Griechenland 2021 – Venedig – Patras – Delphi – Nafplio

Tag 1 – 24.08.2021 – Regensburg – Venedig (Fusina)

Das Läuten des Weckers um 4.15 Uhr hören wir nicht, wir sind längst wach und wuseln durch Bad und Haus um ja nichts zu vergessen. Kleines Frühstück mit Banane und Weintrauben, dazu ein Butterbrot mit etwas Honig. Punkt 5:00 Uhr am Morgen des 24. August 2021 starten wir mit unseren Grand California in Richtung Venedig. Noch ist es dunkle Nacht und mit 13 Grad und Nieselregen eines August-Sommertags nicht würdig. Es erstaunt uns, wie belebt um diese frühe Morgenstunde die Straßen sind. Wir kommen gut um München herum, ab dem Irschenberg regnet es ordentlich und aus den Wiesen und Wäldern steigt dichter weißer Dunst. Da backen die Hasen Küchl, sagten wir als Kinder zu diesem Wetterphänomen. Wir kommen weiter gut vorwärts, selbst am Brenner geht es zügig durch und nur wenige Kilometer weiter, reißt der Himmel auf und es wird wärmer und wärmer. Als wir gegen 13.30 Uhr am Campingplatz Fusina ankommen, zeigt das Thermometer 31 Grad. Einchecken und Platzsuche sind schnell erledigt, es klappt wie am Schnürchen. Von unserem Stellplatz in der zweiten Reihe, sehen wir in der Ferne Venedig mit Markusplatz und der Kirche Santa Maria della Salute.

Kleine Verwirrung als Winfried von der Anek Fährlinie eine SMS bekommt, die hauptsächlich in Griechisch verfasst ist, aber auch die englischen Passagen ergeben keinen Sinn. Irgendwie geht es abermals um ein sogenanntes PLF-Formular, das für die Einreise nach Griechenland erforderlich ist. Jetzt auch für Italien? Wir sind ratlos. Ich befrage kurzerhand unsere Stellplatznachbarn, ein Berliner Paar in unserem Alter, die ebenfalls zur Fähre nach Patras wollen. Auch dort kam besagte SMS an, aber auch dort wird sie nicht verstanden und so beschließen wir, das Ganze zu ignorieren.

Am Abend, nach leckeren Spaghetti aglio e olio von Nudelmeister Winfried, wir spielen gerade mal wieder Romme, kommt unser Berliner Stellplatznachbar und wir setzen uns kurzerhand für den Abend zusammen, ein netter Tagesausklang.

Tag 2 – 25.08.2021 – Tag der Fähre

Kurz nach halb acht, das Brummen eines starken DIeselmotors vom Meer her. Der Seelenverkäufer namens ASTERION II der Anek Superfast, die Fähre, die uns nach Griechenland bringen soll, wird von einem Schlepper vorbei zur Anlegestelle gezogen. Wir erledigen unsere Morgentoilette und nach einem knappen Frühstück brechen wir auf zum nahegelegenen Fährhafen Fusina. Das war doch mal einfach zu finden und es gibt ausreichend Parkplätze. Wenn wir da zurückdenken an unsere Sizilienreise und den Fährhafen von Genua. Ein Grauß. Ein Straßengewirr von unter- und übereinanderführenden Straßen kreuz und quer, vor dem selbst Google und Co. kapituliert haben.Vor dem Gebäude mit dem Ticketschalter hat sich bereits eine Menschenschlange mit Griechenlandreisenden gebildet, den Zugang zum Gebäude bewachen zwei Uniformierte. Wir stellen uns ganz hinten an, natürlich in gebotenem Abstand zum Vordermann und nach gut einer halben Stunde sind wir bis zu den Wachhabenden vorgedrungen. Unser PLF-Formular wird geprüft und lobend quittiert und Reisereservierung und Impfzertifikate werden kontrolliert. Alles in Ordnung, wir sind bereit für das Hafengebäude, das allerdings nur einer von uns beiden betreten darf: „One Person, two passes.“ Mit den Tickets in der Hand fahren wir gleich Richtung Einschiffung und prompt werden wir, vorbei an einer wartenden Schlange von PKWs, direkt in den Bauch des Schiffes geleitet, nicht aber ohne dass vorher weitere gefühlte 15 Mal unsere Pässe und Tickets einer Sichtung unterzogen werden. Selbstverständlich verbunden mit der Überprüfung des Nummernschildes unseres Fahrzeugs. Ehe wir uns versehen sind wir im stickigen Garagendeck platziert und zwischen LKW-Riesen eingepfercht. Das ging jetzt aber flott und wir sind noch gar nicht richtig ausgestattet für unseren Schiffsgang. Wir packen noch in aller Hast etwas Ess- und Trinkbares zusammen und mit unseren kleinen Rucksäcken gehts zur Rezeption. Zimmer 8106 wird uns zugewiesen. Ein Angestellter geleitet und dorthin und da sind wir. Der Kühlschrank im Auto ist noch an und wir haben weder Stromzufuhr noch Sonnenschein, der für die erforderliche Energie sorgen kann. Winfried eilt zurück in die Garage und erledigt das Notwendige. Die Kabine ist kalt wie ein Eiskeller, warum um alles in der Welt müssen Klimaanlagen Räume auf Kühlschrankniveau herunterkühlen? So machen wir uns auf Erkundungsgang durch das Schiff und lassen uns vorerst auf zwei Stühlen an der Reling nieder. Kurz vor dem Ablegen gegen 11.45 Uhr wechseln wir auf die andere Schiffsseite und schwarzer Rauch aus den Schornsteinen kündet von der naheliegenden Abfahrt.  Bei strahlend blauem Himmel und angenehmer Temperatur gleitet die Fähre langsam durch die Lagune von Venedig. Direkt gegenüber grüßen Campanile und Dogenpalast, die Silhouette von Venedig begleitet uns noch eine halbe Stunde während unsere Fähre in einem weiten Bogen Richtung offenes Meer strebt. 

Winfried will aus der Kabine einen kleinen Imbiss holen, während ich unsere beiden Stühle auf Deck bewache. Einmal kurz aus den Augen gelassen und weg sind sie. Es dauert und dauert, Winfried kommt nicht wieder. Als er nach einer knappen Stunde wieder auftaucht, hat er eine kleine Odyssee hinter sich. Die Schlüsselkarte verwehrt ihm den Zutritt und keiner der Angestellten ist in der Lage oder willens Abhilfe zu schaffen. So lässt man ihn immer wieder einfach nur stehen ohne sich um sein Anliegen zu kümmern. Irgendwann erbarmt sich dann doch einer, aber auch der kann die Türe mit der Karte nicht öffnen. Mit einem Generalschlüssel verschafft man sich Zugang und schon ist der Angestellte wieder verschwunden. Die Schlüsselkarte sperrt noch immer nicht. Und so weiter…… Irgendwann am Nachmittag werden wir ausgerufen und so eile ich zur Rezeption. Ein Herr geleitet mich mit neu programmierten Karten zur Kabine, aber nein, sie lässt sich nicht öffnen. Etwas ratlos schlägt er mehrfach gegen die Tür, wieder nichts. Nochmal ein paar Schläge und siehe da, die Tür geht auf.
Die ASTERION II ist schon ordentlich in die Jahre gekommen, die Kabine ist soweit in Ordnung, beim Blick in die Dusche wird mir klar, dass wir unsere Badelatschen hätten mitnehmen sollen. Aber zu spät, nach dem Ablegen der Fähre ist uns der Zugang zum Auto bis zur Ausschiffung in ca. 33 Stunden verwehrt.  

Nach einem ausgedehnten Mittagsschläfchen gehen wir zum Aufwärmen wieder zurück an Deck Richtung Bar und es gibt eine kleine Lesung aus unserem mitgebrachten Buch „Die Zweisamkeit der Einzelgänger“ von Joachim Meyerhoff. Der Nachmittag zieht sich. Am frühen Abend ist es Zeit für unser erstes Mythos-Bier, es wird hier vom Fass ausgeschenkt, allerdings in Plastikbechern. Beide müssen wir feststellen, dass es nicht ganz der exorbitante Genuss ist, den wir erwartet haben.Das Abendessen im Selbstbedienungsrestaurant, bestehend aus Spaghetti Bolognese für Winfried und gebratenen Hähnchenschenkel mit Pommes Frites für mich, ist ganz in Ordnung. Draußen versinkt inzwischen malerisch die feuerrote Sonne im Meer, lediglich die schmutzigen Bullaugen trüben das Bild. Den weiteren Abend verbringen wir smalltalkend mit unseren neuen Bekannten Conny und Berni aus Berlin. Gegen 11.00 Uhr ziehen wir uns in unsere Kühlschrankkabine zurück und wärmen unsere Füsse zusätzlich mit Jacken und Handtüchern. 

Tag 3 – 26.08.2021 – Fähre – Patras

Die Nacht verläuft ruhig, lediglich das Dauerbrummen der Klimaanlage stört die Ruhe. Erstaunlicherweise hat es uns nachts nicht gefroren. In unserer Innenkabine ist es immer Nacht, und so hilft nur ein Blick auf die Uhr. Gegen 8.00 Uhr stehen wir auf und eilen ins Restaurant zum Frühstück. Es ist trübe, in der Nacht hat es geregnet, die Temperatur ist sehr angenehm. Nach einem kleinen Schiffsrundgang beschließe ich, mich jetzt ans Haarewaschen zu machen. Winfried will in der Zwischenzeit lesen. Frisch geduscht mit nassen Haaren kann ich Winfried bei der Schiffsdurchquerung nicht ausfindig machen. Dafür treffe ich an Deck auf unsere neuen Freunde aus Berlin. Bernd weist mich zum Stuhl neben sich. Er zieht ein längliches, an der einen Stirnseite durchbohrtes Holzstückchen in Form eines Quaders aus der Tasche, im länglichen Loch steckt ein Holzstift mit einer Verdickung am Ende. Auf der gegenüberliegenden Stirnseite ragt einige Millimeter ein zylindrisches Holzteil heraus, an zwei Stellen sind rötliche Markierungen zu sehen. Bernd erklärt, hier sei ein Gummi befestigt, der im Inneren eine Schlaufe bildet. Er schiebt den Stift bedächtig unter leichten Drehbewegungen ins Holzteil, zieht den Stift dann wieder ein Stück heraus. Schließlich lässt er den Stift los und dieser schnellt zurück in das längliche Holzteil, ein Zeichen, dass er den Gummi gegriffen hat. Ich versuche das ganze bestimmt 10 mal, es gelingt mir aber nicht, den Gummi zu greifen. Zur Lösung des Rätsels später …

Wir unterhalten uns noch weiter über das Leben, über Krankheiten, Conny ist gerade ins Schiffsinnere um ihre Medikamente einzunehmen.

Da Winfried noch immer nicht zu sehen ist, mache ich mich erneut auf die Suche und finde ihn schließlich lesend in einem der Innenräume. Zurück an Deck sitzen wir dann zu viert aufgereiht und schauen hinaus aufs Meer und reden über dies und das. Wir sind nahe der Küste Albaniens, demnächst müsste Korfu auftauchen. So ist es, die Fähre nimmt den Weg zwischen Albanien und Korfu. Wir steuern auf Igoumenitsa zu, unserem einzigen Zwischenstopp.

Dort liegt Korfu

Bis dahin vergeht allerdings noch viel Zeit, die wir Mittag essend im Restaurant, redend und schlafend zubringen. Wieder zurück an Deck hat sich der Himmel verdunkelt, es zieht ein Gewitter auf. Wir suchen Zuflucht unter dem Dach der Bordbar. Blitze zucken, Donner grollt und es beginnt leicht zu regnen. Dieser steigert sich zum Wolkenbruch, und schon bald müssen wir unsere Füße hoch nehmen, um nicht von den einfallenden Wassermassen durchnässt zu werden. Der Spuk ist schnell vorbei, es klart wieder auf und die Sonne kommt durch. Eine Lautsprecherdurchsage, besser gesagt ein Lautsprechergenuschel, bittet Passagiere, die In Igoumentisa aussteigen wollen, sich bereit zu machen. Wir beobachten das Anlegemanöver. Überall geschäftiges Treiben, die Rampe für die Ausfahrt der Fahrzeuge wird ausgefahren, riesige Taue werden an Land geworfen und an Poldern befestigt. Langsam wird das Schiff ans Ufer manövriert. Doch plötzlich schießt eine riesige Fontäne links neben der Rampe meterhoch in den Himmel. Eine gelbliche Brühe ergießt sich auf das Arbeitsdeck. Auf dem Gästedeck 8 fliehen die Umstehenden auf die andere Schiffsseite. Hektischen Treiben und Gebrüll. Es dauert eine Weile bis es geling, die Fontäne zu bändigen. Ein seltsamer Geruch breitet sich aus und wir befürchten, dass dieser unserer Gesundheit nicht zuträglich ist. Bernd, der Berliner, aber weiß, dass es sich um sog. Bohrmilch handelt, ein Gemisch aus Öl und Wasser, das zum Kühlen bei der Metallbearbeitung Verwendung findet: „Da ist ein Ventil geplatzt. So etwas passiert häufiger“ meint er.

Die Fähre verlässt Igoumenitsa, in ein paar Stunden werden wir in Patras sein. Es muss noch entschieden werden, wer die erste Wegstrecke fährt. Das Los entscheidet sich für Winfried. Gegen halb neun geben wir unsere Kabinenkarten an der Rezeption ab und warten nun in der Lobby bis wir in die Garage gerufen werden. Erst nach halb zehn ist es dann soweit, wir gehen auf Parkdeck 5, suchen unser Auto und werden schließlich fündig. In der Garage ist die Luft zum Schneiden und es ist stickig heiß. Hektisches Treiben und lautes Geschrei der Anweiser. Es dauert noch eine Weile bis wir an der Reihe sind, an uns vorbei suchen riesige Laster den Weg ins Freie. Endlich, wir können starten, nur wohin? Der Anweiser schreit und fuchtelt derart unverständlich in alle Richtungen gleichzeitig, dass Winfried fast kapituliert. Irgendwann stehen wir an der Rampe abwärts, sehen schon ins Freie, werden aber nochmals angehalten um einer Kolonne von Zugmaschinen den Weg in die Fähre freizuhalten. Gegen 22 Uhr sind wir endlich draußen, erwischen aber die falsche Spur, so dass wir von einem Bediensteten angehalten und gerügt, unsere Impfnachweise und das PLF-Dokument erneut vorzeigen müssen. Dann gehts endlich raus auf die Straßen von Patras. Für die erste Nacht wollen wir unser Glück am Campingplatz in Lampiri, etwas 30 km von Patras entfernt, versuchen. Unser Weg führt Richtung Athen, zum Teil über die gebührenpflichtige Autobahn. Beim Bezahlen der Maut erleben wir unsere erste Überraschung. Anstatt 2,20 €, die PKWs und Fahrzeuge bis zu einer Höhe von 2,20m zahlen, sind bei uns 5.60 € fällig. Und das für eine recht kurze Strecke. Da werden wir künftig Autobahnen meiden, soweit es möglich ist. Punkt 23 Uhr kommen wir am Campingplatz an und siehe da, wir werden noch aufgenommen. Schnell ist uns ein Plätzchen zugewiesen, ein Pass eingezogen und mit einem Kalinichta werden wir in die Nacht verabschiedet. Direkt, zwei Terrassenstufen unter uns, ist die Strandbar noch geöffnet und so nehmen wir unser erstes Alpha-Bier zu uns und blicken aufs Meer. Wie schön.

Bevor wir uns zur Nachtruhe begeben können, müssen auf der rechten Fahrzeugseite noch die Keile untergelegt werden. Und dann unsere erste Nacht in Griechenland.

Tag 4 – 27.08.2021 – Tsolis Camping Lampiri

Die Nacht war angenehm. Morgens ist es bewölkt, zum Frühstück im Freien mit schönem Blick aufs Meer, gibts altes Brot, Butter, Banane, Apfel und Kaffee. Ein Gewitter zieht auf und es beginnt immer wieder leicht zu regnen. Stühle rein, Stühle raus …

Unser Platz liegt direkt am Treppenabgang zum Strand und ist im Vergleich zu den anderen Stellplätzen doch recht klein. Da wir gerne noch ein oder zwei Tage bleiben würden, halte ich Ausschau nach einem andern schönen Platz. Noch ist nichts frei, aber einige Besucher scheinen Ihre Zelte abzubrechen. Und so wird schon bald ein sehr schöner Platz unter großen Pinien mit direktem Blick zum Meer frei. An der Rezeption bekommen wir ein ok und so ist der Umzug schnell vollzogen.

Am Campingplatz Tsolis in Lampiri

Es folgen etwas Schreibarbeit bei Wini und Computerarbeit bei Lu. Am späten Vormittag haben sich alle Wolken verzogen und die Sonne strahlt vom blauen griechischen Himmel, wie man es erwartet. Wir gehen die wenigen Meter mit unseren Stühlen zum Strand und lassen uns in der Sonne nieder. Oh, tut das gut. Wir sind noch nicht aufgeheizt genug und so halten wir vorerst nur unsere Füße ins Wasser. Wir lesen, Winfried weiter an den Einzelgängern und ich beginne mit Jörg Maurers „Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt“.

Am frühen Nachmittag kehren wir zum Auto zurück und machen uns per Rad auf zu einem ca. 4 km entfernten Supermarkt. Immer wieder sehen wir links und rechts der Straße Spuren von Bränden, eine Ferienanlage vollständig zerstört, vielfach sind auch nur kleine Abschnitte betroffen. Wir decken uns für die nächsten Tage mit Lebensmitteln ein. Auf dem Rückweg schauen wir uns in der abgebrannten Ferienanlage um. Ein trauriger Anblick.

Brandspuren

Zurück entscheidet sich Winfried für ein Schläfchen im Bulli und ich arbeite zunächst etwas am Computer und nun bin ich so aufgewärmt, dass ich einen Wassergang wage. Ich wähle den Zugang über die Stufen am Holzsteg. Das Wasser ist sehr angenehm erfrischend. Herrlich.

Wir essen in der Strandbar zu Abend und entscheiden uns beide für Alsterbier vom Fass (warum gibts hier holländisches Bier vom Fass und kein griechisches?) und Hähnchenspieße mit Pita, Tsaziki, Pommes und kleinem Salat. Mal sehen, ob dieses Souflaki mit dem der Kreter in Lentas mithalten kann. Mitnichten, die Fleischstückchen sehen etwas undefinierbar aus und so nehmen wir vorab zur Desinfektion erstmal einen kleinen Ouzo. Das wird leider nicht unsere Lieblingsküche.

Es ist viel los in der Bar und die einzige Bedienung kommt gar nich hinterher. Wir beobachten die Kinder am Steg, wie sie mit bombastischem Anlauf ins Wasser plumpsen. Ein Junge tänzelt auf dem Steg theatralisch umher, ein Girly wird von ihrer Freundin in allem möglichen und unmöglichen Posen fotografiert.

Zurück am WoMo gibts das obligatorische Kartenspiel, Lu gewinnt wieder 😉

Tag 5 – Samstag, 28.08.2021 – Strand- und Lesetag

Nicht viel zu berichten heute. Frühstücken, Lesen, schreiben, sonnen am Strand, essen, Mittagsschläfchen, wieder lesen usw ….

Am Campingplatz gibt es heute ein seltsames Treiben, immer mehr junge festlich gekleidete Menschen tauchen auf, ein weißes Kleid wird über den Platz getragen. Alles spielt sich um das Windmühlengebäude herum ab. Schließlich, so gegen 17.00 Uhr, schreitet eine Braut ihrem Zukünfigen entgegen, über uns kreist eine Drohne, alles wird zigfach abfotografiert. Die Hochzeitsgesellschaft entzieht sich schließlich unseren Blicken und am Campingplatz herrscht wieder das ganz normale Treiben.

Tag 6 – Sonntag, 29.08.2021 – Fahrt nach Delphi

Als ich gegen sieben Uhr morgens zum vierten Mal aufstehe, um meine Blase zu entleeren (wird das mit zunehmendem Alter noch schlimmer?), beschließe ich gleich ganz aufzustehen und ein kleines Erfrischungsbad im Meer zu nehmen. Schließlich wollen wir heute nach Delphi und da heißt es erstmal adieu Meer. Die Sonne war erst aufgegangen, der Himmel strahlend blau, ebenso das Meer, was will man mehr. Ich bin ganz alleine am Strand, lediglich der Hausel der Beachbar werkelt schon herum. Der Campingplatz und seine Gäste liegen noch im sonntäglichen Morgenschlaf.

Das Bad im kühlen Nass ist wohltuend erfrischend. Danach sofort unter die Dusche, frühstücken und klar Schiff zum Auslaufen machen. Wir bezahlen 71 Euro für drei Nächte, zwei davon mit Strom. Das ist ok. Der Campingplatzchef schenkt uns noch Olivenöl: „The best!“ Ja, natürlich 😉

Gut zwei Stunden dauert die Fahrt nach Delphi, besser gesagt zum nahe gelegenen Campingplatz Apollon. Unser Weg führt uns zunächst Richtung Patras, wir ignorieren die Autobahn und nehmen die bestens ausgebaute kostenlose Alternative. Für die Überquerung der Riobrücke über die Meerenge am Eingang zum Golf von Korinth löhnen wir 20,30 € Maut. Die nächsten 90 km führen mehr oder weniger am Meer entlang, mitunter geht es rauf und wieder runter. Immer wieder sehen wir an der Küste einzelne WoMos stehen. Schöne Plätzchen scheint es hier zu geben. Der Landstreifen zwischen Küste und aufsteigenden Hügeln ist meist sehr schmal. Bei Itea biegen wir links ab in die Berge und folgen der Wegweisung nach Delphi, wo wir nach etwa zehn Kilometern und einigen Haarnadelkurven am Campingplatz Apollon ankommen. Es gibt jede Menge freie Plätze mit mehr oder weniger freier Sicht ins Tal bis hin zum Meer, mehr oder weniger beschattet und wie meist, sind wir uns zunächst nicht einig, welchem Platz wir den Vorrang geben wollen. Winfried legt größeren Wert auf Nähe zum Strom, Nähe zu den Sanitäranlagen, besonders geraden Untergrund, ich will eine schöne Aussicht, schöne Bäume, ausreichend Schatten. Wir stellen uns zunächst auf Winfrieds Favoriten, nach Abfahrt eines großen Campers aus Friedberg stellen wir beide fest, dass dieser die bessere Wahl ist. Kurz umgeparkt, Fahrräder und Fahrradträger runter, Dachluken auf, Strom ran, Tisch und Stühle raus ….

auf dem Campingplatz Apollo

Und schon sind wir bereit für den Pool, wo wir nach einem kleinen Erfrischungsbad zwei bereitstehende Liegen besetzen, je ein kleines Mythos mit Croissant zu uns nehmen und lesend und schreibend einen beschaulichen Nachmittag verbringen. Später, wenn die Schatten länger werden und die Sonne nicht ganz so unbarmherzig brennt, wollen wir mit den Rädern zum „Nabel der Welt“, zu dem Delphi einst von den Adlern des Zeus bestimmt wurde. Gegen halb vier Uhr brechen wir auf. Es sind nur etwa drei km, allerdings drehen wir im Ort Delphi ein paar Ehrenrunden, bis wir die richtige Einbahnstraße Richtung Welterbe erwischen. Das Museum lassen wir zunächst links liegen und stellen unsere Räder 200 m weiter direkt vor dem Eingang zum Außengelände ab. Die Kasse ist nicht besetzt. Eine Frau, die wohl zum Personal gehört, telefoniert aufgeregt. Nachdem die Dame ihr Telefonat beendet hat, gibt sie uns zu verstehen, dass wir noch etwas warten müssten, da noch nicht klar ist ob das Gelände eventuell wegen eines ausgebrochenen Feuers hinter dem Berg geschlossen und geräumt wird. So ist es dann auch. Das etwas entfernte Museum ist weiter zugänglich, wir erwerben eine Karte und gehen ein paar Minuten zum Museumsgebäude. Wir bekommen schöne Exponate zu sehen, viele mehr oder weniger gut erhaltene Statuen, Säulenstümpfe, reich figural verzierte Tympanons, Säulenbasen und Kapitelle und natürlich den Omphalos, den „Nabel der Welt“, einen reichlich mit Wollgirlanden verzierten Kultstein aus dem Apollontempel, der der Sage nach als Meteorit vom Himmel gefallen sein soll.

„Der Nabel der Welt“ im Museum Delphi

Wir verlassen das Museum und fahren ein Stück weiter Richtung Tempel der Athene. Aber auch der Zugang zu diesem Areal bleibt uns für heute verwehrt. Kleinflugzeuge und Hubschrauber fliegen pausenlos über uns hinweg, vermutlich Löschflugzeuge. Allerorts hört man Sirenengeheul. Die besonders wertvollen Gebäude werden vorsorglich mit Wasser besprengt.

Landschaft bei Delphi

Für heute treten wir den Rückzug an, versorgen uns in einem kleinen Supermarkt noch mit dem Notwendigsten, allem voran mit unserem geliebten Mythos und fahren zurück zum Campingplatz. Abends gibts Ratatoille von Lu und Rotwein. Beim anschließenden Kartenspiel gewinnt Lu.

Tag 7 – Montag, 30.08.2021 – Delphi

Gegen neun Uhr morgens machen wir uns mit dem Rad auf, um die Außenbereich von Delphi zu besichtigen. Die Feuer in der Umgebung sind wohl gelöscht und wir bekommen heute Einlass. Wir folgen der vorgeschlagenen Besichtigungsroute bergan und kommen zunächst zur römischen Agora, gefolgt von einigen Schatzhäusern, dernen Aussehen wir uns aber nur mit größer Phantasie vorstellen können. Besonders beeindruckend das Schatzhaus der Athener, das zur Gänze wiederhergestellt ist.

Schatzhaus der Athener in Delphi

Altar und Tempel des Apollon mit dem „Nabel der Welt“ bilden das Zentrum der Anlage, weiter oben folgen Theater und Stadion. Nach einer kleinen „Diskuswurfrunde“ treten wir den Rückweg zum Ausgang an und fahren weiter zum Areal des weithin sichtbaren Tholos und den beiden Athene-Tempel auf der gegenüberligenden Straßenseite. Vom Tholos, dem berühmten Rundbau, von dem drei Säulen der äußern Säulenreihe wieder aufgerichtet wurden, ahnt man noch heute die Vollendung des einstigen Bauwerks. Von den beiden Athene-Tempel, einem älternen und einem jüngeren ist nur noch ein Teil der Grundmauern zu sehen.

Auf dem Rückweg zum Campingplatz trinken wir auf der Terrasse einer In-Kneipe mit herrlichem Blick über die Berge der Phädriaden und übers Tal mit seinen Olivenhainen bis hin zum Meer, eine kalte griechische Cola. Dazu wird uns ein feines Blätterteigteilchen serviert.

Zurück am Campingplatz verbringen wir den restlichen Nachmittag am Pool mit Schwimmen, Lesen, Schreiben und Schlafen. Außer uns sind im Moment nur noch zwei italienische WoMos hier, am späten Nachmittag gesellt sich ein Grieche hinzu und gegen Abend bekommen wir Zuwachs von einem schweizer Paar mit einem ausgebauten Sprinter. Sehr nette Leute, wie wir bei einer kleinen Plauderei feststellen.

Abend essen wir im campingplatzeigenen Restaurant, suchen uns einen Platz direkt an der Außenbrüstung mit herrrlicher Aussicht in die Landschaft. Wir sind und bleiben auch die einzigen Gäste. Die Speisenkarte gibt nicht viel her, Winfried findet so gut wie gar nichts passends, so bestellt er Tsaziki als Vorspeise und griechischen Salat hinterher, ich entscheide mich für Gyros vom Huhn. Dazu bestellen wir „local red wine“ und Wasser. Der Wein ist scheußlich süß und schon beim ersten Schluck ahnen wir den Kopfschmerz. Weil wir davon ausgingen, dass hier der Hauswein immer trocken ist, haben wir das nicht extra bestellt. Wieder was gelernt! Das Essen ist so olala, muss man nicht haben. Dafür sind die Preise eher gehoben. Die Ausstattung des Lokals mit weißen und aprikotfarbenen Tischdecken und Hussen und ebensofarbigen Wänden wirken hier völlig deplaziert. Wie schön wäre hier eine einfache griechische Taverenenausstattung.

Tag 8 – Dienstag, 31.08.2021 – Kloster Osios Loukas und Ag. Nikolaos

Heute fahren wir weiter Richtung Süd-Osten. Endziel soll ein Strand bei Aliki am Golf von Korinth sein. Erstes Zwischenziel ist die Welterbe Klosteranlage Oisis Loukas inmitten einer bizzaren Landschaft.

Die Sonne steht schon sehr hoch und das Thermometer zeigt bereits über 30 Grad als wir weiter durch diese schöne Gebirgslandschaft fahren. An einer geeigneten Stelle lassen wir die Drohne über die Landschaft fliegen.

Nach Besichtigung der Klosteranlage erreichen wir nach etwa einer weiteren Stunde Fahrt Ag. Nikolaos direkt am Meer gelegen. Hier gäbe es evt. eine Stellmöglichkeit für die Nacht. Campingplätze oder offizielle Stellplätze gibt es hier anscheinend nicht. Wir fahren weiter ins drei Kilometer entfernte Aliki, hier sehen wir keine passende Stelle für uns und so fahren wir zurück nach Ag. Nikolaos und finden ein schönes Plätzchen am Ende der Bucht. Außer uns ist nur noch ein Paar aus Großbritannien mit dem WoMo hier. Das Wasser ist sehr angenehm, fast schon etwas zu warm. Winfried muss sich ärgern, seine Drohnenaufnahmen lassen sich nicht überspielen. Den Tag beschließen wir mit Nudeln Arrabiata und Rotwein. Bis wir uns in unsere Koje zurückziehen, sitzen wir am Meer, lauschen den Wellen und beobachten den Sternenhimmel.

Tag 9 – Mittwoch, 01.09.2021 – Fahrt bis Nafplio

Am Morgen liegt das Meer ruhig und glatt vor uns, nur sanfte Wellen schlagen ans Ufer, beim Rückzug nimmt das Wasser leise rollend Kiesel mit ins Meer. Die zangenförmige Bucht wirkt beinahe wie ein See. Kleine Inseln, die Gebirgskette am gegenüberliegenden Ufer des Golfs von Korinth und die Landzunge auf der rechten Seite lassen diesen Eindruck entstehen. Ich sitze vor unserem Auto, den Strand haben wir um diese Uhrzeit für uns allein. Gestern am späten Nachmittag wurde es hier recht belebt. Die einheimische Bevölkerung verbringt verständlicherweise wohl gerne den Feierabend am Strand. Touristen, zumindest außergriechische, sieht man hier gar nicht.

Wir fahren ein Stück weiter an der Küste entlang Richtung Süden. Unser nächster Halt ist die Festung von Aigolenses, eine Festungsanlage, deren lange Mauern sich einst bis zum Meer erstreckten. So ganz beeindruckend ist diese Anlage nicht, da zum Großteil geschlossen und Restaurierungsarbeiten im Gang sind. Den rekonstruierten Turm können wir über eine neue moderne Treppenanlage bequem erklimmen und gewinnen so einen etwas besseren Überblick. Wir gehen noch in die zwischen Festungsmauern eingeklemmte Kapelle. Winfried der Filmer entdeckt über dem Altar eine Ratte, kann sie aber leider nicht auf Video bannen, da seine Insta 360 spinnt und immer dann Aufnahmen macht, sobald sie ausgeschaltet ist und umgekehrt.

Wieder geht es ein Stück weiter in einen Küstenort namens Psatha. Dort am Strand neben der Straße lassen wir uns nieder und nehmen ein kühles Bad. Nach der Mittagsruhe beschließen wir für die Nacht nicht hier zu bleiben, dafür ist uns der Platz nicht schön genug. Wir wollen weiter zum Isthmus und, sollte sich nicht vorher eine andere Gelegenheit bieten, direkt nach Nafplio, bzw. zum 10 km davon entfernten Campingplatz New Triton bei Asini. Wir verlassen den Golf von Korinth und fahren Richtung Athen. Über den Isthmus will uns unser Navi über ein Brücklein, das nur bis max. 3 Tonnen befahren werden darf. Nein, darüber fahren wir nicht. Also, geht doch, es gibt eine bessere Alternative kaum einige 100 Meter entfernt. Kann man eigentlich Google Maps und Co. beibringen, dass man schwerer ist? Wir müssen das erkunden. Auf dem gegenüberliegenden Ufer haben sich ein paar Bullis niedergelassen. Hier wäre es doch auch für uns schön. Leider finden wir auf die schnelle den Zugang nicht und so gehts weiter, sehr schön die Küstenstraße am Meer entlang und schließlich sind wir kurz vor 19.00 Uhr am Campingplatz. Die letzten km waren ein Graus, erst schickt uns das Navi durch die Touristenmeile von Tolo, in der der Bär tobt, und dann, kurz vor unserem Ziel müssen wir auch noch durch ein so schmales Gässchen, dass wir die Außenspiegel einklappen müssen. Als uns auch noch ein Auto entgegenkommt, geht es weder vor noch zurück. Irgendwann erbarmt sich der entgegenkommende Grieche und fährt rückwärts zur einzigen Ausweichstelle. Endlich sind wir da, es gibt ausreichend Platz und Hugo ist auch da. Na endlich.

Tag 13 – Sonntag, 05.09.2021 – Burg Ancient Asini und Profitas Elias

Für heute sind ab Nachmittag Schauer angekündigt, morgens ist es bewölkt, gegen halb zehn ist wieder fast wolkenloser Himmel und wir nehmen nach dem Frühstück unser mittlerweile obligatorisches Morgenbad im Meer. Heute mit Experiment. Die Insta360 Kamera kommt unter Wasser zum Einsatz.

Unter Wasser

Vor der Wetteränderung wollen wir heute die Ruinen der Burg Asini, auf einem Kap vor dem Ort Tolo direkt am Meer, von unserem Campingplatz nur etwa einen Kilometer entfernt, erkunden. Minoisches Zyklopenmauerwerk mit gewaltigen Steinquadern, hellenische und römische Reste und Zisternen begleiten unseren Rundgang durch das Areal.

auf dem Burgberg von Asini

Wir fahren weiter Richtung Asini, um dem eiförmigen Bergkegel Profitas Elias näher zu kommen und ihn vielleicht sogar zu besteigen. In Asini biegen wir links zur Kirche hoch ab und nehmen dann weiter Schotterwege bis wir schließlich auf der gegenüberliegenden Bergseite einen Weg nach oben sehen. Wir parken unsere Räder und steigen die über 500 Stufen hoch zum Gipfel. Es ist Mittagszeit und nur zwei weitere Touristinnen sind um diese Zeit hier unterwegs. Die Griechen schütteln wahrscheinlich nur ihre Köpfe über soviel Bekloptheit und dösen weiter dem Nachmittag und Abend entgegen, wo sie dann bis spät nachts essen und lautstark palabern.

Oben angekommen sind wir vollkommen groggy, setzen uns erst auf eine der Bänke im Schatten eins Olivenbaumes und widmen uns dann dem herrlichen Rundumblick über fruchtbare Ebenen mit Olivenbäumen und Obstplantagen bis hin zum Meer. Noch kurz das unspektakuläre Innere des kleinen Kirchlein besichtigen und dann runter vom Berg. Die aufziehenden dunklen Wolken verheißen nichts Gutes.

Blick vom Profitas Elias

Zurück am Campingplatz gibts erstmal ein „Anlegerbier“, natürlich ein Mythos, der Regen lässt noch bis 18 Uhr auf sich warten. Ein Paar mit einem Bulli T5 aus Miesbach interessiert sich für unserem Grand California. Es ergibt sich eine nette Unterhaltung.

Tag 14 – Montag, 06.09.2021 – Nach Leonidio zum Campingplatz Semile

Heute geht es wieder ein Stück weiter Richtung Süden an der Westküste der Argolis. Zunächst aber die allgemeine Abreiseroutine am Campingplatz: Frühstück, Duschen, Dachluken zu, Wäscheleine ab, Stromkabel rein, Fahrradträger ran, Fahrräder rauf, Chemietoilettenbox leeren, Grauwasser ablassen, bezahlen … Für fünf Nächte incl. Strom zahlen wir 115 €, also 23 € am Tag. Das geht in Ordnung. Wir verabschieden uns von Hugo, hinterlassen unsere Kontaktdaten und dann geht es los, zunächst Richtung Nafplio und dann folgen wir weiter der Küstenstraße südwärts. Immer wieder entdecken wir schöne Buchten am Meer, die sich für einen Aufenthalt, evtl. Auch über Nacht eignen könnten, aber unser Ziel ist heute Leonidio, eine Kleinstadt an der Mündung des Dafnon. An Leonidio führt uns das Navi vorbei und schickt uns dann wieder mal einen vollkommen ungeeigneten Pfad zum Campingplatz Semeli, gut drei km von Leonidio entfernt im kleinen Fischerdorf Plakia.

Am Campingplatz finden wir schnell eine Bucht, erledigen das Notwendige, auch unser Sonnensegel wird unter viel Geschimpfe aufgebaut, dann ab zum Meer. Bei ordentlichem Wellengang und bewölkten Himmel verzichten wir auf den Wassergang. Als es bereits nach einer viertel Stunde leicht zu regnen beginnt, ziehen wir uns in unseren Bulli zu einem Nachmittagsschläfen zurück. Am späten Nachmittag fahren wir mit den Rädern ins Dorf Leonidio und sind ganz fasziniert von den meist schon in die Jahre gekommenen Häusern, die ihre Erker über die schmalen Gässchen recken, den vielen kleinen Geschäften die alles feilbieten, was man im Leben so braucht: vom Bäcker über den Kleiderladen hin zum Elektrogeschäft und selbst eine Tankstelle findet in dieser Enge ihren Platz. Im Schatten der Bäume der zahlreichen kleinen Straßencafes sitzen die Männer in Gruppen, sie winken uns zu, aber auch die hiesigen Frauen sieht man hier in Cafés. Hinter dem Dorf steigt eine gewaltige rote Felswand auf, auf der anderen Seite hat der Dafnon-Fluss einen tiefen wildromantischen Canon gegraben. Im Moment führt der Fluss kein Wasser, sicher ist das im Winter oder Frühling anders. Hier lebt man hauptsächlich vom Gemüseanbau wie die mit weißen Plastikhauben versehenen Treibhäuser in der Schwemmebene des Flusses weithin künden.

Wir fahren noch ein paar km weiter Richtung Kloster Elonis, beschließen aber, vorerst umzukehren und morgen mit dem Rad zum Kloster zu fahren. Zurück am Campingplatz gibt es heute Ratatouille aus eigener Produktion.

Tag 15 – Dienstag, 07.09.2021 – Fahrradtour zum Kloster Panagias Elonis

Wider Erwarten zeigt sich am Morgen strahlend blauer Himmel. Für heute waren Wolken angekündigt. Nach morgendlicher Routine schwingen wir uns auf die Räder und radeln kontinuierlich bergan, zunächst kaum merklich, später dann mehr und mehr ansteigend Richtung Kloster Elonis. Die Straße folgt dem tief unter der Strasse liegenden ausgetrockneten Flusslauf des Dafnon-Flusses und führt durch atemberaubende Gebirgslandschaft. Nach etwa 14 schweißtreibenden Kilometern erhaschen wir den ersten Blick auf das hoch oben an den Fels gelehnte Kloster Panagias Elonis.

Kloster Elonis
Blick zum Kloster Panagias Elonis

Der Gedanke, da mit dem Rad hoch zu müssen, macht mich schwindlig. Die herrliche Landschaft entlohnt unsere Mühen und so erreichen wir nach genau 20 km die Pforte des Klosters.

Die Klosteranlage selbst ist weit weniger spektakulär, als es die imposante Lage vermuten lässt. Nichts desto trotz, wir besichtigen die kleine Kirche, besteigen eine Vielzahl von Treppen und erleben immer wieder neue Ausblicke in die grandiose Landschaft.

Kirche im Kloster Elonis
Kirche im Kloster Elonis

Der Rückweg gestaltet sich vergleichsweise einfach, wir sausen mit unseren Rädern talwärts und erreichen mühelos unseren Campingplatz. Die Sonne steht hoch, es ist heiß, wir packen Badesachen, Brotzeit und Mythos und ab gehts an Meer. Am Spätnachmittag fahren wir an den Hafen von Plaka, Luftlinie grad mal einen halben Kilometer entfernt. Das kleine Örtchen gefällt uns so gut und so fragen wir kurzerhand unsere neuen Bekannten aus Miesbach/Holzkirchen/Rottach ob sie mit uns dorthin zum Abendessen gehen. Gabriele und Robert sind bereit und so verbringen wir einen kurzweiligen Abend, das Essen ist allerdings nicht so ganz nach unserem Geschmack.

Tag 16 – Mittwoch, 08.09.2021 – Mit dem Fahrrad zum Kloster Kloster Nikolaou Sintzas

Für heute haben wir uns das zweite Kloster hier in der Gegend, Nikolaou Sintzas, ca 10 km von unserm Campingplatz entfernt vorgenommen. Mit dem Rad geht es zunächst nach Leonidio, überqueren den Dafnou-Fluss heute nicht und folgen diesseits der Straße in Richtung des Klosters. Zunächst führt uns die Route durch schmale Gässchen des Örtchens und mündet dann in eine holprige Betonstraße, die von Olivenbäumen gesäumt ist. Die Straße windet sich aufwärts, wird zunehmend steiler und unsere Kräfte schwinden ebenfalls zusehens. Oben, immer noch sehr fern, tauchen die weißen Mauern des Klosters auf, die wie ein Schwalbennest an die rote Felswand geklebt sind. Endlich, Ross und Reiter sind am Ende ihrer Kräfte, stehen wir vor der Klosterpforte. Wir sind die einzigen Besucher, eine Nonne heißt uns mit einer Tüte Feigen und Weintrauben willkommen. Treppauf, treppab besichtigen wir das Kloster, das Kirchlein und bekommen schöne Ausblicke in die Landschaft bis nach Leonidio. Wieder kommt die Nonne auf uns zu, dieses Mal mit zwei Orangen und einer Tüte, die er noch vier Bonbons kleben hält sie mir entgegen. Ich greife nach einem Bonbon, sie drückt mir die zerknitterte Tüte komplett in die Hände. Ich bedanke mich, wir sind aber etwas ratlos, wie wir jetzt reagieren sollen. Geld, so heißt vermutlich das Zauberwort. Wir drücken ihr einen 5-Euro-Schein in die Hand, da wir ansonsten nur noch große Scheine haben. Aber 20 Euro Oder mehr möchten wir nicht geben. Wir verabschieden uns. Kurz bevor wir die Pforte erreicht haben, schallt eine grelle Schimpftirade übers Land, wütend und aufgebracht. Gilt das uns? Natürlich verstehen wir kein Wort, sind aber ordentlich irritiert. Die Beschimpfungen folgen uns noch einige Minuten.
mit den Rädern geht es abwärts bis die Bremsen qualmen. Wir machen Rast in Leonidio in einer kleinen lauschigen Gartentaverne und trinken Cola in Gesellschaft von einheimischen Männern. In einem kleinen Optikerladen ersteht Winfried noch eine RayBan Sonnenbrille, danach kaufen wir noch je einen halben Liter Tsipouri von der Peloponnes und Raki aus Kreta.