, wie wir befürchten, in Chora Sfakion nichts Besseres findet. Dorthin wollen wir aber zunächst und herausfinden, wie das mit den Fähren Richtung Sougia funktioniert und ob es für unser Fahrzeug eine Mitnahmemöglichkeit gibt. Chora Sfakion ist alles zugeparkt, wir wenden und parken am Straßenrand etwas außerhalb des Dorfes. Am Hafen buchen wir für Sonntag 13.00 Uhr eine Fährverbindung nach Sougia für 77 Euro. In Agio Roumeli, dem meerseitigen Ende der Samaria-Schlucht gibt es einen dreistündigen Aufenthalt. Für heute beschließen wir spontan, die Imbros-Schlucht zu durchwandern. Mit einem Taxi, besser gesagt der alten Schrottkarre des Tavernenwirts gegenüber unseres Parkplatzes, lassen wir uns für 20 Euro zum oberen Eingang der Schlucht fahren. Die Straße schraubt sich endlos in die Höhe. Endlich oben angekommen, weist uns der Fahrer noch den richtigen Ausgang und abwärts geht es zum offiziellen Schluchteingang. Das Kassenhäuschen ist geschlossen, also heute kein Eintritt. Schwarze Wolken hängen in den Bergen und ziehen rasch auf uns zu, hoffentlich gibts keinen Regen. Tatsächlich spürt man ab und zu eine Art Gischt, vom Regen bleiben wir jedoch verschont. Der Pfad ist gut begehbar, immer wieder werden wir von meist jungen tollpatschigen GeherInnen ausgebremst. Lernt man denn heute nicht mal mehr richtig zu gehen? Zunächst verläuft der Abstieg wenig spektakulär, immer wieder bizarre Felsformationen, schließlich aber, ungefähr auf halber Strecke, steigen die Felswände steil auf und die Schlucht verengt sich, sodass man mit ausgebreiteten Armen die Felswände zu beiden Seiten berühren kann. Nach exakt 2 Stunden kommen wir wieder am Auto an. Zurück geht es Richtung Frangokastelli direkt an den Strand. Dort werden wir voraussichtlich die nächsten beiden Nächte verbringen. Drei WoMos sind bereits hier, zwei davon haben sich ins Kiesbett gewagt, wir ziehen es vor, wie der Camper aus Paderborn, am Straßenrand mit Öffnung zum Meer zu parken. Zur Leseratte sei er geworden in diesen Windtagen, erzählt der Herr aus Paderborn. In dieser öden Gegend um Frangokastelli kein Wunder! Er ist mit seiner Frau bereits seit vier Wochen auf Kreta. Vergangene Nacht gab’s hier Windstärke sieben erzählt er uns. Morgen soll es besser werden mit dem Sturm. Abends essen wir ganz passabel in der gleich einige Meter entfernten Taverne. Nachts tobt der Sturm wieder derart und rüttelt an der Breitseite unseres GC und an unseren Nerven, dass wir gegen 11 Uhr nachts auf den Parkplatz des Kastells fahren und uns längs zum Wind ausrichten, um dem Unhold möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Zwei weitere WoMos haben hier bereits Zuflucht vor dem Wind gesucht. Es ist etwas besser, ich stopfe mir aber noch Oropax in die Ohren und so schlafe ich zumindest ein paar Stunden.

Samstag, 2. Oktober 2021 – Wanderung Chora Sfakion – Loutro

Morgens fahren wir zum Frühstücken Richtung Kap beim Kastell und haben einen schönen Blick auf das Meer. Nach dem Frühstück gehts mit dem Auto nach Chora Sfakion. Hier in der Gegend gibt es nahezu kein Straßenschild, das nicht von Schusslöchern durchsiebt ist. Schießen scheint hier eine Art Volkssport zu sein. Es gibt hier in der Gegend Dörfer, die sich bei Blutrachefehden nahezu ausgerottet haben. Anopoli unweit in den Bergen, ist ein solches Geisterdorf. Vielleicht ist es ja der immerwährende Wind, der den Bewohnern das Hirn ausbläst.

Aber zurück zum heutigen Tag. Wir wandern von Chora Sfakion in das Dörfchen Loutro. Loutro ist autofrei, keine Straße führt dorthin, es ist nur zu Fuß oder über das Wasser zu erreichen. Zunächst wandern wir an den Tavernen am Strand entlang und steigen dann zur Straße nach Anopoli hinauf. Dieser folgen wir eine halbe Stunde, was alles andere als erbaulich ist. Dann aber geht ein Pfad links ab und wir wandern mal auf Felsen mal auf Geröll, steigen mal hinauf und mal hinab, mal im Zick-Zack und mitunter kletternd dem Sweet-Water-Beach entgegen. Dort am Sandstrand, wo es einige Süßwasserquellen gibt, die der Bucht ihren Namen geben, legen wir eine Badepause ein. Mit oder ohne Bekleidung ist hier bedeutungslos, wir wählen letztere Variante, so müssen wir später keine nassen Badesachen einpacken. Nach zweimaligem Wassergang mit anschließendem Sonnenbad folgen wir weiter dem Küstenpfad. Schon bald erreichen wir eine Kapelle und erhaschen dort den ersten Blick auf die weißen Häuser von Loutro. Es kommen uns immer wieder paarweise Ziegen entgegen, die nur widerwillig den Weg für uns frei machen. Aber wir sind letztendlich die Stärkeren. Vorbei an einigen einsamen Kieselbuchten geht es nochmal ordentlich in die Höhe, bevor wir dann in die Bucht von Loutro hinabsteigen. Weiße Häuser mit blauen Fenstern und Türen, drei bis fünf-geschossig, ausschließlich Hotels, Pensionen, Tavernen und Läden, lehnen sich an die hoch aufsteigenden Felswände. Der Nordwind, der uns seit Tagen begleitet, fehlt hier komplett, was wohl dem Abwehrschirm der Felswände im Norden zu verdanken ist. Zunächst führt uns der Weg zum Fährhafen, wir erkundigen uns nach Rückfahrmöglichkeiten und erwerben für 15.45 Uhr Tickets zu je 6 Euro. In einer der Uferkneipen trinken wir unser wohlverdientes Mythos und essen griechischen Salat. Der kleine Strand ist zugepflastert mit Liegen und Sonnenschirmen, die „Sardinenanlage“ von Loutro. Es findet sich kein einziges freies Plätzchen, an dem wir unsere Handtücher ausbreiten und eine kleine Mittagsruhe einlegen können. So trinken wir stattdessen noch einen Espresso und beobachten, wie sich Schwimmer und kleine Touristn- und Fischerboote in dem erstaunlich klaren Wasser nebeneinander tummeln. Für Winfried finden wir ein witziges Zeus-T-Shirt, wie passend, Göttervater, und dann geht es schon auf die Fähre, die uns in 15 Minuten zurück nach Chora Sfakion bringt. Als Übernachtungsplatz wählen wir nochmals den Strand bei Frangokastello. Heute stellen wir uns gleich in den Wind und hoffen so auf eine ruhigere Nacht. Ein dichtbepackter Radler versucht bei einer Tamariskengruppe sein Zelt aufzustellen, muss aber dann einsehen, dass das bei diesem Wind aussichtslos ist. Er packt alles wieder zusammen und wählt dann einen Platz 100 m weiter, wo er sich aus Strandliegen eine kleine Festung baut. Meine Güte, nie im Leben würde ich das machen wollen. 

Sonntag, 3. Oktober 2021 – Fähre nach Sougia

Insgesamt war die Nacht heute ruhiger, der Sturm hat nur selten am Auto gerüttelt und uns durch sein Heulen um das sanfte Rauschen der Wellen gebracht. Am Morgen zeigt die Batterieladekapazität wieder nur 30 %. Im Kühlschrank sind die Sachen gefroren, obwohl auf niedrigster Stufe und Nachtbetrieb eingestellt ist. Das frisst natürlich Strom ohne Ende. Wir verbringen den Vormittag noch lesend und schauend am Strand von Frangokastello und fahren dann gegen 12 Uhr nach Chora Sfakion, wo um 13.00 Uhr die Fähre nach Sougia abgeht. Alles klappt gut, selbst das rückwärts einfahren und Manövrieren auf die Fähre gelingt mir ganz ordentlich. Heute bin ja ich wieder mit Fahren dran und kneifen gilt nicht. Die Fähroute führt unweit der Küste entlang, den ersten Teil bis Loutro kennen wir bereits von gestern. Nach dem Zwischenstopp in Loutro geht es noch eine Dreiviertelstunde weiter bis Agios Roumeli, besser bekannt als das Ende der berühmten Samariaschlucht. Dort haben wir einen Aufenthalt von 3 Stunden bis 17.30 Uhr. Unser Auto bleibt auf der Fähre zurück. Wir gehen ein Stück Richtung Eingang Schlucht, die Mittagssonne sticht und der Eingang ist nicht in Sicht. So verzichten wir auf Wandern und essen in einer Taverne direkt am kleinen Hafen mit Blick auf die dort mit unserem Auto bepackte Fähre „Samaria I“. Nach dem Essen gehen wir zum kleinen Kiesstrand neben dem Hafen. Der ist gut besetzt, ankommende Wanderer, die ebenso wie wir auf die Fähre warten, nutzen die Gelegenheit für ein kühles Bad. Es ist kurz vor 17 Uhr, wir sind gerade dabei unsere Sachen am Strand zusammenzupacken, da sehen wir am Hafen unsere Fähre abfahren. Panik! Mit Bikini und Handtuch unterm Arm rennen wir Richtung Hafen. Nix zu machen, die Fähre ist weg und damit unser Auto. Wir laufen zum Fahrkartenschalter und machen unserem Entsetzen Luft. Die Dame am Schalter aber versucht uns verständlich zu machen, dass sie schon wieder zurück kommt bis zu unserem Abfahrtszeitpunkt um 17.30 Uhr. Einigermaßen beruhigt, aber doch stark irritiert gehen wir wieder Richtung Hafen. Erst jetzt, als eine weitere kleine Fähre einläuft wird uns klar, warum die Fähre ausgelaufen ist, sie macht der anderen Fähre Platz. Noch mal gut gegangen.

Als der Anlegeplatz wieder frei ist, und unsere Fähre wieder festmacht, stürmen hunderte von Menschen gleichzeitig hinein. Wir warten erst mal ab und bleiben dann während der ganzen Fahrt in unserem Auto. So viele Menschen sind nichts für uns. Nach einer knappen Stunde Fahrt dürfen wir mit den einheimischen Pick-Ups als Erste die Fähre verlassen. Auf dem kleinen Autodeck, das gerade mal Platz für ca. 10 Fahrzeuge bietet, werden wir gut umsorgt. 

Gegen 18.30 Uhr legen wir am kleinen Fährhafen von Sougia an, fahren rechts rum an wartenden Bussen und Schildträgern vorbei Richtung Dorf. Zum Strand, dort wo wir bereits von der Fähre aus einige WoMos ausfindig machen konnten, wollen wir hin. Über einen Schotterweg in einem Flusstal und dann weiter am holprigen Strandweg finden wir schließlich ein Plätzchen neben einer Österreicherin, die hier ganz allein in ihrem Skoda Oktavia auf primitivste Weise seit Wochen haust. Es ist erstaunlich windstill, aber schon recht kühl. Schließlich geht hier ja schon gegen sieben die Sonne unter und die ganz heißen Tage sind wohl auch hier vorbei. 

Montag, 04. Oktober 2021 – Wanderung Lissos – Paleochora

Mit dem Fahrrad fahren wir zeitig am Morgen quer durch die Tavernenzeile von Sougia zum Fischerhafen ans Ende der Straße. Unsere Fahrräder zurren wir am Wegmarkierungsschild, dem Eingang in die Lissos-Schlucht, fest und beginnen unsere heutige Wanderung zum antiken Lissos. Gleich nach dem Eingang müssen wir über große, glattgeschliffene Felsen kraxeln, im weiteren Verlauf lassen sich die riesigen Steinbrocken gut umlaufen. Oleanderbüsche säumen den Pfad und schon bald zeigt sich eine hochausteigende überhängende Felswand. Wir verlassen die Schlucht über einen ansteigenden Pfad, der uns auf das Hochplateau Kandouni führt. Durch die Maccia folgen wir den gelbschwarzen Markierungen und steigen dann hinab zu den Überresten des antiken Lissos mit dem Asklepiostempel. Besonders sehenswert sind die Mosaiken im Asklepiostempel, eine byzantinische Kapelle und die kleinen Grabhäuschen am gegenüberliegenden Hang. Der Strand von Lissos Beach mit seinem glasklarem Wasser sieht verlockend aus, im Moment ist es uns aber für ein Bad noch nicht heiß genug. Auf gleichem Weg wandern zurück nach Sougia, packen unsere sieben Sachen und fahren weiter nach Paleochora. Luftlinie sind es nur wenige Kilometer, eine direkte Straße an der Küste gibt es auch hier nicht, die bizarren Felswände machen eine Straßenrealisierung unmöglich. So gehts erst wieder kurvenreich rauf und runter ins Landesinnere und nach etwa einer Stunde zwängen wir uns durch die verstopfte Geschäftsstraße von Paleochora zum fünf Kilometer entfernten Gramenno Campingplatz. Maria vom Campingplatz ist gerade mit einem Berliner Paar mit Kind beschäftigt, die auch eben angekommen sind. Bei einer gemeinsamen Campingplatzbegehung zeigt sie uns die freien Plätze. Das haut uns alles nicht um, aber schließlich stehen wir neben Gemeinschaftsfläche und Toilettenentleerung einigermaßen gerade unter Eukalyptusbäumen. Heute ist große Wäsche angesagt, die Waschmaschine kann ich nicht finden, ein Österreicher in der Nachbarschaft erklärt, dass diese nur über Maria organisiert werden kann. Mit Maria, die gerade in ihre Mittagspause aufbrechen will, vereinbare ich einen Termin in einer Viertelstunde. Eilig packe ich alle Schmutzwäsche zusammen, auch Bettlaken etc. und alle Farben durcheinander und so wird alles in der Riesenmaschine in einer Stunde bei 40 Grad gewaschen. Bis die Waschmaschine fertig ist, gehen wir zum Sandstrand, direkt beim Campingplatz. Es ist nicht sehr viel los, und als der Wind wieder so stark wird, dass uns die feinen Körner um die Ohren fliegen, suchen wir Schutz beim Bus, aber auch da bläst er ordentlich. Maria kommt und signalisiert, dass die Wäsche fertig ist. Zwischen zwei Eukalyptusbäumen wird der erste Teil der Wäsche aufgehängt. Zum Wäschetrocknen ist der Wind wirklich gut. Kaum eine Stunde und Betttücher etc. sind bereits trocken und so kommt die nächste Schicht dran. Bis zum Abend ist alles erledigt. Zwischendurch besucht uns immer wieder ein Blondschopf, der 3-jährige Neo, wie wir später erfahren, und wir müssen Absperrungen bauen, Seile spannen, Leute verhaften und in den großen Kühlschrank sperren ….

Heute gibts Schnitzel mit Zuccinigemüse und griechischen Salat. Schmeckt ganz gut. 

Dienstag, 5. Oktober 2021 – Paleochora

Die ganz Nacht über hat es wieder gestürmt, überall ist Sand, selbst durch die mit den Fliegengittern geschützten Fenster dringt er ein. Nach dem Frühstück radeln wir ins 5 km entfernte Paleochora. Erstaunlicherweise gibt es hier über einen Großteil der Strecke einen ganz neuen Radweg, eine absolute Seltenheit auf Kreta. An manchen Stellen ist dieser ausgesetzt und endet abrupt. 50 m weiter beginnt er dann wieder. Wir vermuten, dass die jeweiligen  Grundstückseigentümer dem Bau bisher nicht zugestimmt haben. Echt doof.

Paleochora ist ganz auf Touristen ausgerichtet mit jeder Menge Hotels und Pensionen, in den Einkaufsstraßen finden sich zahlreiche Läden, Tavernen und allem was, ein Tourist so für den täglichen Bedarf benötigt. Es gibt einen schönen Sandstrand, der in großen Teilen mit Liegen bestückt ist. Zunächst fahren wir durch Paleochora durch, wir wollen uns den anderen Campingplatz ansehen. Es gibt dort nur ein paar wenige Plätze für WoMos, die alle besetzt sind bis auf einen, der aber wohl gleichzeitig als Durchgang zum Zeltbereich dient. Das scheint uns nicht so ideal. Es gibt eine Taverne, der Strand ist über die Straße. Der große Vorteil: der Wind scheint hier einfach nicht so stark zu sein, die nahen Steilhänge im Norden bieten guten Schutz. Die junge Frau im Restaurant, die noch schlechter Englisch spricht als ich, meint man könnte sich dorthin stellen. Wir fragen, ob eine Reservierung für morgen möglich ist, für einen Wechsel heute ist es zu spät. Sie versteht uns nicht und so vereinbaren wir, am morgen anzurufen und zu fragen, ob was frei ist.

Zurück in Paleochora bummeln wir durch das Örtchen, schauen T-Shirts an und erstehen drei Stück, zwei für Winfried und eines für mich.

In einem Supermarkt kaufen für noch das notwendigste und dann fahren wir zurück zum Campingplatz. Am Nachmittag gibts baden und sonnen am Strand, umparken und querstellen des Autos als besseren Windschutz, böser Polizist und Auto putzen spielen mit Neo, unserem ständigen kleinen Gast. Irgendwo zwischen den Spielen gelingt es mir, die fällige Einkommensteuervorauszahlung zu erledigen. 

Abends gehen wir auf Empfehlung des Zeltlers aus Österreich in die Taverne Grameno. Winfried bestellt, wie sollte es anders sein, Souvlaki, allerdings vom Schwein, Hähnchen gibt es nicht, ich Okraeintopf von der Tageskarte. Wir müssen tauschen, das Fleisch mit gewissen Fettanteilen ist nix für Winfried. Zurück am Campingplatz ist es bereits dunkel und wir wollen endlich unser Grauwasser entsorgen. Der Zeltnachbar kommt hinzu und bietet seine Hilfe an. Aber auch ihm gelingt es nicht, die Revisionsöffnung, die eine Komplettentleerung ermöglichen soll, zu öffnen. Wir bieten ihm für seine Dienste ein Mythos an, was er gerne annimmt, dafür bekommen wir seine Lebensgeschichte geboten. Markus, 53 Jahre, verrentet, gelernter Schlosser, zuletzt Mitarbeiter als Kulissenmaler bei den Salzburger Festspielen, freischaffender Künstler mit Schaffenskrise, vorletztes von sage und schreibe 16 Kindern!!!

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Heute ist Ruhetag. Wir stehen später auf, nach dem Frühstück etwas Schreibarbeit. Ein WoMo reist ab und wir wechseln kurzerhand den Platz und sind jetzt in Strandnähe mit vielen Bäumen. Sehr schön. Neo, unser kleiner Freund ist auch gleich mitgekommen. Er kehrt jetzt wieder unsere Teppiche, ist dann Hexe und später Feuerwehrmann. Neo wird von seinem Vater abgeholt, wir verbringen die nächsten Stunden über Mittag am Strand. Für Elias morgigen Geburtstag zeichnen wir ein paar Wünsche in den Sand und ergänzen das Ganze mit Sprechbeiträgen. Winfried schneidet das ganze zu einem kleinen Video zusammen. 

Später, nach Dusche, essen von griech. Salat aus eigener Produktion und kleinem Schläfchen radeln wir Richtung Westen und erkunden die Gegend. Die ist nicht sehr schön, die Ebene ist zugepflastert mit weißen Gewächshäusern, was hier speziell angebaut wird, erschließt sich uns nicht. Wir fahren zum Krios Beach, dort endet auch die Straße und es beginnt der Wanderweg zum 10 km entfernten berühmten und vermutlich überlaufenen Sandstrand mit karibischem Flair von Elafonisi. Eventuell wollen wir morgen mit dem Schiff dorthin fahren, erkunden uns bei unserer Rückkehr nach den Möglichkeiten bei Maria vom Campingplatz. Sie erzählt soviel, dass ich das meiste nicht verstehe, zumindest meint sie, es könnte sein, dass morgen keine Schiffe wegen Wetter fahren würden. Um sieben Uhr morgens sollen wir eine bestimmte Nummer anrufen und uns erkundigen. Ob wir das wollen, wissen wir noch nicht. 

Auf dem Rückweg kaufen wir noch Brot und ein paar Lebensmittel. Zurück beginnt Winfried mit Kochen. Es gibt Spaghetti aglio olio. Wunderbar.

Donnerstag, 7. Oktober 2021

Die vergangene Nacht war so ruhig, wie schon lange keine mehr. Kein Wind, der am Auto rüttelt. 

Elafonisi ist für heute gestrichen. Evtl. fahren wir mit dem Auto in die Nähe wenn es in den nächsten Tagen nach Norden Richtung Kissamos geht. Da für morgen schlechteres Wetter und zeitweise Regen angekündigt ist, und dies dann auch die nächsten Tage so bleiben soll, gibts heute noch einen Strand- und Faulenzertag. 

Ein anderer Camper kommt vorbei und will wissen, wie zufrieden wir mit unserem Grand California sind. Er selber hatte den 6,80 m langen und hat ihn aber wegen zu vieler Mängel und Ärger zurückgegeben. Über eine ganze Stunde lang werden Erfahrungen ausgetauscht. 

Abends gibt es Bratkartoffeln mit Spiegelei und Bohnen aus Lus Küche. 

Freitag, 8. Oktober 2021

Schon um halb acht stehen wir auf. Nach der üblichen Morgenroutine fahren wir mit dem Rad auf Richtung Paleochora und weiter den Berg hinauf zum Dorf Azogires. Von dort beginnen wir die Wanderung zur Zoures Höhle und zum ottomanischen Fort. Zunächst aber gehts mit dem Rad hinter Paleochora links ab und dann kurvenreich bergan, was auch mit unseren Pedilegs nicht ohne größere Anstrengung zu bewältigen ist. Im Dörfchen Azogiresm kurz vor dem Café Alfa, indem wir nach getaner Arbeit einkehren werden, geht eine betonierte Straße ab nach oben. Wir folgen dem Straßenverlauf ins obere Dorf. Beiderseits der Straße mächtige Olivenbäume, unter denen man bereits Netze ausgelegt hat, vermutlich für die bevorstehende Ernte. In weiteren Olivenanlagen sind Mäher mit ihrer dieselbetriebenen Mähern unterwegs, um den Untergrund von verdorrten Distelgewächsen zu befreien und für die Ernte vorzubereiten. Zunächst steigen wir hinauf zur Zoures-Höhle, hier ist auch etwas Klettern erforderlich und um in die Höhle selbst zu kommen, steigen wir steile Eisenleitern hinab ins Dunkle. Nach der zweiten Leiter lassen wir es gut sein, es ist zu dunkel, Taschenlampe haben wir nicht dabei und außerdem ist alles ziemlich mit Vogeldreck bedeckt. Einen Eindruck vom Ausmaß der Höhle, eigentlich eher einem Felsspalt, haben wir gewinnen können. 

Es geht ein Stück zurück und dann durch ein Eisengitter Richtung Festungsruine. Wir durchwandern eine mit viel verdorrtem Buschwerk, unser Wanderführer spricht von Dorniger Bibernelle, bewachsene Ebene. Ich kann es nicht lassen, in die, mitten in der Maccia stehende weiße Badewanne, die vermutlich als Tiertränke dienen soll, aber derzeit ausgetrocknet ist, zu steigen. Ein bizarres Bild. 

Schon bald bekommen wir schöne Ausblicke zum Libyschen  Meer und dann zeigt sich die mächtige Mauer der türkischen Festungsruine. Von der Festung selber ist außer besagter Mauer nicht allzu viel erhalten, man hat von hier aber einen herrlichen Blick über Paleochora und aufs Libysche Meer. 

Auf gleichem Weg geht es zügig zurück und im Café Alfa, einem Art Museumscafé, finden wir ein Plätzchen unter der lichten Pergola. Wir essen griechischen Salat und trinken Mythos-Bier. Es ist sehr urig und nach kurzer Zeit ist jeder Tisch besetzt. 

Mit dem Rad geht es danach die fünf Kilometer bergab und danach zurück zum Campingplatz. Am Strand ergattern wir zwei Liegen, das Wetter ist besser als vorhergesagt, und dösen im Schatten einer Tamariske. 

Am Spätnachmittag arbeite ich etwas und gegen Abend besucht uns Nachbar Markus, der weitere Episoden aus seinem Leben zum Besten gibt. Später gibt es Nudeln Arrabiata und das obligatorische Kartenspiel, bei dem ich, wie meist, als Gewinner hervorgehe. 

Samstag, 9. Oktober 2021

Auch heute strahlender Sonnenschein, obwohl seit gestern Regen angesagt ist. Uns ist es recht so. Wir werden heute nochmal das Meer genießen, das erstaunlicherweise seit zwei Tagen sehr viel näher gekommen ist und die Wellen mächtig an den Strand schlagen lässt. Der Wind hat gewechselt, der unbarmherzige Nordwind hat gegen eine sanfte Brise aus Süden gewechselt. Sehr angenehm. Den Vormittag verbringen wir am Strand, fahren dann gegen Mittag mit dem Rad in den nächsten Supermarkt und anschließend gibts griechischen Salat aus eigener Küche. Zwischendurch besucht uns wieder der kleine Neo, er und seine jungen Eltern fahren heute weiter an den Strand von Sougia.  

Sonntag, 10. Oktober 2021

Als gestern gegen Abend zuerst die Hunde nebenan nicht mehr aufhören zu kläffen und sich später dann direkt vor uns zwei Griechen mit ihrem Zelt niederlassen, ohne irgendwie von uns Kenntnis zu nehmen und um unsere Wäsche an der Leine rummaschieren, beschließen wir, nicht erst am Montag, sondern bereits am heutigen Sonntag abzureisen. Just in dem Moment kommt die Nachbarin aus Köln kommt kurz um die Ecke und meint, sie würden am Sonntag abreisen, wir könnten dann ihren Platz übernehmen. Als wir ihr mitteilen, dass auch wir abfahren, werfen wir uns verstehende Blicke zu. Auch für die beiden war das jetzt zu viel.

Die Abreiseroutine läuft routiniert, wir waschen zum Schluss noch mit dem Schlauch den gröbsten Staub vom Auto und verabschieden uns von Markus, dem Salzburger. Der Putzfrau, die immer fröhlich lächelnd und singend alles tipptopp hält, gebe ich noch 5 Euro Trinkgeld und versichere ihr, dass sie „the best cleaning Lady ever“ ist. Sie freut sich sehr.

Ab Paleochora geht es links ab in die Berge in eine z. Teil sehr bizarre Gebirgslandschaft. Bis Kissamos, unserem heutigen Ziel, sind es gerade mal gut 40 km, aber die Fahrzeit beträgt über eine Stunde. Das ist allerdings auf Kreta Standard. Der erste Campingplatz, den wir anfahren, hat bereits geschlossen, so bleibt uns nur der Campingplatz Mithimna, auf dem wir bei unserer Ankunft auf Kreta eine Nacht verbracht haben. Wir werden freundlich empfangen, es ist nicht sehr viel los. Der Platz ist freundlicher, als wir ihn in Erinnerung hatten. Nach 4 Wochen Kreta relativiert sich wohl so manches. Mittags essen wir im campingplatzeigenen Restaurant, sind die einzigen Gäste, befürchten das Schlimmste und werden positiv überrascht. Winfried ist, wie könnte es anders sein, Souvlaki mit Tsatziki und ich nehme einen Eintopf mit Zuccini, Kartoffen, Tomaten und Zwiebeln. Alles schmeckt sehr gut. Nach dem Essen wollen wir an den Strand direkt gegenüber der Straße. Liegen stehen bereit. Am Auto fällt mein Blick kurz auf etwas am Reifen und wir stellen fest, da steckt eine Schraube. Winfried entfernt sie mit seinem Taschenmesser. Später, bei unserer Internetrecherche erfahren wir, dass das nicht unbedingt das Beste war. Mithimna ist wohl der Campingplatz der defekten Reifen. Bei unserer Ankunft hier nach der Überfahrt nach Kreta vor 4 Wochen hatte Winfried einen Platten am Fahrrad.
Nun aber an den Strand. Es ist strahlender Sonnenschein, aber man spürt überall den kommenden Herbst. Der Sonne fehlt die Kraft des Sommers, für uns sind die Temperaturen um 26 Grad sehr angenehm, es sind kaum Besucher am Strand und über allem liegt eine sonntägliche Ruhe, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung habe und irgendwie gar nicht mochte. Das kommt mir heute so in den Sinn. Es ist wie Abschied, Einsamkeit, Vergänglichkeit und mein Gefühl dabei ist, wie ich es von den Sonntagnachmittagen aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. Schon damals war das seltsame dabei, dass ich mir immer ein Ende der Arbeit und Ruhe herbeigesehnt habe, gab es dann aber diese seltenen Ruhestunden, konnte ich nichts damit anfangen und mich befiel eine Art Trauer. Das ist schon sehr recht merkwürdig.

Montag, 11.10.2021

Irgendwann in der Nacht hat es etwas getröpfelt. Am Morgen ist der Himmel bedeckt, aber es ist angenehm warm. Der Reifen hat wohl keine Luft verloren, von daher wollen wir ihn zunächst ignorieren. Ich schlage die Wanderung Nr. 3 aus dem Rother Wanderführer Kreta, über die Landzunge, die die Bucht von Kissamos im Osten abschließt, für den heutigen Tag vor. Winfried ist einverstanden und so starten wir nach dem Frühstück mit den Rädern zum Ausgangspunkt der Wanderung, den bereits geschlossenen Campingplatz Nopigia, etwa 2,5 km von hier entfernt. Die Teerstraße führt noch ein Stück weiter und mündet in eine breite Schotterpiste, der wir mit den Rädern folgen. Bizarre Steinformationen und riesige Felsen begleiten unseren Weg am Ufer des Meeres. Immer wieder herrliche Ausblicke in den Golf von Kissamos. Weiter führt der Weg weg vom Meer, mitunter geht es mächtig bergauf und die Schotterstraße ist schrecklich holprig. Das mag ein Rückweg werden. Irgendwann endet die Straße und wir müssen ein Stück zurück, um auf den Wanderweg zu kommen. Wir stellen die Räder im Schatten von Olivenäumen ab und steigen den Wanderweg zunächst ein Stück abwärts. Nach 500 Metern erreichen wir das ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert stammende Kirchlein Agios Vasilios, das 2015 mit Bruchsteinen wieder aufgebaut wurde. Ein Stück weiter geht es durch Oleanderbüsche hindurch bergan. Hier beginnt die Heide gerade zu blühen. In ein paar Tagen ist das hier sicher eine Farbenpracht. Es beginnt leicht zu regnen, wir passieren das Kap Sideris, unter uns immer wieder Kiesstrandbuchten und schließlich erreichen wir über einen Pfad im Dorf Ravdoucha den felsigen Strand. Wir gehen diesen weiter bis es so unwegsam wird, dass wir über das Grundstück eines Ferienhauses, das derzeit nicht bewohnt ist, auf den eigentlichen Wanderweg zurückstreifen und über die Fahrstraße nach 10 Minuten das Endziel, die Taverne Waves on the Rock, am Fuße des Felsens von Kap Sideris. Nach kleiner Stärkung, der feine Regen hat der Mittagssonne Platz gemacht, fühlen wir uns fit genug, die im Wanderführer wie folgt beschriebene Abkürzung zu nehmen: „Wer absolut trittsicher ist und ein wirklich sehr steilen Abstieg nicht scheut.“ Wir sind ja bereits auf dem Rückweg und von daher ist es für uns ein wirklich steiler Aufstieg. Und der ist wirklich steil und ohne Schatten. Mamamia, wir hecheln ordentlich und müssen viele Verschnaufpausen einlegen. Doch schließlich, klitschnass geschwitzt, erreichen wir den Wanderweg und gehen auf gleichem Weg zurück und sind nach etwa 3 Kilometern wieder bei unseren Rädern. Nun beginnt die Höllenfahrt, zunächst ganz steil hoch, wo ich fluchend absteigen muss und dann abwärts über die kurvige Holperpiste. Wieder heil zurück am Campingplatz gehe ich nochmal an den Strand, morgen soll es ja endgültig zu 100 % regnen und wer weiß, vielleicht ist das die letzte Möglichkeit Sonne zu tanken.
Am Abend ist es mir nicht ganz wohl und mein Bauch krampft leicht. In der Nacht bestätigt sich mein Verdacht und ich habe Durchfall. Ich habe das Fried Chicken vom Vortag aus der campingplatzeigenen Taverne in Verdacht, es ist das einzige, was Winfried nicht auch gegessen hat. Er hat keine Probleme.

Dienstag, 12. Oktober 2021

Während der Nacht hat es etwas geregnet, morgens ist es wieder trocken. Auf Empfehlung unseres Campingwirts fahren wir nach dem Zusammenpacken zunächst nach Kissamos um unser Reifenproblem vom Fachmann begutachten lassen. Der empfohlene „Vulkanisator“ ist schnell gefunden. Der nette Herr vom Reifendienst testet den Luftverlust und kann nichts feststellen. Wir wollen dennoch auf Nummer sicher gehen und lassen den Schaden beseitigen, sprich vulkanisieren. Was immer das auch ist, ein Mechaniker erledigt es in einer Viertelstunde. Das ganze kostet 10 Euro und so können wir beruhigt weiterfahren. Im Hafen wollen wir versuchen endlich unser Fähr-Ticket für das Auto zu bekommen. Wieder ist kein passender Ansprechpartner da, der würde erst am Mittwoch um halb Acht kommen, meint der Herr vom Nachbarschreibtisch und drückt uns eine Visitenkarte von Let‘s Tour, dem zuständigen Reisebüro in die Hand. Wir sollten anrufen, da auch nicht sicher ist, ob die Fähre wegen schlechtem Wetter am nächsten Tag überhaupt fährt. Wir überlegen und beschließen statt zu telefonieren in das gut 40 Kilometer entfernte Büro am Hafen von Chania zu fahren. Auf der Fahrt beginnt es heftig zu gewittern und schließlich zu regnen. Na, kann nicht schaden, wenn das Auto mal ein wenig Wasser von oben abbekommt. Die auf der Visitenkarte angegebene Adresse … Square findet unser Navi nicht und so irren wir einige Zeit in und um das Hafenareal herum, ehe wir dann zu Fuß weitersuchen und an besagtem Platz vor dem Büro stehen. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. Die Dame im Büro von Let‘s Tours meint, sie hätte keine Reservierung mit der von uns genannten Nummer. Man, was ist das schon wieder. Nach einigem hin und her findet sie diese dann doch, wir bezahlen und haben endlich das Ticket in der Hand. Wie es scheint, wird die Fähre aller Wahrscheinlichkeit auch fahren.
Jetzt, wo wir schon mal in Chania sind, liegt es nahe, die Stadt etwas zu erforschen. Wir fahren Richtung Meer zur Venezianischen Festung, unsere Parkplatzsuche bleibt nach mehrfachen Umkreisen erfolglos und so beschließen wir, wieder Richtung Kissamos zu fahren und wenn es sich ergibt, von etwas außerhalb mit dem Rad in die Stadt zu fahren. Immer wieder lotst uns das Navi in gesperrte Straßen oder Einbahnstraßen und es dauert eine Weile, ehe wir dann am Meer doch einen Parkplatz finden. Mit dem Rad fahren wir zum alten Hafen am Eingang zur Altstadt. Die malerischen Gässchen der Altstadt sind voll mit Touristen, wir besuchen das Maritim-Museum, umrunden das alte Hafenbecken, an dem sich Taverne an Taverne reiht. Wir streifen noch eine Weile durch Altstadt, vorbei an der Hasan Pascha Moschee und den alten Arsenalgebäuden und fahren zurück zum Auto und weiter nach Kissamos.
In der kommenden Nacht wollen wir möglichst nahe am Hafen bleiben, schließlich geht die Fähre bereits um halb neun Uhr und eine Stunde vorher sollten wir dort sein. In Meeresnähe in Kissamos findet sich nichts Geeignetes und so fahren wir gleich zum Hafen. Dort steht bereits ein Bulli mit Varener Kennzeichen. Klaus, ein Alleinreisender, will ebenso auf die Fähre nach Gythio und so ergibt sich eine nette Unterhaltung, die wir dann in der Fischtaverne am Hafen mit viel Raki fortsetzen. Inzwischen sind noch einige WoMos am Hafen angekommen. Das ist gut so. In solchen Gegenden fühlt man sich einfach sicherer, wenn man nicht alleine ist.

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Um 6.30 Uhr läutet der Wecker. Nach Frühstück und Morgentoilette fahren wir vor zur Anlegestelle der Fähre und reihen uns hinter den bereits Wartenden ein. Heute bin ich mit fahren dran. Es geht vorwärts in die Fähre, das ist schon mal gut, drinnen muss dann gewendet werden und die Einweiser fuchteln wild rum und das „Go, Go“ schallt von allen Ecken. Endlich stehe ich richtig, kann kaum aussteigen, die Fahrertür ist direkt neben einer Säule und es ist überall furchtbar eng. Pünktlich um 8.30 Uhr legt die Fähre ab. 6,5 Stunden Langeweile stehen vor uns. Wir bleiben noch etwas an Deck und ziehen uns dann in unser Luxusambiente, der VIP-Lounge, die wir versehentlich gebucht haben, zurück. Wir sind, wie auch bei der Herfahrt, die einzigen und wir wählen eine mittige Sitzgruppe in dem riesigen menschenleeren Raum. Noch etwas müde, versuchen wir auf der Sitzgruppe liegend etwas zu schlafen. Der Seegang ist aber recht heftig, sodass wir ordentlich durchgeschüttelt werden und Schlaf ist nicht. An der ersten Zwischenstation der Insel Antikythera gehen wir wieder an Deck, beobachten die routinierten Abläufe des Anlegemanövers. Der Zwischenstopp geht schnell vonstatten, nur ein Fahrzeug und ein paar Personen kommen hinzu. Wir ziehen uns wieder in die Lounge zurück, schreiben an unserem Tagebuch und zum Zwischenstopp im Hafen Diakofti der Insel Kythera gehen wir wieder an Deck. Hier ist einiges los, eine Menge Autos, LKWs und sogar ein paar WoMos wollen in den Schiffsbauch und der Stopp zieht sich eineinhalb Stunden hin. Irgendwie scheint es Probleme zu geben. Ob es Platzmangel ist, keine Ahnung. Die Einweiser stehen mitunter ratlos herum, es tut sich minutenlang nichts, irgendwann wird dann ein besonders kleiner Kleinwagen von der hintersten Reihe in den Schiffsbauch gewiesen. Alle umstehenden verfolgen mit Spannung das Geschehen und jeder gibt seinen Senf dazu. Ein besonders Problem scheint ein Schweizer Gespann aus WoMo und Anhänger mit Land Rover drauf, darzustellen. Es werden fast Wetten abgeschlossen, ob dieses Gefährt an der Rampe aufsitzt beim rückwärts Einfahren. Es geht gut und irgendwann sind dann tatsächlich alle Fahrzeuge verstaut und es geht weiter Richtung Gythio. Das Wetter ist mittlerweile richtig gut, die Sonne scheint und der Wellengang hat sich beruhigt. Mit Verspätung legen wir kurz vor vier im Hafen von Gythio an und das Ausladen geht rechts zügig voran, sodass wir schon sehr bald am Campingplatz Mani Beach ankommen. Wir stehen am gleichen Platz wie vor 4 Wochen direkt am Strand.
Das Wetter in den kommenden Tagen soll scheußlich werden, am Abend beim Essen in Takis Taverne nebenan, bekommt die Hälfte der Gäste eine Katastrophenwarnung über bevorstehendes Unwetter mit Gewitter und Starkregen.